Ein Widerholungstäter berichtet hier im Forum Wermelskirchen. Von seiner Pilgerreise auf dem Camino Santiago, dem Jakobsweg. Von Oloron Ste. Marie bis Santiago de Compostela. Täglich, kurz und nur, soweit es mir auch möglich ist.
Im Jahr 2020 möchte ich zum Festtag des heiligen Jakobus wieder in Santiago ankommen Zu diesem Termin habe ich mich mit einigen Mitpilgern im letzten Jahr auf dem Camino Portuges da Costa in Santiago de Compostela verabredet. Wir halten über WhatsApp locker Kontakt.
Dieses Jahr mache ich mich wieder auf den Weg. Ich werde die erste, der drei Jahresetappen, von Oloron Ste. Marie über den Somport-Pass bis nach Santo Domingo de la Calzada pilgern. Ich begebe mich also auf die letzten drei Tagesetappen der „Via Tolsana“. Weiter auf den Camino Aragonés und den Camino Francés. Damit befinde ich mich auf drei der vielen Pilgerwege des europäischen Pilgerwegenetzes nach Santiago de Compostela. Zum Grab des heiligen Jakobus.
Der Rucksack ist gepackt. Es ist mir mal wieder nicht gelungen, das Gewicht auf acht Kilo ohne Wasser und Verpflegung zu reduzieren. Bei meiner ersten Pilgerreise auf einem Teilstück des Camino Frances im Jahre 2008, waren es noch mehr als 14 Kilo.
Widerholungstäter – wieso, weshalb?
Zum Pilger wurde ich auf meiner ersten Pilgerreise von Saint Jean Pied de Port nach Santiago de Compostela, dem Camino Frances, im Jahre 2012. Seitdem läßt mich der Jakobsweg nicht mehr los. Eine Reise, mit der ich die eher unerfreuliche Zeit einer längeren Erkrankung abschließen wollte. Einer Reise zu mir, zu meinen Ängsten und Hoffnungen, zu meinem Glauben.
Kein Abschluß, sondern ein Anfang. Dies war mir noch vor dem Ankommen in der Kathedrale von Santiago klar. Es war der Beginn, mich aus einem neuen Blickwinkel zu sehen. Mit meinen Ängsten und Hoffnungen, meinem Glauben und meinem bisherigem Leben. Mich so zu akzeptieren, wie Gott mich geschaffen hat. Mit allen Facetten, die mich als Person ausmachen. Und damit veränderte sich auch meine Sicht auf meine Mitmenschen.
Der Weg, der Camino Santiago, erdet mich mit seiner sehr individuellen Spiritualität. Spendet mir die Kraft, um meinen Alltag mit seinen vielfältigen Aufgaben und Herausforderungen leben zu können. Dies vermag sonst nur noch ein Ort, die Abbaye Pierre qui Vire.
Heute werde ich von Cornelia Seng und meinen Freunden in der Andacht vor dem Café International gesegnet. Ob Christ, Moslem oder anderem Glaubens. So wird meine Pilgerreise unter dem besonderen Schutz Gottes stehen.
Morgen um 6:44 Uhr fährt der Zug von Köln, der mich an den Fuß der Pyrenäen bringen wird. Meine Füße sind schon ganz unruhig!
Anja und ich wünschen Dir eine fantastische Pilgerreise. Bis heute Abend lieber Stefan.