Irrlichternd durch die “Modernen Zeiten”

Ein Gastkommentar von Jörg Heinkes, Wuppertal, mit freundlicher Genehmigung des Waterbölles, dem Kommunalpolitischen Forum für Remscheid

12046818_993410104044190_541736223066375209_n

Es gibt Journalisten, die leiden unter den “Modernen Zeiten” in denen wir alle plötzlich ein Stück weit gleichberechtigt sind. Früher, in den “Guten alten Zeiten”, bevor es Internet und die sozialen Medien gab, da konnten sie ihre wunderbaren Kommentare schreiben und blieben unwidersprochen. Sie konnten ihr mehr oder weniger scharfes Fallbeil hernieder rauschen lassen und ihre Opfer in die Versenkung schreiben. Die Geprügelten durften sich ärgern, fleißig Leserbriefe schreiben und auf die Gnade des Scharfrichters hoffen, er möge kleine Auszüge daraus eventuell drei Wochen später veröffentlichen……
Die “Modernen Zeiten” haben dies beendet. Meinung wird heute eben überall gemacht. Diskussionen führen die Bürger wann und mit wem sie mögen. Sie haben ihren eigenen “Rückkanal” und können interagieren. Die Chefredaktionen können nicht mehr bestimmen, wer mit wem wann worüber diskutiert. Die vermeintlichen “Wahrheiten” werden nicht mehr in den Redaktionsbüros bestimmt. Das tut weh. Das nimmt Macht und Einfluss.

Nun gibt es Medienmacher, die über eine digitale Strategie verfügen und eine gewisse Empathie für das besitzen, was die Menschen gerade bewegt…… Dies sind die Gestalter, die von den “Modernen Zeiten” mit ihren “Virtuellen Stammtischen” profitieren. Das sind auch meist die, die durch Qualitätsjournalismus auf sich aufmerksam machen und ihre Leser überzeugen. Gefälligkeitsgeschreibe für vermeintlich mächtige Politiker braucht heutzutage kein Mensch mehr, und womöglich liegt es ja auch daran, dass die Nutzer von Facecook und anderen virtuellen Stammtischen jeden Tag mehr werden. Vielleicht sind das ja auch genau diejenigen mündigen Bürger, die manchem Printmedium zunehmend den Rücken zuwenden.
Ich empfinde hierüber keine Freude. Für „gute“ Tageszeitung mit mutigen Journalisten, hoher Qualität und Weitsicht, Dialogorientierung auf Augenhöhe, Innovationskraft und Empathie gäbe es in jeder Stadt einen Platz.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.