Vorbereitungen auf den Energienotstand in Köln und Gladbach

Köln, die Millionenmetropole am Rhein, rüstet sich für eine mögliche Energie-Notlage. Und auch die Kreisstadt, Bergisch Gladbach, bereitet sich auf einen denkbaren Notstand vor.

Die Stadt Köln wird, wie Paul Gross im Kölner Stadt-Anzeiger berichtete, in den kommenden Tagen verschiedene Maßnahmen umsetzen, mit denen Energie gespart werden soll, und einen Krisenstab nominieren. Hintergrund sei der massive Preisanstieg für Erdöl und Erdgas und die massive Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas.

„Jede und jeder soll einen Beitrag leisten um Energie zu sparen und damit einer möglichen Notlage im Herbst und Winter vorbeugen“, so die parteilose Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker. „Auch wir als Stadtverwaltung gemeinsam mit unseren städtischen Unternehmen wollen unseren Beitrag leisten und gehen mit dem Maßnahmenpaket heute den ersten Schritt.“

Die Beleuchtung des Kölner Doms wird ab 23 Uhr abgeschaltet. Die Beleuchtung repräsentativer Bauwerke wird zunächst um 23 Uhr, ab Herbst um 22 Uhr abgeschaltet. Betroffen sind neben Dom die romanischen Kirchen, das Historisches Rathaus, die Hohenzollernbrücke und die Severinsbrücke. Die Straßenbeleuchtung soll ab 23 Uhr auf 50 Prozent heruntergedimmt, später ein- und früher ausgeschaltet werden. Weitere Illuminationsbeleuchtungen an insgesamt mehr als 132 Objekten werden abgeschaltet, insgesamt soll an mehr als 1000 Strahlern gespart werden. Damit fällt die mehrfach preisgekrönte Kölner Nachtbeleuchtung nun vorerst aus. Auch die Beleuchtung der Pylonen am Rhein-Energie-Stadion wird abgeschaltet.

Zudem will die Stadt in eigenen Büros, an Schulen und in Lagerhallen Energie einsparen. Die Temperatur in den städtischen Büros soll in der Heizperiode zudem maximal 19 Grad betragen und in den Sommermonaten wird die Klimatisierung städtischer Innenräume auf ein betriebsnotwendiges Minimum reduziert.

In Fahrzeug-, Wasch- und Lagerhallen werden Raumtemperatur und Energieverbrauch so angepasst, dass diese nur frostfrei gehalten werden, darüber hinaus aber keinen Strom mehr verbrauchen. Außerdem kündigte die Stadt eine Kampagne des Kölner Energieversorgers Rhein-Energie mit Tipps zum Energiesparen an.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung sollen für energieeffizientes Verhalten sensibilisiert werden, um unnötigen Energieverbrauch im Arbeitsalltag etwa durch die Nutzung des Stand-by Betriebs spürbar zu reduzieren. Gezielt sollen hierfür Hausmeisterinnen und Hausmeister geschult werden. „Ich bitte die Kölnerinnen und Kölner schon jetzt, überall dort, wo es ihnen möglich ist, Energie einzusparen. Jeder Beitrag hilft“, sagte Henriette Reker.

Die Verwaltung der Stadt Bergisch Gladbach rechnet bereits in diesem Jahr mit zusätzlichen Ausgaben in Höhe von bis zu zehn Millionen Euro. In der Kreisstadt wird ein Notfallplan vorbereitet und erste Einsparmaßnahmen beim relativ hohen Energieverbrauch soll der Stadtrat bereits Ende August beraten.

Rund 15 Millionen Kilowattstunden an Strom verbrauche die Stadt Bergisch Gladbach pro Jahr, beim Gas 31 Millionen. Und dabei seien die drei Bäder und die GL Service gGmbH noch gar nicht mitgerechnet, wie das Bürgerportal Bergisch Gladbach berichtet.

Bergisch Gladbach ist fast vollständig auf Energielieferungen von außen angewiesen. Zwei Blockheizkraftwerke im Klärwerk Beningsfeld produzieren aus dem Klärgas Strom und etwas Nahwärme, aber das wird gleich vor Ort verbraucht. Solar- oder Windanlagen gibt es auf städtischen Gebäude bislang nicht in nennenswerter Größenordnung. Über 90 Prozent des Bedarfs der Stadt für Wärme würden mit Erdgas produziert. Darüberhinaus weise der städtische Energiemix nur kleine Mengen an Heizöl und Klärgas aus.

Große Einsparpotenziale, die rasch zu heben wären, seien nicht erkennbar. Andere Städte hätten zwar schon das warme Wasser in Stadthäusern und Turnhallen abgestellt und die Beleuchtung öffentlicher Gebäude ausgeschaltet – allerdings nur mit marginalen Einsparungen.

Alle Ampelanlagen und die Straßenbeleuchtung sind auf sparsame LED-Leuchten umgestellt worden. Einige Sporthallen und das Rathaus Bensberg wurden energetisch saniert.

Ähnliche Investitionen in die längst abgeschriebenen Stadthäuser, in die Stadtbücherei oder in die maroden Schulen erscheinen kaum sinnvoll. Erst der Neubau oder Umzug in neue Gebäude könnten hier Abhilfe schaffen.

Die Erzeugung von erneuerbarer Energie, etwa durch Photovoltaik-Anlagen auf allen städtischen Dächern soll ein wichtiger Baustein des Klimaschutzkonzeptes werden – aber auch das geht nicht kurzfristig.

Das Milchbornbad, das Hans-Zanders-Bad und das Kombibad verbrauchen zusätzlich rund eine Million Kilowattstunden Strom und über fünf Millionen KWh Gas pro Jahr.

Für dieses Jahr rechnet die Bädergesellschaft, eine Tochter der Stadt, mit rund 20 Prozent höheren Ausgaben für Energie, in 2023 könnten noch einmal zehn Prozent oder mehr hinzukommen.

Auch die Bädergesellschaft verweist darauf, viel Geld in einen sparsamen Energieverbrauch investiert zu haben. Alleine die im Kombibad installierte Abdeckung spare jährlich fast 750.000 kWh Gas ein. Eine gerade in Auftrag gegebene Optimierung der Steuerungselektronik verspreche eine Minus von 100.000 kWh/a beim Strom.

Vor allem aber heizt die Bädergesellschaft das Badewasser nicht mehr so stark auf: um durchschnittlich zwei bis drei Grad sei die Temperatur reduziert worden; alleine damit könnten laut Experten bis zu 25 Prozent der Energie eingespart werden. Auch die Beleuchtung der Bäder soll geprüft werden.

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