NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (DLXXIX)

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz erreicht einen weiteren Höchstwert. Der Wert liegt laut Robert-Koch-Institut (RKI) am Morgen bei 1543,0. Am Vortag hatte er 1526,8 betragen, am Montag vergangener Woche 1259,2. Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen binnen 24 Stunden beträgt 92.378; vor einer Woche waren es 62.349. Binnen 24 Stunden wurden zudem 19 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus registriert. Die Ansteckungsrate (7-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,06 angegeben (Vortag: 1,13). Laut DIVI-Intensivregister werden in Deutschland derzeit 2193 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 903 davon werden invasiv beatmet. Die adjustierte bundesweite Hospitalisierungsinzidenz erreicht mit 13,28 einen neuen Höchststand. Dieser Schätzwert gibt an, wie viele Krankenhauseinweisungen mit Covid-Erkrankung innerhalb der letzten sieben Tage auf 100.000 Einwohner kamen. Er bezieht zu erwartende Nachmeldungen ein, wegen denen die gemeldete Hospitalisierungsrate meist unter einer starken Untererfassung leidet. Der Wert von 13,28 ist der neueste verfügbare und beschreibt die Lage am 11. März – mittlerweile könnte er noch höher liegen. In 14 Bundesländern steigt die Sieben-Tage-Inzidenz im Vergleich zum Vortag an. Im Saarland und in Bayern nimmt der Wert um jeweils 60 vergleichsweise stark zu. In Schleswig-Holstein steigt die Inzidenz um 55,2 auf 1316,5. Die zwei Bundesländer mit einem fallenden Wert sind Bremen und Berlin – wobei in Berlin sieben der zwölf Bezirke keine aktuellen Zahlen übermittelt haben. Unverändert liegen nur noch drei Bundesländer unter der Marke von 1000 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche: die drei Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg. Nun schon seit dem 4. März liegt die Zahl der vom RKI gemeldeten Neuinfektionen durchgängig über dem Wert der Vorwoche. Die höchste Sieben-Tage-Inzidenz weist aktuell der Schwarzwald-Baar-Kreis mit 3314,7 aus. In drei weiteren Landkreisen übersteigt der Wert laut RKI die 3000er-Marke: Haßberge und Regen in Bayern sowie Eichsfeld in Thüringen. Die Corona-Infektionsdynamik in Deutschland zieht wieder an. Das lässt sich auch im 15-Tage-Trend ablesen: Seit zehn Tagen steigen die Zahlen im Vergleich mit demselben Tag der Vorwoche – und das seit acht Tagen in Folge mindestens im zweistelligen Prozentbereich. Das Meldeaufkommen liegt heute rund 25 Prozent über dem vergangenen Sonntag. In dieser Woche (KW 10) haben die Landesbehörden 1.357.931 Neuinfektionen gemeldet – das ist ein neuer Höchstwert. Der bisherige Höchstwert war mit 1.323.658 neuen Corona-Fällen in der KW 6 erreicht worden. Es ist nun bereits die siebte Woche in Folge, dass die Millionen-Marke überschritten wurde. Im Vergleich zur Vorwoche ist die Zahl der Neuinfektionen um 22,9 gestiegen. Zudem wurden 1450 Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gezählt. Das sind 29 mehr als in der Vorwoche.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hält die geplanten Lockerungen für das falsche Signal. Er sei beunruhigt, da die Infektionszahlen in der letzten Woche wieder gestiegen seien, sagte er im Deutschlandfunk. “Es ist insofern schwer verständlich, warum eine Maskenpflicht in bestimmten Einrichtungen sein soll, aber zum Beispiel im Einzelhandel, der Gastronomie nicht, während man im öffentlichen Nahverkehr eine Maske aufsetzen soll.” Zum möglichen Wegfall der 3G- oder 2G-Regeln am 20. März sagte Reinhardt: “Das halte ich für falsch.” Die Ärztekammer Niedersachsen hält die vom Bund geplanten Lockerungen angesichts der hohen Infektionszahlen für verfrüht.“Ich stehe ausgesprochen ratlos vor den Beschlüssen der Bundesregierung, am 20. März alle effektiven Maßnahmen der Pandemiebekämpfung fallen zu lassen. Davor kann ich nur warnen”, sagt Ärztekammer-Präsidentin Martina Wenker der “Neuen Osnabrücker Zeitung”. “Wir haben ein Allzeithoch und vor allem täglich weiter steigende Inzidenzen”, sagt sie. “Die Öffnungspläne müssen verschoben werden.” Das Virus sei nicht weg, und es werde sich auch am 20. März nicht in Luft auflösen, nur weil das Bundeskabinett einen “Freedom Day” beschlossen habe, kritisiert Wenker. “Ganz Deutschland ist doch momentan ein Hotspot.” Vor der anstehenden Entscheidung über die Corona-Auflagen im Frühling hat sich SPD-Chefin Saskia Esken für einen ausreichenden Basisschutz auch mit Masken in Geschäften ausgesprochen. “Das Frühjahr kommt, doch Corona bleibt uns offenbar erhalten”, sagt Esken der Deutschen Presse-Agentur. “Auch im neuen Infektionsschutzgesetz brauchen wir deshalb einen ausreichenden Basisschutz, der überall gleichermaßen gilt”, so die SPD-Chefin. “Dazu gehören Maske und 3G im öffentlichen Fern- und Nahverkehr ebenso wie die Maske im Einzelhandel. Die Länder müssen auf lokale Infektionsgeschehen mit weitergehenden Maßnahmen reagieren können.” Der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen will im Bundestag auf eine Verschärfung des Regierungsentwurfs für ein neues Infektionsschutzgesetz drängen. “Ich werbe sehr dafür, den Gesetzentwurf zur Reform des Infektionsschutzgesetzes noch einmal anzupassen und die Maskenpflicht in Innenräumen als Basisschutzmaßnahme beizubehalten”, sagt Dahmen den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.

Im ersten Jahr der Pandemie wurden in Thüringen mehr Grundschulkinder wegen starken Übergewichts behandelt. Die Zahl der Neuerkrankungen bei Adipositas im Alter zwischen fünf und neun Jahren sei 2020 um 26 Prozent gestiegen, teilt die Krankenkasse DAK-Gesundheit mit. Das liege deutlich über dem bundesweiten Wert von 16 Prozent.

Angesichts der aktuell besonders starken Verbreitung von Corona in Deutschland mahnt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ungeimpfte Menschen erneut eindringlich zur Impfung an. Deutschland habe jetzt die höchste Corona-Inzidenz in Europa, so Lauterbach unter Verweis auf Daten der Weltgesundheitsorganisation WHO auf Twitter. “Tendenz steigt, viele Tote”, schreibt Lauterbach weiter. Geimpfte seien jetzt oft unvorsichtig, weil sie wüssten, dass sie sich infizieren könnten, aber meist nicht schwer erkrankten. Ungeimpfte aber seien dem Virus jetzt schutzlos ausgeliefert. Der Paritätische Wohlfahrtsverband in Hessen befürchtet wegen der Corona-Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitswesen zunächst keine gravierenden Engpässe in der Pflege. Man sehe dem Start der Impfpflicht am Dienstag “einigermaßen gelassen” entgegen, sagt eine Sprecherin. Ungeimpfte Beschäftigte dürften ja erstmal weiterarbeiten, bis das Gesundheitsamt ein Betretungsverbot ausspricht. “Und das kann wegen des Verfahrens Wochen bis Monate dauern.” Die Corona-Impfpflicht für Pflege- und Gesundheitspersonal naht – doch bis ungeimpfte Beschäftigte Konsequenzen zu spüren bekommen, kann es dauern. Mitarbeiter müssen zwar bis zum Dienstag entsprechende Nachweise vorlegen – oder ein Attest, nicht geimpft werden zu können. Und ab Mittwoch können die Gesundheitsämter Konsequenzen bei Verstößen ziehen. Doch praktisch kann es dauern, bis ungeimpfte Beschäftigte Bußgelder zahlen müssen oder Betretungs- oder Tätigkeitsverbote verhängt werden. Nach einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur in den Bundesländern setzen die Ämter auf mehrstufige Verfahren mit teils mehrfachen Fristsetzungen, Einzelfallprüfungen und auf Ermessensspielräume. Der unmittelbare Verlust einer Stelle, weil die Corona-Impfung fehlt, droht nicht. Vor Beginn der Corona-Impfpflicht für Beschäftigte in Pflege und Gesundheitswesen hat das bayerische Gesundheitsministerium ein Online-Meldeportal für Immunitätsnachweise an den Start gebracht. “Wir ermöglichen unseren Einrichtungen damit einen einheitlichen und vor allem unkomplizierten Meldeweg”, sagt Gesundheitsminister Klaus Holetschek. Das Portal solle ab Montag zugänglich sein. Betroffene Einrichtungen müssen ab Mittwoch das Gesundheitsamt über Mitarbeiter informieren, die keinen Impf- oder Genesenennachweis oder ein ärztliches Attest vorgelegt haben. Über das Portal solle das rechts- und datenschutzsicher möglich sein.

Frankreich lockert seine Corona-Beschränkungen am Montag weitgehend. Die Maskenpflicht entfällt in weiten Bereichen des öffentlichen Lebens. Zudem muss an vielen Orten kein Impfpass mehr vorgelegt werden. In Frankreich sind die Infektionszahlen in den vergangenen Wochen ebenso rasant zurückgegangen, wie sie zuvor angestiegen waren. Seit etwa einer Woche steigen sie allerdings wieder leicht an. Derzeit liegt die Inzidenz in Frankreich bei etwa 570 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche. Es befinden sich weniger als 2000 Covid-Patienten auf Intensivstationen.

Angesichts der höchsten Zahl an Corona-Neuinfektionen seit zwei Jahren verhängt China erneut einen harten Lockdown über Millionen von Menschen verhängt. Die Zahl der Ansteckungen habe sich innerhalb eines Tages auf fast 3400 verdoppelt, teilen die Behörden mit. Dies ist die höchste Zahl an Neuinfektionen seit Februar 2020. Die Großstadt Jilin wurde teilweise abgeriegelt, wie ein Beamter mitteilt. In zahlreichen Stadtvierteln wurde ein Lockdown verhängt. In der Stadt mussten alle Einwohner jeweils sechs Corona-Testrunden absolvieren. In der benachbarten Neun-Millionen-Stadt Changchun hatten die Behörden bereits am Freitag einen Lockdown angeordnet.

Beitragsfoto © Nataliya Vaitkevich (Pexels)

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