VON WALTER SCHUBERT
Heute gibt es mal einen Blick in die Nachbarstadt Remscheid. Bedingt durch einen Arzttermin meines Sohnes hatte ich Leerlauf und musste die Zeit überbrücken. Normalerweise kein Problem, man macht einen Bummel durchs Allee-Center, trinkt einen Kaffee, kauft eine Zeitung oder ein Buch oder schaut mal bei Saturn rein.
Diesen Bummel habe ich auch heute gemacht, denn zumindest ist es im Center warm. Der Rest ist aber gruselig. Ganz viele Geschäfte sind komplett zugeklebt, ohne jeden Hinweis, also komplett geschlossen. Fast schon eine Ironie, dass auf diesen Flächen für ein Shopping-Erlebnis geworben wird. Ja, wo denn und bei wem? Viele Geschäfte, auch Niederlassungen von bekannten Ketten, sind geschlossen und zwar für immer. Nach Schließung des großen SB-Marktes im Untergeschoss ist diese Ebene absolut tot. Optiker, Apotheken, ein Obststand, ein Drogenhändler (Tabakladen), ein Bäcker sind noch offen, einige haben einen Abholservice eingerichtet. Es scheint, alle sind durch den Wind. Auf dem gläsernen Fahrstuhl der Stadtwerke Remscheid fährt immer noch ein bunt geschmückter Weihnachtsbaum rauf und runter. An der Tchibo-Filiale informiert ein Hinweis, dass am 18.Dezember letzten Jahres keine Pakete angenommen werden. Ein weiterer Hinweis an einem Süßwarenladen nennt eine Schließung bis zum 28.Januar 2021. Ist eine Verlängerung des Lockdowns schon beschlossen? Irgendwie gespenstig, als ob alle plötzlich die Flucht ergriffen hätten.
Den größten Fehler macht der Besucher, wenn er sich die Alleestraße anschaut. Früher mal eine angesagte Shoppingmeile mit richtig schönen Geschäften. Heute ein absoluter Alptraum mit vielen Leerständen, vielen Nagelstudios und vielen Barbershops und Friseurgeschäften. Ob es wirklich so viele Haare gibt? Zum Bummeln auf jeden Fall völlig uninteressant.
Das Bau des Outlet-Center in Remscheid-Lennep wurde ja erst einmal gestoppt. Macht nichts, wäre ja im Moment auch geschlossen.
Ob das alles wieder so wird wie früher? Viele werden die Lockdown-Maßnahmen sicher nicht überleben. Und es ist schon komisch: Vieles, was uns früher aufgeregt hat, vermissen wir heute. Volle Parkhäuser, Menschenmassen im Center, volle Geschäfte, lange Schlangen an den Kassen, essen, trinken, Freunde treffen, Eis für die Kinder kaufen, shoppen, schauen, suchen, finden – einfach ein pralles Leben im Center.
Erst einmal geht’s wieder nach Hause, Tür zu, Kamin an, großen Wein eingießen, Decke drüber und in Deckung bleiben.