Der Bergische Bote, eine in Kürten ansässige Publikation für die gesamte bergische Region, Oberberg, Remscheid und Rheinberg, sowie ein Onlineportal, informierte seine Leser gestern über den Dialog mit einem Leserbriefschreiber. Thema des Disputs: Kritik an der AfD. Eine Auseinandersetzung, die aus Wermelskirchener Facebookseiten allzu gut bekannt ist. Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion des Bergischen Boten hier der Text aus der Facebookseite der Redaktion:
In eigener Sache: Heute erreichte uns die Mail eines Lesers zu unserer Rubrik “Leser & Schreiber” in der aktuellen Print-Ausgabe, die wir euch, samt unserer Antwort, nicht vorenthalten wollen:
Sehr geehrte Redakteure,
in der o.g. Spalte fand ich folgenden Satz:
“Das Reporter-Leben ist nicht erst in Zeiten dumpfbrauner AfD- und Pegioten-Hirnis, die “Lügenpresse” brüllend durch die Lande ziehen, nicht immer nur ein Zuckerschlecken.”
Bezeichnen Sie solche Aussagen als Journalismus? Wer gibt Ihnen das Recht, Millionen von Mitbürgern in dieser Art zu beschimpfen und zu diskreditieren?
Ist es in unserem Staat nicht mehr erlaubt, eine andere Meinung als die vorgegebene zu vertreten? Sie diffamieren die Wähler einer demokratischen Partei, die inzwischen in der überwiegenden Zahl der Länderparlamente vertreten ist, als “dumpfbraune Hirnis, die brüllend durch die Lande ziehen”.
Entspricht das Ihrem Demokratieverständnis und Ihrem Toleranzbegriff?
Objektiver Journalismus ist etwas anderes!
Ich fände es gut, wenn Sie sich in Ihrer nächsten Ausgabe für dien Fehlgriff entschuldigen würden!
Darauf haben wir geantwortet:
Sehr geehrter Herr XXX,
danke für Ihre Mail – und um eines gleich klar zu stellen: Es gibt keinen Fehlgriff, für den wir uns entschuldigen müssen oder werden. Trotzdem möchte ich Ihnen kurz antworten.
Die AfD ist eine offen rassistische und nationalistische Partei, die laut ihrem Programm den Zuzug von Flüchtlingen radikal stoppen und Symbole der islamischen Religion in Deutschland verbieten will, was beides nicht mit unserer Verfassung vereinbart werden kann, die das Recht auf Asyl genauso garantiert für die Religionsfreiheit. Vertreter der Partei sorgen sich um den Fortbestand des „deutschen Volkskörpers“, forderten den Einsatz von Schusswaffen gegen Flüchtlinge und verbreiteten Rassentheorien, die denen der NSDAP sehr nahe kommen, der Bundesvorsitzende der Jungen Alternativen sagte zur Silvesternacht in Köln, dort hätten Leute wie Claudia Roth mittelbar mitvergewaltigt, die AfD in Sachsen-Anhalt bezeichnete das Dritte Reich in ihrem Wahlprogramm als „12 Unglücksjahre“ und Frauke Petry wollte den Begriff „völkisch“ wieder positiv besetzen.
Dass diese Partei, die bei poltischen Konkurrenten von Alt- und Systemparteien spricht, selber aber bei jeder Art von Kritik empfindlich reagiert, eine demokratische sei, ist aus meiner Sicht überaus zweifelhaft. Unabhängig davon, in wie vielen Parlamenten sie sitzt.
Andere Meinungen kann ich ausgesprochen gut aushalten, menschenfeindliche Ideologien aber nicht. Die AfD kann nicht selber gegen die Grundrechte verstoßen oder dazu aufrufen, dann aber die gleichen Grundrechte für sich in Anspruch nehmen wollen. Wer die „vierte Gewalt“ im Staat ständig als Lügen- und Systempresse beschimpft, kann einfach nicht erwarten, von dieser unvoreingenommen behandelt zu werden. Und um Ihre Frage zu beantworten: Es entspricht absolut meinem Demokratieverständnis, rassistische und nationalistische Parteien zu bekämpfen.
Ich weiß offen gestanden nicht, was Sie beruflich machen. Aber was immer es auch ist, wie würden Sie sich fühlen, wenn ich Ihnen Ihren Job erklären würde? Wieso glauben Sie zu wissen, was guten und objektiven Journalismus ausmacht? Ich habe das gelernt, habe eine sehr gute Ausbildung absolviert und viele Jahre Berufserfahrung gesammelt. Und deswegen kann ich Ihnen mit Gewissheit sagen: Guter Journalismus lebt auch und vor allem von Haltung. Und meine Haltung ist ganz klar: Wer die AfD wählt und unterstützt ist entweder sehr dumm, weil er nicht versteht, wofür diese Partei steht. Oder er ist ein „dumpfbrauner Hirni“.
Mit freundlichen Grüßen
Sven Schlickowey
leitender Redakteur