Von Walter Schubert
Im Fahrtrichtungsanzeiger steckt ein großes Potential
Der Fahrtrichtungsanzeiger, umgangssprachlich auch Blinker genannt, scheint aus der Mode gekommen zu sein. „Warum soll ich blinken? Ich weiß doch wo ich hin will“. Diese sinnfreie Aussage macht alles deutlich. Die eigene Fahrtrichtung anzuzeigen ist kein Selbstzweck, sondern dient dazu, dass die anderen wissen, was man so zu tun gedenkt. Nicht umsonst wird das „Nichtblinken“ mit einem Verwarnungsgeld von 10 Euro bestraft. Theoretisch, versteht sich, denn so richtig kümmert sich ja niemand. Die Beobachtung an einer einzigen Kreuzung macht das große Potential dieser Vorschrift deutlich. Wie gesagt, theoretisch natürlich, denn praktisch kann oder will sich ja niemand darum kümmern.
Spielen wir das Ganze mal einfach durch. Beobachtungspunkt ist die Kreuzung Telegrafenstraße / Brückenweg. Die Verkehrsführung ist eindeutig: Egal in welche Richtung man fahren möchte, man müsste es mit dem Blinker anzeigen, auch bei einer abknickenden Vorfahrt. An einem normalen Wochentag ergab eine nicht repräsentative Zählung folgende Ergebnisse: Pro Stunde blinkten 60 Fahrzeuge nicht. Multipliziert mit 8 Stunden pro Tag ergeben sich 480 Fahrzeuge. Mal 5 Tage in der Woche (Samstag und Sonntag sind ja frei!) ergeben sich 2400 Verstöße. Bei 52 Wochen macht das pro Jahr 124.800 mal „Nichtblinken“.
Multipliziert mit 10 Euro Verwarnungsgeld entsteht die unglaubliche Summe von knapp 1,25 Millionen. Wohlgemerkt nur an dieser einen Kreuzung! Welch riesiges Potential steckt in diesem kleinen Verwarnungsgeld. Damit wäre die Stadt sicher schnell schuldenfrei. Theoretisch natürlich, denn eine Erfassung ist nicht in Sicht. Die Politessen dürfen nicht, da sie nur für den „ruhenden“ Verkehr zuständig sind. Die Polizei kann nicht, weil nicht genügend Beamte zur Verfügung stehen und eine Videoüberwachung scheitert an den Kosten und am Datenschutz. Außerdem würde ein solche Maßnahme dem Vorwurf der „Abzocke“ und „Wegelagerei“ Nahrung geben. Kontrollen sollen ja nur vorbeugend oder an Unfallschwerpunkten erfolgen. Trotzdem wäre es schön und hilfreich, wenn die kleinen gelben Lampen an den Fahrzeugen auch mal benutzt würden. Nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch.