Seit 2004 mache ich jedes Jahr im Herbst eine Woche Exerzitien in der Benedektiner-Abtei “Pierre-qui-Vire, im Morvan/Frankreich. Die Mönche dieser Abtei leben noch das klassische Stundengebet der katholischen Kirche. – D.h. die Gemeinschaft der Mönche kommt alle drei Stunden zum Gebet in der Klosterkirche zusammen, – neben der täglichen heiligen Messe. Nachts werden zwei Gebetszeiten zur sogenannten Vigil zusammen gefasst.
Diese Abtei hat für mich besondere Bedeutung gewonnen, da diese den Ort darstellt, an dem ich für einen großen Teil des Jahres “auftanken” kann. – Der andere Ort, beziehungsweise die andere Zeit des Jahres, sind sicherlich meine Tage auf den verschiedenen Jakobswegen in Europa, wie z.B. dieses Jahr der Camino Portuges da Costa.
In dieser Woche im Kloster kann ich, getragen durch die Gruppe, in die Spirtualität der Mönche und der Kirche eintauchen. – Dabei ist es nicht wichtig, alles zu verstehen, denn ich spreche kein frazösisch.
Einige Gedanken die mir in dieser Woche gekommen sind möchte ich hier offen sagen:
Würde – Würde ist, jedem mit Achtung und Respekt zu begegnen.
Würde – Würde ist, in Situationen, die unangenehm und ungewiss sind, das Positive zu sehen, auch wenn ich das Ende des Weges nicht sehe.
Vertrauen – Vertrauen ist, immer wieder neu zu beginnen, daß eines Tages Himmel und Erde eins werde.
Vertrauen – Vertrauen ist, Wunden, die nie heilen werden, zu überwinden, so daß ich wieder auf die, die mich verletzten, zugehen kann.
Glück – Glück ist, immer wieder Menschen zu begegnen, mit denen ich ein Stück meines Lebens teilen kann, auch wenn die Begegnung noch so kurz ist.
Glück – Glück ist unsere Gemeinschaft, die sich jedes Jahr hier, an diesem besonderen Ort, einfindet – so unterschiedlich sie auch zusammengestellt sein mag.
All dies finde ich im Kloster, auf den Jakobswegen; aber auch in unserer Stadt – egal wo, besonders jedoch in der Begleitung der zu uns migrierten Menschen.
Solche Gedanken bringen Licht in diese dunklen Zeiten. Licht und Hoffnung brauchen wir jeden Tag.