„Präsident Donald Trump“. Von Michael Kirk (Arte, Di 17.01.2017, 20.15-21.10)

Von Fritz Wolf

Nicht, dass es noch etwas ändern könnte. Aber der Film über den kommenden Präsidenten Donald Trump, ein biographischer Rückblick, liefert noch einmal ein anschauliches Bild des Mannes, der demnächst die USA regieren und die Welt noch das Fürchten lehren wird. Es kann keiner sagen, er habe es nicht gewusst. (Arte, Di 17.01.2017, 20.15-21.10)

Eine Schlüsselszene stellt Regisseur gleich an den Anfang. 2011 hielt Obama auf dem Korrespondenten-Dinner eine seiner Rede vor den politischen Eliten der USA. Und lud Donald Trump ein. Der agitierte im Fernsehen seit Wochen, Obama sei möglicherweise kein rechtmäßiger Präsident, sei vielleicht Muslim, die Geburtsurkunde sei unbekannt. Obama zerlegte Trump in aller Öffentlichkeit, verspottete ihn in seiner coolen Art, machte ihn lächerlich. Die Kamera zeigt Trump, wie er ein maskenhaftes Lächeln aufzieht. Leute, die ihn näher kennen, behaupten, damals habe sich in ihm sich die Vorstellung entwickelt, Präsident zu werden – eine ganz persönliche Sache, vom ersten schwarzen Präsidenten der USA dermaßen gedemütigt zu werden.

Später wird sich in diesem Film zeigen, dass Trump schon viel länger mit diesem Gedanken spielte. Schon in den neunziger Jahren gab es erste Initiativen „Trump for President“. Der Film schildert auch eine Szene, die zeigt, wie Trump Situationen für sich nutzte. Als 1988 im Central Park eine junge Frau vergewaltigt wurde, gerieten fünf schwarze junge Männer in Verdacht. Trump rastete öffentlich aus, nannte die Männer Tiere, forderte die Todesstrafe – und als sich deren Unschuld herausstellte, hat er sich weder entschuldigt noch jemals seinen Fehler zugegeben.

Der Film zieht einen biographischen Bogen von Trumps Jugend bis hin zur Präsidentschaftswahl 2016 und arbeitet heraus, dass die meisten Motive und Charakteristika schon früh angelegt waren. Von seinem Vater bekam er die Überzeugung mit, die Trumps seien einfach bessere Menschen und das Leben ein Wettbewerb, in dem nur Gewinner zählen. Als er in der Immobilienbranche aufstieg, wurde Roy Cohn sein Anwalt – ein bekannter Mann, der schon Chefberater von Joseph McCarthy war. Von ihm lernte Trump, auf jeden Angriff sofort und mit doppelter Härte zurückzuschlagen. „Cohn brachte Trump bei, wie man Macht einsetzt und Furcht erzeugt, mit der Formel: Angriff, Gegenangriff, niemals entschuldigen“ schrieb die New York Times. Es gibt da also eine klare und lang dauernder Verbindung zur reaktionären Rechten in den USA.

Ausfühlich befasst der Film sich auch mit der Geschäftstätigkeit Trumps. Zunächst sein rasanter Aufstieg in der Immobilienbranche, wobei der New Yorker Geldadel ihn stets verachtete. Dann seine zahlreichen wirtschaftlichen Pleiten mit Casinos, Hotels, Fluglinie. Zeitweise war Trump mit einer Milliarde Dollar verschuldet, aber die Banken kamen zu dem Schluss, er sei „to big to fail“, seine zahlreichen Unternehmungen seien ohne seinen Namen weniger wert als mit seinem. So wurde aus Trump einer, der vor allem seinen Namen vermarktete. Seinen größten Ruhm bezog er aus dem Fernsehen. Er war sich dabei für keinen noch so albernen Auftritt zu schade, etwa als er die eigene Scheidung in einer Pizza-Werbung nachspielte. Die TV-Präsenz gipfelte mit der langlaufenden Serie „The Apprentice“, in der er dem Publikum jahrelang den harten, aber erfolgreichen Boss vorspielte. Als den haben ihn viele frustrierte Amerikaner schließlich auch gewählt.

Der Film versammelt viele Zeitzeugen vor der Kamera, Gegner Trumps, frühere Vertraute, Buchautoren. Natürlich ist diese biographische Arbeit dramaturgisch hin auf den Amtsantritt zugeschnitten. Mit der Frage nach den Gründen für Trumps politischen Erfolg fragt der Film nicht, er konzentriert sich auf die Person, auf das Verhalten, auf die Karriere. Der Film ist faktenreich, nutzt viel dokumentarisches Material, arbeitet die längeren Entwicklungslinien heraus – und liefert damit ein Psychogramm des künftigen Präsidenten, das einen schaudern macht.

www.wolfsiehtfern.de

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