Von Uwe Beneking
Zum Jahrestag der Öffnung der Konzentrationslager aus der NS-Zeit fanden sich am Sonntag auf Einladung der Volkshochschule Bergisch Land trotz des ungemütlichen Winterwetters etwa 35 Interessierte im Alter von Anfang 20 – 75 Jahren zu einer eindrucksvollen Führung mit Armin Himmelrath über den Stadfriedhof ein. Der Journalist und Mitglied des Vereins Bergische Zeitgeschichte fesselte die Zuhörer mit ausführlichen Erzählungen über erlebtes Leben und Leiden von Bürgern aus Wermelskirchen in der NS-Zeit.
So führte der eineinhalbstündige Weg an Gräbern von Tätern und Opfern vorbei. Ausführlich beschrieb Armin Himmelrath einen Teil des Lebensweges des jüdischen Arztes Dr. Kurt Wohl. Dieser siedelte mit der Aussicht auf eine Arztstelle im damals geplanten Krankenhaus nach Wermelskirchen über, eröffnete dann aber eine Praxis als Mediziner an der Eich. Viele Wermelskirchener aus allen Bevölkerungsschichten vertrauten ihm als Hausarzt. Nach der Machtübernahme durch die Nazis wurde der Druck, der auch bis in das Privatleben reichte, so groß, dass die Praxis nur noch mit sehr starken Reglementierungen aufrecht erhalten werden durfte. Umgangsverbote, Enteignung, Schwierigkeiten bei der Ausreise und selbst die Ablehnung von Entschädigungsanträgen nach Kriegsende waren weitere Folgen im Leben des Arztes.
Weitere Station der Friedhofsführung waren dann die Gräber der Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde. Beide Volkskirchen hatten in Wermelskirchen immer eine sehr kritische Position zum Nationalsozialismus bezogen und ihre Gottesdienste wurden oft von Spitzeln der Nazis besucht.
An den Gräbern der Zwangsarbeiter aus den Kriegsgebieten ging Himmelrath intensiv auf die Geschichte der Kriegsgefangen in den Wermelskirchener Betrieben ein.
Wohl vielen Teilnehmern am Friedhofsspaziergang war bislang unbekannt, dass von der Dhünner Straße ein Stollen bis unter den Friedhof führte, in dem Schüler und Lehrer des heutigen Gymnasiums und Anwohner aus der „Hüpp“ Schutz vor Bombenangriffen fanden.
Weitere Erzählungen über auch heute noch bekannte Personen unserer Stadt rundeten die beeindruckende Führung ab. Sie endete am Grab des bekannten evangelischen Pfarrers Dellmann.
Die Berichte wurden mit Fotomaterial unterstützt. Die Nachforschungen über die NS-Zeit hatte Armin Himmelrath zusammen mit Thomas Wintgen schon als junger Mann begonnen. Die Ergebnisse bei dieser Führung zeigen, wie wichtig die Bewahrung der Ereignisse gerade auch in der heutigen Zeit ist.