Sekundarschule Wermelskirchen: Des Wahnsinns fette Beute

Kommentar von Matthias Pahl

Der Entscheidungsprozess zum Thema Sekundarschule scheint schon beim ersten genauen Hinsehen mehr als fragwürdig. Unstrittig ist allein, dass es eine Sekundarschule geben soll. Danach wird es abenteuerlich.

  1. Die Standortfrage ist ein entscheidender Punkt. Warum sollte der derzeit bevorzugte Standort Realschule alternativlos sein? Warum wird bei derartigen Investitionssummen nicht noch einmal genauer hingeschaut bzw. das genaue Hinschauen geblockt? Wie kann der Rat eine solche Entscheidung ohne detaillierte Kenntnisse der Alternative Hauptschule eine Entscheidung treffen, wenn es um so viel Geld geht?

  2. Das pädagogische Konzept: Natürlich ist das sogenannte Kölner Raummodell für den Neubau von Schulen unerlässlich. Wenn man danach ginge, müssten ja auch andere Schulen, wie zum Beispiel das Berufskolleg, deutlich erweitert werden. Hier gilt Bestandsschutz. Heißt das deshalb, dass hier schlechterer Unterricht gemacht wird? Machen nicht die Lehrkräfte und die Schüler selbst eine gute Schule aus?

  3. Die Kosten: War zunächst noch von vielen Ratsmitgliedern gebetsmühlenartig die Maxime Kostendeckel (bis hierhin und nicht weiter) ausgegeben worden? Jetzt scheint der Rat jede finanzielle Kröte schlucken zu wollen. Nicht nur der Berliner Flughafen, die Elbphilharmonie in Hamburg und so weiter zeigen: Der Kostenrahmen wird niemals eingehalten werden. Das kann man dem Bürger natürlich nicht vorher sagen. Hinterher heißt es dann: Ja da waren noch unvorhergesehene Kosten zu stemmen.

  4. Verschuldung: Die Stadt Wermelskirchen befindet sich im Haushaltsicherungskonzept. Deshalb tauchte beim alten und neuen Bürgermeister immer mal wieder das Wort „Sparen“ auf. Im Moment hat man den Eindruck, im Rat möchte man sich ungebremst verschulden, als gäbe es kein Morgen mehr. Denn bei der Sekundarschule ist ja nicht Schluss, wenn man an das schon beschlossene neue Hallenbad denkt.

  5. Grundsteuererhöhung: Der hier lebende Bürger muss die Kosten tragen, die eine handvoll Leute im Rat beschlossen haben. Prinzipiell mindern diese zusätzlichen Kosten den Wert einer Immobilie in Wermelskirchen. Kommen denn auch nach diesem Standortnachteil noch junge Familien nach Wermelskirchen, die ihre Kinder auf die Sekundarschule schicken?

Meine Vorstellung zum Thema Sekundarschule sieht so aus: Beide Standorte, sowohl der an der Hauptschule und der an der Realschule, werden genutzt. PCB-Belastete Teile werden natürlich abgerissen und entsorgt. Nur darüber hinausgehender Raumbedarf wird angebaut. Das Kölner Raummodell greift nicht wegen Bestandsschutz der vorhandenen Gebäude, mögen dies zukünftige Generationen umsetzen (wenn es bis dahin nicht schon wieder eine neue pädagogische Leitlinie gibt). Ich bin sicher, dass Herr Paulig als Leiter der Sekundarschule trotzdem eine gute Schule hinbekommt, andere Schulleiter leben ja mit derselben Situation. Denn: Gutes Lernen hängt zum überwiegenden Teil von den Lehrern und den Schülern ab. Nicht von ausufernden Prestigebauten, die die Stadt für Jahre finanziell wie einen Käfer auf dem Rücken liegen lassen.

Kommentare (2) Schreibe einen Kommentar

    • stefan janosi
    • 28.09.17, 13:13 Uhr

    Lieber Matthias, Du liegst da leider in fast allen Punkten falsch.
    1. Alternativlos ist garnichts. Und ein „Hinschauen“ wird erst recht nicht geblockt, sondern im Gegenteil, sehr intensiv hingeschaut. Dabei sind eben auch die Ergebnisse der Bodengutachten hinzugezogen worden die ein Neubau oder auch Anbau am alten Standort nur mit umfangreichen und teuren Entsorgungsarbeiten des kontaminierten Bodens möglich machen würden. Alle Fachpolitiker verfügen mittlerweile, dank der Hinzuziehung von Fachberatern, über umfangreiche Kenntnisse der Situation. Zuletzt am Freitag fand im Ältestenrat eine entsprechende Sondersitzung statt, bei der sehr kontrovers diskutiert wurde.
    2. Eine neue Schule sollte auch ein zukunftsfähiges pädagogisches Konzept enthalten, das setzt entsprechende Räume und Ausstattung voraus. So wie Du schreibst soll die Verantwortung für „gute Schule“ allein auf dem Rücken der Schüler und Lehrer lasten. Das kann nicht sein.
    3. Der damalige Kostendeckel bezog sich auf die reinen Baukosten. Diese sind auch aktuell noch mit ca. 30 Mill. prognostiziert. Insofern hat sich dort nichts geändert. Alle anderen Kosten sind Entsorgung/Abriss/Planung/Verlagerung etc.
    4. Grundsteuererhöhung: die hier lebenden Bürger sollten ein Interesse daran haben das Wermelskirchen hervorragende Bildungseinrichtungen anbietet. Wir stehen in Konkurrenz zu anderen Städten. Vor allem was den demographischen Wandel anbelangt steht Wermelskirchen schlecht da. Unsere Stadt muß attraktiv für junge Familien werden, das erreichen wir u.a. eben auch mit einer zukunftsfähigen Schullandschaft. Die Frage sei erlaubt, auf was schauen junge Familien primär? Auf gute Bildungsangebote oder die Grundsteuer B. Dazu gibt es tatsächlich Untersuchungen und deren Ergebnisse sind eindeutig: Bildungs- und Arbeitsinfrastruktur stehen ganz weit oben während die Höhe der Grundsteuer B noch Nichtmals erwähnt wird. Eines der zukünftig wichtigsten Handlungsfelder der Kommunen wird daher die Bildungsinfrastruktur sein.
    5. Dein Vorschlag die Schule auf zwei Standorten zu errichten ist eine der schlechtesten Alternativen. Sorry Matthias, aber diese würde ich noch nicht einmal diskutieren. Die Argumente dagegen sind so vielfältig das der Platz hierfür nicht ausreichen würde. Aber ich glaube Deine Frau hat Dir den Zahn schon mal gezogen 😉

    Abschließend kann ich Dir aber versichern; sowohl Verwaltung als auch Politik sind in einem konstruktiven Dialog und versuchen aktuell eine Lösung zu finden die auch die Kostenseite nochmals betrachtet. Ob das zu einer Kostendämpfung führen wird? Da bin ich allerdings skeptisch.

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  1. Herr Pahl hat leider in allen Punkten recht. Schon jetzt hat der Rat die Kontrolle verloren, wenn nicht rasch umgedacht wird. Ansonsten werden die € 50.000.000, die der Kämmerer ausgerechnet hat, noch weit überschritten. Ich möchte dafür nicht meine Hand heben.

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