Die deutschen Gesundheitsämter haben dem Robert-Koch Institut (RKI) 11.336 neue Infektionsfälle gemeldet. Vor einer Woche waren es noch 18.485. Das RKI zählt seit Beginn der Pandemie 3.577.040 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Auch die Zahl der Toten liegt mit 190 deutlich unter dem Wert der Vorwoche mit 284. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 85.848. Die aktuellen Werte sind wegen des gestrigen Feiertags allerdings mit Vorsicht zu betrachten. Laut Divi-Register werden in Deutschland derzeit 4256 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 2653 davon werden beatmet. Rund 3970 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei.
Auf sehr niedrigem Niveau beobachtet das Robert-Koch-Institut in Deutschland einen wachsenden Anteil der in Indien entdeckten Corona-Variante. Die als besorgniserregend eingestufte Mutante B.1.617 sei bisher nur in wenigen Proben nachgewiesen, “aber ihr Anteil stieg in den letzten Wochen stetig an”, heißt es in einem RKI-Bericht. Ihr Anteil an den untersuchten Proben beträgt demnach weniger als zwei. Das RKI betont, dass die absoluten Zahlen der Nachweise in der Woche vom 26. April bis 2. Mai lediglich im zweistelligen Bereich lägen: bei gut 30. Die ebenfalls als besorgniserregend eingestuften Varianten B.1.351 (Südafrika) und P.1 (Brasilien) spielen weiter eine untergeordnete Rolle: Laut RKI lag ihr Anteil in den vergangenen Wochen konstant bei 0 bis 1 Prozent beziehungsweise bei 0 bis 0,3 Prozent. In Deutschland wird nur ein kleiner Teil der Proben auf Varianten untersucht.
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist abermals gesunken und unterschreitet nun erstmals seit Ende März die 100er-Schwelle. Laut aktuellem RKI-Datenstand schwächte sich das Fallaufkommen am Donnerstag von 103,6 auf 96,5 neu registrierte Corona-Infektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen ab. Das ist der niedrigste Wert seit 20. März, also seit mehr als sieben Wochen. Den Höchststand in der dritten Welle hatte die Inzidenz am 26. April mit 169,3 erreicht. In der aktuellen Virus-Lage liegt nun die Hälfte der Bundesländer mit Blick auf die Sieben-Tage-Inzidenz unterhalb der 100er-Schwelle. Das geht aus dem aktuellen RKI-Datenstand hervor. Demnach ist im Laufe des Donnerstags auch das bayerische Fallaufkommen unter die “Notbremsen”-Marke von 100 neu registrierten Corona-Infektionen binnen sieben Tagen je 100.000 Einwohner gesunken (95,3 | Vortag: 101,0). Dort befinden sich weiterhin Berlin (71,5), Brandenburg (72,3), Bremen (74,7), Hamburg (56,1), Mecklenburg-Vorpommern (71,9), Niedersachsen (68,3), Rheinland-Pfalz (83,0) und Schleswig-Holstein (42,8). Bis auf das Saarland weisen alle Länder sinkende Fallaufkommen auf. Thüringen führt mit dem Wert von 148,5 weiter die Super-Hotspot-Liste an, Schleswig-Holstein (42,8) liegt den dritten Tag hintereinander im 40er-Bereich. Mit Blick auf die Sieben-Tage-Inzidenz bleibt die bayerische Stadt Coburg die am stärksten von der Pandemie betroffene Region Deutschlands. Dem neuesten Datenstand des Robert-Koch-Instituts (RKI) zufolge stieg das dortige Fallaufkommen von 255,6 auf 284,9 neu registrierte Fälle je 100.000 Einwohner binnen einer Woche. Darunter folgen der thüringische Landkreis Gotha (275,0) und die bayerische Stadt Schweinfurt (260,2). Insgesamt ist die Zahl der deutschen Regionen oberhalb der 200er-Marke im Vergleich zum Vortag von 18 auf 13 gesunken. Mehr als ein Drittel davon liegt in Bayern (Landes-Fallaufkommen: 95,3). Die bundesweit geringste Sieben-Tage-Inzidenz auf Kreisebene gibt es laut RKI-Daten weiter im hohen Norden: Demnach weist die Stadt Flensburg in Schleswig-Holstein einen Wert von 11,1 (Vortag: 16,6) auf.
Der Bonner Virologe Hendrik Streeck warnt davor, die Corona-Krise schon für beendet zu erklären. “Es könnte sein, dass wir eine vierte Welle erleben im Herbst”, sagte Streeck dem “Focus”. “Die Zeit bis dahin sollten wir nutzen, die Strukturen und Prozesse zu optimieren.” Der 43-Jährige hielte es für “sehr hilfreich”, wenn “für die nächste Pandemie” auf Bundesebene eine Art Pandemierat eingerichtet würde. In einem solchen interdisziplinären Gremium sollten dann “neben Wirtschaftswissenschaftlern, Soziologen oder Demoskopen auch Intensivmediziner und andere Praktiker eine Rolle spielen.”
Der Deutsche Hausärzteverband zweifelt an der geplanten Einführung eines digitalen Impfpasses bis Ende Juni. Es deute wenig darauf hin, dass der Ausweis bis zum Beginn der Reisesaison im Sommer flächendeckend verfügbar sein werde, sagte Verbandschef Ulrich Weigeldt der “Augsburger Allgemeinen”. Umso wichtiger sei, dass der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anerkannte gelbe Impfausweis als Nachweis gültig bleibe. Deutschland will gemeinsam mit der EU noch im Juni einen digitalen Corona-Impfnachweis einführen. Bei bereits vorher vollständig Geimpften soll der Impfstatus aus dem analogen Impfpass übertragen werden. In Thüringen gibt es einen regelrechten Ansturm auf den elektronischen Nachweis für Corona-Impfungen. Seit dem Start der Abrufmöglichkeit habe es rund 60.000 Anfragen danach gegeben, sagte Jörg Mertz, Leiter des Pandemiestabs bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Der Nachweis in Gestalt eines PDF-Dokuments mit QR-Code kann seit Mittwochvormittag auf dem Terminvergabeportal “www.impfen-thueringen.de” auf das Smartphone oder den PC heruntergeladen werden. Er enthält den Namen des Geimpften, den verabreichten Impfstoff und das Datum der beiden Einzelimpfungen. Auch der Papierausdruck ist möglich. Den elektronischen Impfnachweis als Ergänzung zum Eintrag im gelben Impfausweis können all jene anfordern, die sich in den regionalen Impfstellen und den großen Impfzentren Thüringens gegen Covid-19 haben immunisieren lassen. Für in Arztpraxen Geimpfte ist dies noch nicht möglich. Zur Vorbereitung auf die in den nächsten Wochen erwartete bundesweite Impf-App testet Thüringen den elektronischen Nachweis in einem Pilotprojekt, an dem auch Brandenburg beteiligt ist. Das Zertifikat soll fälschungssicher sein. Es gilt nur in Verbindung mit dem Personalausweis.
Berlin hebt ab Montag die Priorisierung für alle verfügbaren Corona-Impfstoffe bei Haus- und Betriebsärzten auf. Das kündigte ein Sprecher der Senatsverwaltung für Gesundheit an und bestätigte damit entsprechende Berichte (siehe Eintrag um 8.55 Uhr). Bisher war die Vergabe an Kriterien wie Alter, Vorerkrankung und die Zugehörigkeit zu bestimmten Berufsgruppen geknüpft. Zuvor hatten bereits Bayern und Baden-Württemberg ähnliche Schritte angekündigt. Das Vorgehen bedeutet allerdings nicht, dass jeder sofort nächste Woche geimpft werden kann. Die verfügbaren Impfstoffmengen sind laut Gesundheitsverwaltung zunächst weiter relativ knapp, erst ab Juni werde mit größeren Mengen gerechnet. Patienten, die zu einer der drei Prioritätengruppen zählen und noch nicht geimpft sind, hätten zudem weiter Vorrang, erläuterte der Sprecher. Für die Impfzentren der Hauptstadt ändere sich am bisherigen Vorgehen zunächst nichts.
Kein Bierkönig, keine Schinkenstraße: Sommer-Touristen auf Mallorca und den übrigen Balearen müssen sich wohl auf Urlaub ohne Clubbesuche einstellen. “Erst mit einer höheren Impfrate können wir das Nachtleben wieder öffnen”, sagte die Regierungschefin der Inseln, Francina Armengol, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Priorität habe nun der “verantwortungsvolle Tourismus”, man wünsche sich viele Familien, Sport-, Kultur- und Gastronomieurlauber. “Das Nachtleben folgt später, wahrscheinlich nicht mehr in diesem Sommer.” Griechenland lockert ab Freitag zahlreiche Beschränkungen. Zusätzlich zur Aufhebung eines Reiseverbots innerhalb des Landes sollen auch Museen wieder öffnen dürfen. Zudem müssen Bürger künftig das Verlassen ihrer Wohnungen nicht mehr per SMS bei den Behörden anmelden. Wer auf eine der griechischen Inseln mit dem Schiff oder Flugzeug reist, muss aber einen Impfnachweis oder einen negativen Test vorlegen. Die dritte Welle der Pandemie hatte Griechenland besonders hart getroffen. Die Mehrheit der rund 10.000 Corona-Todesfälle entfiel auf die vergangenen Monate. Griechenland, dessen Wirtschaft stark vom Tourismus abhängt, hat seine Impfkampagne vor der Sommersaison beschleunigt. Obwohl die Behörden weiterhin mehr als 2000 Neuinfektionen pro Tag registrieren und die Krankenhäuser ausgelastet sind, durften bereits am Montag alle Schulen wieder öffnen. Die internationale Tourismus-Messe Fitur in Spanien rechnet im Mai mit 100.000 Besuchern aus 60 Ländern. Wie die Veranstalter mitteilten, soll es die erste Präsenzveranstaltung dieser Art im weltweiten Tourismussektor seit dem Beginn der Pandemie sein. Ziel sei es, die “Erholung des Tourismus zu fördern”, der etwa zwölf Prozent des spanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmache und für die Wirtschaft des Landes von “essentieller” Bedeutung sei. Die Fitur-Messe zählt zu den größten Ausstellungen der Branche weltweit. Die Veranstalter rechnen nach eigenen Angaben zwischen dem 19. und dem 23. Mai mit 50.000 Fachleuten sowie weiteren 50.000 Besuchern, wenn die Veranstaltung am Wochenende für die Öffentlichkeit geöffnet wird. Es sollen 5000 Unternehmen teilnehmen. Spanien ist auf dem Weg zur Herdenimmunität. Mehr als zwei Drittel der 47 Millionen Spanier werden bis Mitte August gegen das Coronavirus geimpft sein, teilt Ministerpräsident Pedro Sanchez mit. Eine wachsende Zahl von über 60-Jährigen erhält jetzt ihre zweite Impfung, mehr als 40 Prozent sind bereits vollständig geimpft. Auch bei den über 50-Jährigen haben die Impfungen begonnen.
Nur zehn Wochen vor Beginn der geplanten Olympischen Spiele weitet Japan den Corona-Notstand nochmals aus. In den Präfekturen Hokkaido, Okyama und Hiroshima müssten bis 31. Mai ebenfalls strengere Restriktionen umgesetzt werden, teilt Wirtschaftsminister Yasutoshi Nishimura bekannt. Nishimura ist neben Wirtschaft auch für die Pandemiebekämpfung verantwortlich. In Tokio, Osaka und vier weiteren Präfekturen gilt bereits der Ausnahmezustand. Ein Lockdown ist der Notstand in Japan aber nicht: Große Komplexe wie Kaufhäuser und Kinos sollen entweder geschlossen bleiben oder früher schließen und Werktätige sollen möglichst im Home-Office arbeiten. Restaurants und Bars sollen lediglich keinen Alkohol ausschenken und schon um 20 Uhr schließen. Dutzende Städte haben ihre Gastgeberrolle für die Olympischen Spiele und die Paralympics in gut zwei Monaten aus Sorge vor dem Coronavirus aufgegeben. Wie die Zeitung “Nikkei” und andere japanische Medien unter Berufung auf Regierungskreise berichteten, haben sich zwischen 30 und 40 Gemeinden zurückgezogen, die sich im Rahmen des “Host Town”-Programms als Trainingslager für ausländische Athleten und zum kulturellen Austausch angeboten hatten. Zwar wolle die japanische Regierung die zusätzlichen Kosten der Gastgeberstädte für Corona-Maßnahmen decken und habe Richtlinien erarbeitet, doch kleinere Gemeinden hätten nicht genug Personal für die zusätzlichen Aufgaben. Außerdem habe eine zunehmende Zahl an ausländischen Delegationen von sich aus einen Rückzieher gemacht. In Brasilien untersucht eine Senatskommission, ob die Regierung von Jair Bolsonaro die Pandemie falsch gehandhabt hat. Im Zentrum steht die Frage, ob sich die Regierung rechtzeitig um Impfstoffe bemüht hat. Pfizers Chef für Lateinamerika, Carlos Murillo teilt der Kommission mit, er habe dem brasilianischen Gesundheitsministerium zwischen August und November vergangenen Jahres wiederholt angeboten, sein Covid-19 Vakzin zu verkaufen. Er habe aber keine Antwort von der Regierung erhalten. Der damalige Gesundheitsminister Eduardo Pazuello wurde letzten Monat ersetzt, wegen steigender Kritik an seinen Versäumnissen bei der Impfstoffbeschaffung. In den USA gibt es neue Empfehlungen der Seuchenschutzbehörde CDC für vollständig Geimpfte. Demnach soll die Maskenpflicht für diesen Personenkreis unter freiem Himmel und in den meisten Innenräumen entfallen. Gleiches soll für Abstandsregeln gelten. Nach tagelangen Protesten steht das Gesundheitssystem in Kolumbien angesichts der Corona-Pandemie vor dem Zusammenbruch. “Es muss mit aller Realität gesagt werden: die Ansteckungssituation in Bogota ist kritisch: fast einhundertprozentige Belegung der Intensivstation”, schrieb der kolumbianische Gesundheitsminister Fernando Ruiz auf Twitter. 500 Patienten müssten aus der Hauptstadt in andere Teile des Landes verlegt werden. Seit zwei Wochen kommt es in Kolumbien zu zahlreichen, teilweise von Gewalt überschatteten Protesten. Mindestens 42 Menschen sind nach den jüngsten Angaben der nationalen Ombudsstelle während der Protesttage ums Leben gekommen, 168 Personen werden vermisst. Zuerst demonstrierten Menschen gegen eine umstrittene, inzwischen zurückgenommene Steuerreform. Die meisten Demonstranten haben nun neue Ziele, wie den Widerstand gegen eine ebenfalls geplante Gesundheitsreform und den Einsatz für den brüchig gewordenen Friedensprozess. Thailand hat seinen bislang höchsten Anstieg an Corona-Infektionen innerhalb eines Tages registriert – mehr als die Hälfte der Fälle wurden dabei aus zwei Gefängnissen in Bangkok gemeldet. Das Land verzeichnete nach Angaben des Corona-Krisenzentrums einen Höchstwert von mehr als 4800 Neuinfektionen, davon mehr als 2800 Fälle in den Gefängnissen in der Hauptstadt. Dort sitzen zahlreiche prominente Demokratie-Aktivisten in Haft. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) kritisierte den Umgang Bangkoks mit den Corona-Ausbrüchen in Gefängnissen: “Die thailändische Regierung muss offen über die Covid-19-Ausbrüche in ihrem Gefängnissystem sprechen und darüber, wie sie beabsichtigt, katastrophale Folgen für die Inhaftierten zu vermeiden”, erklärte der für Asien zuständige HRW-Vertreter Brad Adams.
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