VON KATHRIN KELLERMANN
Der Cyberangriff auf den kommunalen IT-Dienstleister SIT hatte und hat weitreichende Auswirkungen auf die möglichen Dienstleistungen in der Stadt Wermelskirchen. Zwar ist es in den vergangenen Wochen gelungen, viele Lösungen zu finden, um beispielsweise vorläufige Reisepässe ausstellen zu können. Aber der Cyberangriff hat vor allem die Kämmerei der Stadt vor große Herausforderungen gestellt.
Denn dadurch, dass alle Systeme nach dem Cyberangriff heruntergefahren worden sind, konnten Kämmerer Dirk Irlenbusch und sein Team auch keine kommunalen Abgaben einziehen. Dabei sind die nötig, damit die Stadt zahlungsfähig bleibt.
Deshalb hatte die Kämmerei der Stadt Wermelskirchen eine ungewöhnliche Idee: „Uns war sehr bewusst, dass es eine außergewöhnliche Situation und eine außergewöhnliche Bitte ist“, sagt Kämmerer Dirk Irlenbusch. „Aber wir haben rechtzeitig die ortsansässigen Unternehmen und auch die Bürgerinnen und Bürger der Stadt gebeten, die vierte Quartalszahlung für die Grundbesitzabgaben und der Gewerbesteuer zu überweisen, weil es uns durch den Cyberangriff nicht möglich war, die kommunalen Abgaben wie Grundsteuer, Abfall, Abwassergebühren, Gewerbesteuervorauszahlungen und Hundesteuer wie üblich einzuziehen.“
Dieser Bitte sind so viele Firmen und Privatmenschen der Stadt nachgekommen, dass durch die Überweisungen insgesamt mehr als 5,4 Millionen Euro auf dem Konto der Stadt eingetroffen sind. „Das ist etwa die Hälfte des Betrags, den wir normalerweise erhalten hätten“, erklärt der Kämmerer.
Das verkündete der Kämmerer in der Ratssitzung am vergangenen Montag und sagte: „Wir können allen Firmen und Privatmenschen, die ihre Abgaben überwiesen haben, nur recht herzlich Dankeschön sagen! Denn durch ihre Überweisungen sparen wir viel Geld für einen höheren Liquiditätskredit.“
Wann die ausstehenden Zahlungen per SEPA-Lastschrift abgebucht werden können, steht zwar noch nicht genau fest. Aber der kommunale IT-Dienstleister SIT arbeitet daran, in den kommenden Wochen sukzessive die Systeme wieder hochzufahren. „Es wird zwar viel Arbeit auf uns zukommen, alles nachzuarbeiten, aber wir verschicken dann umgehend auch Zahlungserinnerungen an die Bürgerinnen und Bürger, die bisher noch nicht überwiesen haben“, kündigt der Kämmerer an. Mit einer Mahnung müsse dann noch niemand rechnen, sagt er. „Die verschicken wir erst, wenn jemand nach der Erinnerung im Zahlungsverzug ist.“