… der Fußball, so sehr ich ihn selbst auch im Fernsehen schätze, überschätzt ist.
Aber für die TV-Oberen ist Fußball ein zuverlässiger Quotenbringer, weshalb die Summen, die auf Kosten anderer Programmelemente (wie etwa Dokumentarfilm) gehen, auch rasant steigen. Und kein Ende in Sicht. Denn trotz Olympia ist die Gefahr, dass Menschen wegen Überfütterung zum Synchronschwimmen abwandern oder zur rhythmischen Sportgymnastik, äußerst unwahrscheinlich. Daher auch die fast schon auftrumpfende Pressemitteilung der ARD darüber, dass nun mit dem Bundesligastart auch Reportagen ausgestrahlt werden, die es Blinden und Sehbehinderten erlauben, den Fußball in seiner ganzen Emotionalität erfahrbar zu machen, denn: „Der Fußball verbindet Generationen und die ganze Gesellschaft“.
Nichts gegen die Inklusion bislang Ausgeschlossener: aber falls die Diagnose vom gesellschaftsverbindenen Fußball stimmt, ist sie ein Armutszeugnis für die Gesellschaft. Falls sie falsch ist, ist sie ein Armutszeugnis für die öffentlich-rechtliche Programmphilosophie. Möglicherweise meint dieser Satz aber auch nur, dass Fußball die Fernseh-Programme zusammenhält. Was sich leider auch darin bewahrheitet, dass zum Beispiel das Gelaber rund um den Fußball reichlich Sendezeit verbraucht und die tägliche Nachrichtenlage an solchen gesellschaftsverbindenden Fußballabenden auf die Länge einer halben Halbzeitpause reduziert.
Und wer nicht auf jedes drittklassige Spiel abfährt, muss inzwischen durchs Programmangebot Slalom fahren, um vernünftige Sendungen zu finden. Man kommt ja schon fast nicht mehr umhin, bei Hinweisen auf interessante Sendungen mit zu erwähnen, dass diese ja auch als Gegenprogramm zum allgegenwärtigen Fußball zu gebrauchen seien. Als nachhaltige Hirnbeschäftigung anstelle der schwankenden Erregungszustände, denen man sich beim Fußballgucken hingeben kann. Gesellschaftsverbindend natürlich.