Camino Santiago 2018 bis 2020 – Ein Tagebuch

Tag 12 – Von Tiebas nach Puenta la Reina

Ich machte mich heute ein wenig später auf den Weg, als gewohnt. Meine beiden spanischen Mitpilger und auch Takashi waren schon losgegangen. Luca schlief noch.

Heute ist der 08. Mai. Der Tag der Befreiung vom Faschismus.

Ein Tag, an dem wir uns erinnern sollten an die dunkelste Geschichte Deutschlands. – Nie wieder Faschismus, nie wieder ein Terrorstaat

Es ist erschreckend, dass es seit 2015 in Deutschland wieder möglich ist, das Unmögliche auszusprechen. Dass es eine Partei, in der sich Erzkonservative, Rechtspopulisten und Nazis sammeln, in unsere Parlamente und gar in den Bundestag schafft. Eine Partei, die sich das bürgerliche Mäntelchen übergeworfen hat, in ihren Anfragen in den Parlamenten aber ihr wahres Gesicht erkennen läßt. So wie die letzte Anfrage im Bundestag zu Menschen mit einer schweren Behinderung oder die Anfrage in einem der Länderparlamente zu Homosexuellen. – Wehret den Anfängen! Steht für unsere freiheitliche, demokratische Grundordnung ein.  Ich werde mich dieser politischen Entwicklung in jedem Fall entschieden entgegenstellen.

Gestern Abend haben wir sechs in der Herberge gemeinsam gekocht. Der Herbergsbesitzer hat uns die notwendigen Lebensmittel zur Verfügung gestellt. So hatten wir dann Kartoffelsalat mit Zwiebeln und Thunfisch. Sowie Spagehetti in Tomatensoße, natürlich von Luca zubereitet. Dazu noch Rotwein. Das Dinner und die Gemeinschaft waren perfekt. – Die Entscheidung, in Tiebas zu bleiben, war absolut richtig.

Nach einer wirklich erholsamen Nacht habe ich mich um 8:15 Uhr auf den Weg Richtung Puenta la Reina gemacht. Auf den ersten Kilometern konnte man es nicht überhören, dass wir uns durch den Großraum Pamplona bewegen. Die Autobahn war nicht zu überhören und zu übersehen. Diese verließen wir nach etwa fünf Kilometern und es wurde wieder ruhiger. Auf dem Weg zu meinem ersten Zwischenziel Enériz traf ich auf Takashi. Wir tauschten uns kurz  aus und gingen dann jeder allein weiter.

Respekt, wie Takashi mit seinem steifen Knie den Camino bewältigt. Morgen fährt er mit dem Bus bis Arzua, um dort den Camino fotzusetzen.

Mit jedem Kilometer veränderte sich die Landschaft. Das Gelände wurde zunehmend flacher und es tauchten die ersten Spargelfelder, Olivenhaine und Weinfelder auf. 

Dann die Kirche Santa Maria de Eunate. Die Bauzeit dieser Kirche lag zwischen 1170 bis 1210. Vom Baustil her zeigt sie große Ähnlichkeit mit dem Felsendom von Jerusalem. Daher wird sie den Tempelrittern zugeschrieben.

Vor Obanos, meinem zweiten Zwischenziel, hat der liebe Gott doch tatsächlich noch eine Steigung in den Weg eingebaut. Halb so schlimm! In Obanos endet der Camino Aragonés und geht in den Camino Frances über. Dies war klar erkennbar, denn die Pilgerzahl stieg schlagartig. – Aber, das wußte ich ja.

Von Obanos aus noch einmal 2,5 Kilometer bis nach Puenta la Reina. Dort bin ich, wie 2014, in der Herberge der Redomtoristen, direkt am Ortseingang, eingekehrt. Einer der Patres war so freundlich und reservierte mir ein Bett in der Herberge der Anfas für Morgen. – Die Brücke über den Rio Argo soll auf Wunsch der Witwe König Sancho Garcés III errichtet worden sein. Daher der Name der Brücke die “Köngliche”. – Morgen geht es nach Estella

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