Buchtipp: Bildungsarbeit gegen Antisemitismus. Grundlagen, Methoden, Übungen

Antisemitismus ist Teil der deutschen Geschichte, aber auch der deutschen Gegenwart. Insbesondere in Schulen kommt es immer wieder zu antisemitischen Beschimpfungen oder gar Übergriffen. Lehrkräfte, aber auch alle anderen, die mit Jugendlichen arbeiten, sehen sich daher mit der Frage konfrontiert, wie sie mit dem Thema umgehen sollen. Das vorliegende Buch hilft in diesem Sinne nicht nur dabei, verschiedene antisemitische Phänomene zu erkennen und einordnen zu können. Es bietet neben einführenden Texten auch zahlreiche Methoden für den Einsatz in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit.

Das vorliegende Handbuch enthält zum einen zahlreiche Texte, die sich jeweils verschiedenen Aspekten des Antisemitismus widmen. Zum anderen sind den Artikeln sowohl einführende als auch vertiefende Methoden zum gleichen Thema zugeordnet. Sie stellen die praktische Umsetzung der theoretischen Hinführungen dar. Die Grundlagentexte haben den Anspruch, das zur Durchführung einer Methode notwendige Hintergrundwissen bereitzustellen. Die Methodenbeschreibungen sind nach einem einheitlichen Muster aufgebaut und ermöglichen einen raschen Überblick bezüglich der Einsatzmöglichkeiten und Ziele einer Methode sowie der benötigten Materialien, der empfohlenen Gruppengröße und eventuell notwendigen Vorkenntnissen. Dabei ermöglicht die detaillierte Beschreibung des Ablaufs einer jeden Methode eine gute Vorbereitung auf die Durchführung. Die Ausdifferenzierung der Methoden in Hinblick auf verschiedene Zielgruppen mit unterschiedlichen Wissensständen ermöglicht den Einsatz des Handbuchs in verschiedenen Kontexten bzw. in der Schule in verschiedenen Schulformen und Klassenstufen.

Inhaltlich ist das Handbuch wie folgt geordnet: Zunächst beschreibt Birte Klarzyk in ihrem Beitrag die historische Genese des Antisemitismus, d.h. die Entstehung des Antijudaismus und sei- ne Weiterentwicklung zum modernen, aktuellen Antisemitismus. Anschließend setzt sich Olaf Kistenmacher mit den verschiedenen Facetten des Antisemitismus auseinander und beleuchtet, in welchen Formen er uns gegenwärtig haupt- sächlich begegnet. Im darauffolgenden Beitrag erörtern Marcus Meier und Sebastian Werner im Rahmen von methodisch-didaktischen Vorüberlegungen zum vorliegenden Handbuch die Chancen und Grenzen einer politischen Bildungsarbeit gegen Antisemitismus. Dem folgt ein Interview mit Hannes Loh, der über Antisemitismus in Jugendkulturen und jugendlichen Lebenswelten spricht. Den grundsätzlichen Dynamiken von Eigen- und Fremdgruppe widmet sich Marina Chernivsky, die damit auf eine gemeinsame Grundstruktur verschiedener Diskriminierungsformen aufmerksam macht. Sebastian Werner untersucht zudem das Verhältnis von Antisemitismus und modernen Formen der Vergesellschaftung und geht dabei auch auf die Rolle sogenannter Verschwörungstheorien ein. Mit dem häufigen Phänomen des sekundären Antisemitismus befassen sich entlang ausgewählter Beispiele in ihrem gemeinsamen Text Hans-Peter Killguss und Michael Sturm. In die Geschichte des Nahostkonflikts führt Sebastian Werner ein, der damit auch wichtige Grundlagen für eine Beschäftigung mit israelbezogenem Antisemitismus legt, mit dem sich insbesondere Rosa Fava in ihrem Beitrag ausführlich auseinandersetzt. Stefan Hößl diskutiert die Frage eines islamisierten bzw. islamistischen Antisemitismus und verweist auf dessen komplexe Entstehungsgeschichte. Zum Abschluss erörtert Marina Chernivsky verschiedene Handlungs- möglichkeiten gegen Antisemitismus.

Killguss, Hans-Peter/Meier, Marcus/Werner, Sebastian (Hg.): Bildungsarbeit gegen Antisemitismus. Grundlagen, Methoden & Übungen • Wochenschau Verlag, Frankfurt/M. 2020 • 224 Seiten • 24,90 Euro • ISBN 978-3-7344-0894-6

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