Kinderschutzbund: Bildungs- und Teilhabepaket erreicht Millionen Kinder nicht

Bildungs- und Teilhabepaket erreicht Millionen Kinder nicht – „Essener Erklärung“ mit Fünf-Punkte-Plan des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB) für mehr Bildungsgerechtigkeit

Der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB), Heinz Hilgers, hat heute auf einer Pressekonferenz anläßlich der Mitgliederversammlung des DKSB in Essen kritisiert, dass das Bildungs- und Teilhabepaket bei Millionen von Kindern versage. Der Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen in Deutschland hänge maßgeblich von der sozialen Herkunft ab. Ein Bündel von Maßnahmen sei erforderlich, um allen Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Der DSKSB fordere mehr Bildungsgerechtigkeit für alle Kinder.

Mehr als drei Millionen Kinder und Jugendliche hätten Anspruch auf das Bildungs- und Teilhabepaket (BuT), doch nur etwa 619.000 hätten die Leistungen aus dem BuT nach aktuellen Zahlen 2016 auch tatsächlich erreicht. Mehr als zwei Millionen bleiben ohne ausreichende Lernmittel, ohne Lernförderung und ohne richtigen Zugang zu Sport-, Kultur- und Freizeitangeboten. Das Bildungs- und Teilhabepaket versage also auf ganzer Linie.

Familien in höheren Einkommensgruppen investierten im Schnitt 3x so viel in die Bildung ihrer Kinder.

„Gerechtigkeit sieht anders aus“, sagt DKSB-Präsident Heinz Hilgers. „Lernmittelfreiheit bedeutet, dass Kindern Gegenstände wie Schulbücher oder Übungshefte kostenlos zur Verfügung gestellt werden. In manchen Bundesländern muss man aber zuzahlen. Wir wollen, dass alle Kinder und Jugendlichen die wichtigsten Lernmaterialien kostenfrei erhalten. Denn auch die hundert Euro aus dem Bildungs-und Teilhabepaket reichen einfach nicht.“

Prof. Dr. Ulrich Spie, Vorstandsvorsitzender des DKSB-Ortsverbandes Essen, fordert im Rahmen der „Essener Erklärung“ mehr Verantwortung und Finanzierung durch den Staat: „In unseren lernHÄUSERN fördern wir Schulkinder und begleiten sie während ihrer Schullaufbahn. Es ist skandalös, dass wir Spendenmittel dafür verwenden müssen, damit Kinder in die Lage versetzt werden, überhaupt einen Schulabschluss erlangen zu können.“

Insbesondere Kinder aus benachteiligten Lebenssituationen benötigten bestmögliche Entwicklungschancen, so Annette Müller, Fachbereichsleiterin Kindertagesstätten beim DKSB-Ortsverband Essen: „Chancengerechtigkeit ist nur dann zu erreichen, wenn die Potentiale der Kinder frühzeitig erkannt und Entwicklungsschritte begleitet werden. Gelingende Bildungsprozesse in der KiTa ermöglichen den Kindern einen guten Start in die Schule und das Leben.“

Der Deutsche Kinderschutzbund stellt fünf Forderungen an die Politik:

  • Das Bildungs-und Teilhabepaket muss abgeschafft und durch eine Kindergrundsicherung in Höhe von 619 Euro im Monat überflüssig gemacht werden.
  • Alle Basis-Lernmaterialien müssen an allen Schulformen in ganz Deutschland kostenfrei zu Verfügung stehen. Alle Kinder müssen Zugang zu Förderangeboten bekommen. Genauere Daten über den realen Schulbedarf müssen erhoben werden.
  • Schulen müssen für die hohen Bildungskosten von Eltern sensibilisiert werden.
  • Lernmittelfreiheit und Bildungs- und Teilhabepaket – wie aktuell ausgestaltet – sind keine Instrumente, um Bildungsgerechtigkeit wirklich herzustellen.
  • Grundlegende Maßnahmen und ein verändertes Bewusstsein sind notwendig, um allen Kindern gleich gute Bildungschancen zu bieten.

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