“Best of Worst of”- Massageanfragen

VON YVONNE SCHWANKE

Als ich vor einigen Jahren in der Männersauna in Hückeswagen zu massieren begann, vermerkte ich auf meinem Terminaushang, dass das Massageangebot keine Erotikmassagen enthalten würde.
Die Sauna-Jungs amüsierten sich köstlich darüber, fanden diesen Zusatz komplett unnötig, weit hergeholt und nutzten dies später immer mal wieder als „Running-Gag“:
„Heute mal ohne Happy-End, wa, Schätzchen?!“
„Ja, genau, sonst krieg ich wieder Karpaltunnel, trotz der extrem kurzen Intervalle.“
Lautes Gelächter.
„Frech biste!“, ein Grinsen.
„Selber Schuld!“, ein Grinsen.
„Selber selber Schuld! Sowas muss man nicht dazuschreiben. Das ist doch klar.“
„Du hast ja keine Ahnung“, sage ich.

Ich bin erleichtert zu sagen, dass ich im Verlauf der letzten Jahre nicht viele dieser Anfragen bekommen habe. Kein Mensch braucht so etwas.
Lange habe ich mit mir gerungen, ob ich diese Episödchen aufschreiben sollte, weil ich Sorge hatte, dass sich einige “Spezialisten” genötigt fühlen könnten, sich Spasses halber zu melden.
Aber dafür gibt es ja die Fangschaltung.

Es ist wirklich kein Spaß, auch wenn ich versuche, sehr humorig damit umzugehen.

Beispiel 1
Ich sitze in einem herrlichen Café und genieße ein leckeres Törtchen, als mein Handy klingelt.
Die Nummer ist unterdrückt. Eine Ahnung keimt in mir auf, trotzdem melde ich mich, innerlich seufzend.
Eine röchelnde, leicht atemlose, Männerstimme sagt: „Guten Tag, bin ich da bei der Massage?“
`Oh nee´, denke ich stumm und sage:“ Ja. Da sind Sie. Was kann ich gegen Sie tun?“
„Ich“….leichtes Stöhnen, “hätte gerne eine“…Atempause, wieder leichtes Stöhnen, „2stündige Ganz….“ Keuchpause….“körpermassage….“…Atempause…Keuchen.
`Und: lass mich raten, so wie Du keuchst, bist entweder der Vater von Luke Skywalker oder Du hast bereits Dein Gemächt in der Hand`, denke ich, sage jedoch: „ Ich biete keine 2stündigen Massagen an und der Intimbereich bleibt während jeder Massage stets bedeckt und unberührt.
Wir können gerne einen Termin für eine Stunde vereinbaren, die nächste Möglichkeit dazu wäre in ungefähr drei Wochen.“
Stille am anderen Ende, ….schweres Atmen. Ich starre auf mein Törtchen, piekse mit der Gabel hinein und warte.
„Oh, ach so…“ keuch „ja….“ Keuch…..“dann melde ich mich nochmal“, er legt auf.
„Nein, tust Du nicht und das ist auch gut so“, sage ich.
Ich verbringe eine Minute mit fassungslosem Kopfschütteln, bevor ich mein wieder Törtchen genießen kann.

Beispiel 2
Ich telefoniere mit meinem besten Freund, als ein Anruf mit einer sichtbaren Handynummer anklopft:„Hey, hier ist der Tobi. Ein Kumpel war schon mal bei Dir. Du massierst doch bei Dir zuhause, oder?“
Ich liege in der Sonne auf dem Balkon. Es ist Samstag, kurz vor 18 Uhr und unwillkürlich rolle ich mit den Augen und denke `Echt, jetzt?!´: „Genau, mein Massagelädchen ist in meinem Wohnhaus“, sage ich, „was kann ich gegen Dich tun? (Auch er merkt es nicht. Sie merken es nie.) Wer ist denn Dein Kumpel?“
„Ich habe mich gefragt, ob Du noch heute Abend einen Termin frei hättest.“ `So, so….Du hast den Namen Deines Kumpels vergessen`, denke ich und sage:
„Tut mir leid, an den Wochenenden arbeite ich nicht. Der nächste freie Termin wäre so in 3-4 Wochen.“
„Oh, okay. Ziemlich ausgebucht, wie?!“, belustigtes Zungenschnalzen am anderen Ende, „wieviel kostet das denn eigentlich?“
Ich nehme zur Kenntnis, dass ich mich zurückhalten muss, um nicht laut zu werden und sage:
„Schau Dir mal meine Webseite an, da wirst Du alle benötigten Informationen finden. Preise, Massagen – die Info, dass der Intimbereich stets bedeckt und unberührt bleibt- und so weiter und so weiter.“
Pause am anderen Ende der Leitung. Es findet wohl Verarbeitung statt.
„Also, aber Du massierst doch bei Dir zuhause, oder?“
Offensichtlicher Verarbeitungsfehler. Sein System befindet sich im Restart.
„Mein Laden befindet sich in meinem Haus. Das ist korrekt. Worauf möchtest Du hinaus?“
„Oh, nichts. Ich. Also. Ja. Ich würde dann, äh, mir die Webseite mal anschauen und mich dann noch mal melden.“
„In Ordnung. Ich wünsche Dir einen schönen Samstagabend.“
Er legt auf.
Ich lehne mich in meinen Lehnstuhl zurück, spüre, dass ich leicht genervt bin. Mein Kumpel ist fassungslos, als ich ihm den Hergang des Anrufs erläutere.

Beispiel 3:
Unterdrückte Nummer. Samstag abends um 19:20 Uhr.
Ich seufze und gehe ran: „Schwanke, guten Abend.“
„Ja. Hallo. Ich war gerade auf Ihrer Webseite. Sie machen ja so Massagen.“
„Ja. Ich massiere Menschen. Was kann ich für Sie tun?“
„Ja. Also, ich hätte gerne eine einstündige TouchLife-Massage, am besten gegen 20/21 Uhr heute Abend.“
„Mit so kurzfristigen Terminen kann ich leider gerade nicht dienen, in 3 Wochen wäre der nächste Termin frei.“
„Oh, das ist noch lang hin. Nein, ich würde es schon jetzt gerne wollen.“
`Interessante Formulierung´, denke ich und sage: „Das tut mir leid. Da kommen wir wohl terminlich nicht zusammen.“
„Ja. Eine Frage noch. Also, falls ich jetzt für später einen Termin mache. Also, Sie kommen während der Massage nicht zufällig an meinen Penis?“
„Nein.“
„Also, auch nicht so gaaaaaanz zufällig?!“
„Nein.“
„Auch nicht mal so ein bisschen?!“
„Nein.“
„Auch nicht gegen Aufpreis?“
„Nein. Hören Sie, studieren Sie meine Webseite noch mal genauer. Vielleicht wäre es besser, wenn Sie nach jemandem suchen, der Tantra-Massagen anbietet.“
„Aber auch Sie könnten doch versehentlich mal an meinen Penis kommen.“
„Ich lege jetzt versehentlich auf. Ihnen und Ihrem Penis noch einen schönen Abend.“

Beispiel 4:
Was gestern, am Pfingstsonntag Abend geschah:
Eine unterdrückte Nummer ruft an. Demonstrativ öffne ich ein Bier und überlege kurz, ob ich rangehen soll.
Die tiefe, ruckelige Stimme sagt: „ Hallo, ich bin gerade erst auf Ihre Seite gestoßen, ich, weil, also, ich hätte da gerne eine Ganzkörpermassage.“
„Guten Abend“, sage ich, „mit wem spreche ich denn da?“
„Mm—äh—–m…Michael.“
„Guten Abend, Michael. Was kann ich gegen Sie tun?“, frage ich freundlich.
„Ich wollt fragen, ob da jetzt gerade eine Massage frei wäre“, sagt die ruckelige Stimme.
„Ich arbeite am Wochenende nicht. Der nächste freie Termin wäre Mitte-Ende Juni.“
„Oh, Mitte ginge ja noch. Aber Ende wäre zu lang.“
„Wo sitzen denn die Beschwerden?“
„Beine……, viel Fahrrad,….Berge und so.“
„Ah ja, okay. Haben Sie sich auch schon auf meiner Webseite informiert?“
„Äh ja, ein bisschen. Massieren Sie auch den Po? Also, so richtig? Also, es sollte kein Öl an die Hose kommen.“
Kurz bin ich versucht lautstark in den Hörer zu rülpsen,….. boah…., wie geht mir so eine Scheisse auf den Keks: „Suchen Sie nach einer Erotikmassage?“
Mittlerweile ist der Teenager in die Küche gekommen, reißt die Augen auf, setzt sich auf den Küchenstuhl und lauscht.
„Denn, falls dem so ist. Ich biete keine Erotikmassagen an, was Sie meiner Webseite auch ganz klar entnehmen können.“
„Nein, nein! Ich möchte wirklich keine Erotikmassage. Nur die Beine…und der Po, also der Po wäre sehr wichtig. Aber es darf eben kein Öl an die Hose kommen. Könnte ich die wohl ausziehen?“
„Die Unterhose wird grundsätzlich anbehalten und ein Handtuch oder Laken schützt während der Massage die Kleidung vor Öl“, sage ich.
Das Kind reisst die Augen fassungslos noch weiter auf und schnappt nach Luft.
„Aber den Po könnten Sie trotzdem so richtig rannehmen?“
„Was genau meinen Sie damit?“
„Ich…ja…also….ich…also…..würde mich dann morgen nochmal melden, da weiß ich dann auch, wie ich arbeiten muß.“
„Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Pfingstsonntag!“, sage ich.
„Äh, ja“, er legt auf.
„Wollte der Erotikmassage, Mama?!“
„Ja, verkappt. Auf eine sehr unbeholfene Art und Weise“, sage ich genervt.
„Rufen hier viele solcher Leute an, Mama?“
„Nein, gottseidank!! Die meisten Menschen können lesen und haben ihr Hirn nicht ständig in der Hose“, sage ich.

Damit wir uns an dieser Stelle richtig verstehen:
Ich verurteile Niemanden, der sich eine erotische oder tantrische Massage gönnen möchte.  Überhaupt nicht!
Eine Tantra-Massage kann eine tolle Erfahrung sein.

Ich habe allerdings kein Verständnis für Männer, die unbeholfen-sexistisch, auf brunzdämliche Art und Weise versuchen, sich erotische Erlebnisse an Stellen zu verschaffen, die AUSDRÜCKLICH darauf hinweisen, dass Dienstleistungen dieser Art nicht angeboten werden!

Was stimmt nicht mit Euch, ihr Klappspaten?!
Für Euch sind Frauen, die Massagen anbieten, erotisches Freiwild?
Sämtliche Wellnessmasseurinnen, Physiotherapeutinnen, Masseurinnen?
Welche Haltung gegenüber dem weiblichen Geschlecht steckt dahinter?
Denkt ihr: „Wer Massagen anbietet, soll sich nicht wundern, wenn er solche Anrufe bekommt.“
Was übrigens das Äquivalent zu: „Wer sich so anzieht, darf sich nicht wundern, wenn er vergewaltigt wird“, wäre….
Oder ist es einfach nur pure gedankenlose Geilheit?

Anfragen dieser Art gehen nämlich auch ganz anders:  
Eine Kölner Nummer ruft an: „Guten Tag, mein Name ist……… Bieten Sie auch Erotikmassagen an?“
„Nein“, sage ich, „falls Sie Massagen suchen, die den Intimbereich miteinbeziehen, so googeln Sie doch einfach mal nach Tantra-Massagen, vielleicht werden Sie dort fündig.“
„Danke für den Tipp! Einen schönen Tag noch!“, sagt der Mann.
„Ebenso! Viel Erfolg!“, sage ich.

Oder die Email, die ich kürzlich erhielt:
„Guten Tag! Bieten Sie auch Massagen mit Happy End an?
Johannes, 30“

„Guten Tag! Nein, ich biete keine Massagen mit Happy End an! Dies können Sie auch meiner Webseite entnehmen.
Yvonne, 44“

Klarheit in der Kommunikation kann eine tolle Sache sein!
Klarheit führt schneller zum Happy End!

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