Darum brauchen wir den Internationalen Frauentag (noch)

Wir entnehmen den nachfolgenden Beitrag von Anita Grupp zum Internationalen Frauentag mit freundlicher Genehmigung von in-gl, dem Bürgerportal Bergisch Gladbach:

Von Anita Grupp

Warum fällt es uns Frauen so schwer, die Gleichberechtigung einzufordern? Warum fällt es den Männern so schwer, sie ernst zu nehmen? Solange das so ist, brauchen wir den Internationalen Tag der Frau!

Vor kurzem plädierte unser 11-jähriger Sohn dafür, die Gleichberechtigung der Frauen doch endlich gesetzlich festzuschreiben. Es sei ja nicht gerecht, dass Frauen weniger verdienen als Männer.

Wind auf meine Mühlen! Ich erklärte meinem Sohn, dass die Gleichberechtigung von Männern und Frauen seit 1949 im Grundgesetz verankert ist. Seit 1994 ist der Staat verpflichtet, die tatsächliche Gleichbehandlung durchzusetzen:

„Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.” Grundgesetz, Artikel 3 (3)

Daraufhin verstand er die Welt nicht mehr: „Warum halten sich die Leute nicht an die Gesetze? Warum werden die, die sich nicht daran halten, nicht verklagt?“

Gute Fragen! Warum fällt es uns Frauen so schwer, dieses Grundrecht einzufordern, und den Männern, es ernst zu nehmen? Ein Grund, beim Tag der Frau an diese Ungleichheit zu erinnern und anzuklagen. Solange das noch so ist, brauchen wir den Internationalen Tag der Frau!

„Ich geh doch den ganzen Tag arbeiten!“, ist das Argument vieler Männer, wenn sie sich an der Hausarbeit beteiligen sollen. Und wir Frauen versuchen, uns zu rechtfertigen, dass wir ja auch arbeiten und was wir den ganzen Tag getan haben.

Frauen haben immer noch die Doppelbelastung von Haushalt und Familie. Laut Statistischem Bundesamt Wiesbaden vom Januar 2016 sind in Deutschland 73 Prozent der Frauen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren erwerbstätig, 82 Prozent der Männer. Wir Frauen tragen also fast gleich zum Bruttosozialprodukt bei, UND machen in der Regel häufig noch den Haushalt und erziehen die Kinder! Solange das noch so ist, brauchen wir den Internationalen Tag der Frau!

Alleinerziehende Väter werden bestaunt und gelobt – tolle Männer! Alleinerziehende Frauen werden bemitleidet und womöglich als Rabenmütter verurteilt, wenn sie in den Augen der anderen zu wenig Zeit für ihre Kinder haben.

Gibt es eigentlich auch das Wort „Rabenväter“? (Hier zeigt übrigens mein Rechtschreibprogramm einen Fehler an – „Rabenmütter“ akzeptiert es!) Solange das noch so ist, brauchen wir den Internationalen Tag der Frau!

Frauen werden eher auf das Äußere reduziert als Männer. Frauen werden oft immer noch als Objekte gesehen – seit der „Me-Too-Kampagne“ endlich wieder in der Öffentlichkeit.

Es war ein langer und harter Weg und Kampf, bei der Gleichberechtigung von Mann und Frau bis hierher zu kommen. Wir sind noch nicht am Ende des Weges!

Wir brauchen den Internationalen Tag der Frau, um unseren Kindern immer wieder zu erzählen, wie die Situation der Frauen bisher war. Für unsere Kinder unvorstellbar, dass z.B. Frauen das Einverständnis der Ehemänner oder Väter einholen mussten, um arbeiten zu gehen.

Genauso unvorstellbar, dass das Grundrecht auf Gleichbehandlung noch nicht umgesetzt ist. Solange das noch so ist, brauchen wir den Internationalen Tag der Frau!

Was wünsche ich mir?

Es ist die Haltung, die Einstellung, die den Internationalen Tag der Frau nötig macht Ich wünsche mir, dass die Haltungsänderung der Rollen weiter angetrieben wird. Wir brauchen die Sensibilisierung und Diskussion. Ich brauche keine rollenden Augen und genervtes Stöhnen:„Emanze!“, wenn ich auf die alltäglichen Missstände aufmerksam mache, sondern offene Ohren und Achtung.

Ich möchte den Internationalen Tag der Frau weiter feiern! Ich möchte die Verdienste der Frauenbewegung würdigen! Wir wären nicht so weit wenn es sie nicht gegeben hätte.

Ich möchte, dass allen Frauen und Männern den Rücken gestärkt wird, die sich gegen die kleinen, alltäglichen Ungerechtigkeiten stellen.

Dazu braucht es den Internationalen Tag der Frau – eigentlich öfter als nur einmal im Jahr!

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