Von Fritz Wolf
Über die Finanzkrise sind schon viele Filme gemacht worden, Dokumentationen meist, in denen ein Sprecher erklärt, was es zu erklären gibt, während die Kamera aus purer Bebilderungsnot an den Fassaden der Bankentürme herumrutscht. Diese Blicke auf die Bankentürme gibt es auch in Marc Bauders Film „Master of Universe“, Boris Weiffenbach hat sie gedreht. Aber hier erzählen sie etwas: dass es mit der Transparenz, die sie behaupten, nicht weit her ist. Aber drinnen, da erzählt jemand aus dem Inneren des Finanzkapitals. SWR, Do 16.11.2017. 00.55-02.20 „Der Banker – Master of the universe“ nennt Marc Bauder seinen Film. Banker in ihren Allmachtsphantasien nennen sich gern so. Auch Rainer Voss. Er war einmal Investmentbanker, hat Millionen verdient und steht nun in den leerstehenden Räumen in einem dieser Bankentürme. Dieser Gegensatz von Fassade und leerem Innenraum illustriert die Grundidee des Films: er will aus dem Inneren des Finanzsystems erzählen, genauer: er lässt Rainer Voss erzählen.
Zum Beispiel wie man in der Bank etwas wird: „Angenommen, Sie wollen da rein. Wie muss ich sein? Was erwartet mich da? Auf jeden Fall ohne Murren Schulterklappen sammeln. Die Schulterklappen sammelt man durch One-Nighter oder Two-Nighter. One-Nighter ist, wenn Sie eine Nacht im Büro schlafen, Two-Nighter sind zwei Nächte, das heißt: Durcharbeiten.“ Warum das Gewerbe so undurchsichtig geworden ist: „Vor 20 Jahren war die Haltedauer einer Aktie im Durchschnitt 4 Jahre und heute sind wir bei 22 Sekunden. Der Sinn eine Unternehmensbeteiligung für 22 Sekunden zu behalten. Also das kann mir keiner erklären.“. Wie es mit der internationalen Krise weitergeht: „Da sind solche Geldsummen unterwegs, mit denen man inzwischen auch Länder angreifen kann. Man fängt mit dem kleinsten Land an, Griechenland. Dann Portugal, Spanien, Italien … immer das nächstgrößere Land. (…) Als nächstes Frankreich.“ Ob denn niemand aus dem Lehmann-Crash gelernt hat? „Das können nur Naivlinge glaube, dass der Markt lernfähig ist. Aktien lernen nicht, Investoren lernen nicht“.
Rainer Voss kann plastisch formulieren und selbst wenn er nur das aus seinen Nähkästchen herausplaudert, was sich nicht gegen ihn wenden lässt, wenn er auch keine Namen und Firmen nennt, bleibt noch genug an staunenswerten Einsichten übrig. Ein karger Film ohne viele formale Mätzchen, dessen Protagonisten man je länger umso faszinierter zuhört. Auf der Website des Films auch ein aufschlussreiches Interview mit dem Regisseur.