Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 30.643 Positiv-Tests binnen 24 Stunden.Das sind 7036 Fälle mehr als vor einer Woche, als 23.607 Neuinfektionen gemeldet wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf einen Rekordwert von 386,5 von 372,7 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen angesteckt haben. 62 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen eines Tages auf 99.124. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 5,38 Millionen Corona-Tests positiv aus. Laut DIVI-Register stehen in deutschen Kliniken 3528 betreibbare Intensivbetten zur Verfügung. Das sind 238 mehr als am Vortag. 21.160 Intensivbetten sind aktuell belegt. Das sind 291 weniger als am Vortag. Der Anteil freier Intensivbetten steigt von 13,3 auf 14,3 Prozent. Allerdings nimmt die Zahl der Covid-Patienten, die auf deutschen Intensivstationen liegen weiterhin deutlich zu. Binnen 24 Stunden steigt ihre Zahl um 110 auf 3675. Der Anteil der Covid-Patienten unter allen intensivmedizinisch Betreuten klettert damit auf 17,4 Prozent. Zuletzt war ihr Anteil mit rund 15 Prozent angegeben worden. Mehr als die Hälfte aller Covid-Intensivpatienten – nämlich 1878 – muss beatmet werden. Das sind 65 mehr als am Vortag.
Die ersten Krankenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern melden ausgelastete Intensivstationen. Am Morgen traf dies laut Intensivregister der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) auf vier Kliniken zu: das Kreiskrankenhaus Demmin, die KMG Klinik Boizenburg, das Krankenhaus Ludwigslust und das DRK-Krankenhaus Grevesmühlen. Weitere 14 Krankenhäuser meldeten nur noch begrenzte Kapazitäten. An das DIVI-Register melden aus dem Bundesland 32 Krankenhäuser ihre Intensivkapazitäten. Nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Soziales vom Sonntag liegen derzeit in Mecklenburg-Vorpommern 271 Patienten mit einer Covid-19-Erkrankung in Kliniken. Davon müssen 61 intensivmedizinisch behandelt werden. Sachsen muss sich nach Angaben der Landesärztekammer auf eine Triage vorbereiten. Es stünden im Freistaat nur noch wenige Betten auf den Intensivstationen zur Verfügung, sagt der Präsident der Landesärztekammer, Erik Bodendieck, dem Sender NDR Info. Wenn sich daran nichts ändere, müsse über eine Auswahl nachgedacht werden, wer behandelt werde und wer nicht. “Wir müssen triagieren und das werde ich diese Woche mit meinen Kolleginnen und Kollegen in den Kliniken noch mal besprechen.” Eine präventive Triage, also das Freihalten von Betten, sei rechtlich nicht möglich. “Für ungeimpfte Patientinnen und Patienten in einer Covid-Situation ist das in aller Regel nicht der Fall, dass sie eine Covid-Situation überstehen können”, sagt Bodendieck. Er hoffe, dass es anders komme als zurzeit prognostiziert. Sachsen sei in jedem Fall auf die Hilfe anderer Bundesländer angewiesen. Wegen der steigenden Zahl an Covid-19-Fällen werden in allen Krankenhäusern in Berlin alle planbaren Behandlungen anderer Patienten verschoben, wie der “Tagesspiegel” berichtet. Bislang hatten die Charité und die ebenfalls landeseigenen Vivantes-Kliniken elektive Eingriffe vorerst abgesagt. Heute bestätigen Ärzte der DRK-Kliniken und kirchlicher Krankenhäuser, dass auch sie viele Operationen für die nächsten Wochen aussetzen. “Kliniken aller Träger verschieben jetzt planbare Behandlungen, die Berliner Krankenhäuser arbeiten nun voll im Krisenmodus”, sagt Marc Schreiner, der Geschäftsführer der Berliner Krankenhausgesellschaft (BKG), der Zeitung. “Es ist nicht mehr zu verhindern, dass die Zahl der Intensivpatienten sich in den nächsten Tagen und Wochen stark erhöhen wird.” Die Sieben-Tage-Hospitalisierungs-Inzidenz liegt aktuell bei 3,5, leicht unter dem Wert vom Vortag und steht aus Sicht der Warnampel des Senats auf “Grün”.
Für Sachsen verzeichnet das Robert-Koch-Institut (RKI) eine Inzidenz von 960,7 Neuinfektionen in sieben Tagen je 100.000 Einwohnern, in Thüringen sind es 648,1 und in Bayern 640,0.
Kanzlerin Angela Merkel hält angesichts der dramatischen Entwicklung bei den Infektionen die aktuellen Maßnahmen nicht für ausreichend. “Wir haben eine hochdramatische Situation. Was jetzt gilt, ist nicht ausreichend”, wird Merkel aus Teilnehmerkreisen der hybriden Beratungen des CDU-Vorstands zitiert. Merkel war aus dem Kanzleramt zugeschaltet. Sie warnte demnach: “Wir haben eine Lage, die alles übertreffen wird, was wir bisher hatten.” Auch die 2G-Regel mit Zugängen für Geimpfte und Genesene werde jetzt nicht mehr ausreichen. Merkel sprach von einer Verdoppelung der Fallzahlen alle zwölf Tage. Der Fraktionschef der Linken im sächsischen Landtag, Rico Gebhardt, fordert einen sofortigen, harten Lockdown. “Die von der Staatsregierung beschlossenen Maßnahmen werden die vierte Welle nicht brechen und einen Kollaps der Krankenhäuser nicht verhindern”, sagt Gebhardt. Kontaktbeschränkungen nur im Freizeitbereich würden nicht reichen. Das öffentliche und wirtschaftliche Leben müsse für alle nicht lebenswichtigen Bereiche für mindestens zwei Wochen zum Stillstand kommen. Erst danach könne es Lockerungen für Geimpfte und Genesene geben. Für Ungeimpfte solle es bei Kontaktbeschränkungen bleiben. “Es darf nicht sein, dass Menschen, die geimpft sind und sich an die Regeln gehalten haben, bestraft werden”, sagte Gebhardt. Für alle wirtschaftlichen Ausfälle müsse die Staatsregierung zudem einen finanziellen Ausgleich sicherstellen.
Eine 30 Jahre alte Frau greift am Hauptbahnhof in Dortmund Bundespolizisten an, weil sie aufgefordert wird eine Mund-Nasenbedeckung anzuziehen. Sie attackiert die Beamten vor Ort mit Tritten und Faustschlägen, wie die Polizei mitteilt. Unterstützt wird sie dabei von ihrem 32 Jahre alten Ehemann. Als sie bei einer Kontrolle aufgefordert wird, eine Mund-Nasenbedeckung anzuziehen, beleidigt sie die Polizisten zunächst, bevor sie sie angreift. Das Ehepaar kann nach Angaben der Polizei nur mit erheblichem Widerstand auf die Polizeiwache gebracht werden. Ein Alkoholtest ergibt, dass beide zum Zeitpunkt der Kontrolle betrunken waren. Die Polizeibeamten werden bei dem Angriff leicht verletzt. Unbekannte legen im Kreis Münster in zwei Corona-Schnelltestzentren Feuer. Am frühen Morgen hatte ein Zeuge zunächst ein Feuer bei der Teststation in Ahaus gemeldet, wie die Polizei mitteilt. Ein Pavillon und ein Container wurden beschädigt. Wenige Stunden später brannte nach Angaben der Polizei ein Testzelt in Gronau. An den Schnelltestzentren entstand insgesamt ein Schaden von rund 20.000 Euro. Die Polizei ermittelt, ob es zwischen den Bränden eine Verbindung gibt. An beiden Testzentren sei es in der Vergangenheit bereits zu Brandstiftung gekommen, so die Polizei. Ein politisches Motiv für die Tat werde nicht ausgeschlossen.
Die Quote der vollständig Geimpften steigt von zuletzt 67,9 auf aktuell 68,0 Prozent. Damit haben rund 56,53 Millionen Menschen bereits eine komplette Schutzimpfung erhalten. In Sachsen sind laut Robert-Koch-Institut derzeit noch weniger als 60 Prozent der Einwohner geimpft. Unter den Bundesländern ist die Impfquote in Bremen am höchsten. Nur in drei Bundesländern (Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen) ist mehr als jeder zweite Jugendliche (12 bis 17 Jahre) bereits geimpft. Das Impftempo in Deutschland steigt übers Wochenende nur langsam. Im mehrtägigen Mittel werden derzeit pro Tag rund 363.000 Impfdosen verabreicht. Übers Wochenende bricht die tägliche Impfleistung regelmäßig ein: Im Laufe des gestrigen Sonntags kamen laut RKI-Impfquoten-Monitoring bundesweit nur 70.305 Impfspritzen zum Einsatz. Davon entfielen 50.190 auf Booster-Impfungen und nur knapp 12.297 auf Erstimpfungen. Die Impfstoffe von Biontech und Moderna sind nach Angaben des Charité-Experten Leif Erik Sander gleichermaßen für die Erstimpfung und das Boostern geeignet. Auch eine Kreuzimpfung mit beiden Stoffen sei sicher und gut verträglich, sagt der Leiter der Forschungsgruppe für Infektionsimmunologie und Impfstoff-Forschung der Charité. In einem dramatischen Appell rufen mehr als 500 Ärzte aus der bayerischen Region Rosenheim zum Impfen auf. “Skepsis und Zögern gefährdet Menschenleben, Ihre Impfung rettet leben”, heißt es in einer Anzeige der OVB-Heimatzeitungen. Die Mediziner, die demnach in Stadt und Landkreis tätig sind, verweisen auf die “sehr schwierigen Bedingungen”, unter denen sie arbeiteten – “häufig am Rande der Erschöpfung”. Sie warnen: “Die lebenssichernde Versorgung, auf die wir uns bisher immer verlassen konnten, existiert nicht mehr!” In Deutschland sollen nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im Dezember 2,4 Millionen Dosen des Biontech/Pfizer-Impfstoffs für Kinder ab fünf Jahren zur Verfügung stehen. Die Zulassung durch die europäische Arzneimittelbehörde EMA werde wahrscheinlich Ende dieser Woche erfolgen, sagt Spahn. Die gesamte Europäische Union erhalte die erste Lieferung am 20. Dezember. Deutschland erhalte “auf einen Schlag” 2,4 Millionen Dosen für die Fünf- bis Elf-Jährigen, so Spahn. Angesichts von 4,5 Millionen Kindern dieser Altersgruppe werde wohl ein großer Teil der anfänglichen Nachfrage bedient werden können. Weitere Lieferungen seien in den ersten Monaten des neuen Jahres zu erwarten. Das Mainzer Biotechunternehmen Biontech zieht zusätzliche Impfstofflieferungen an Deutschland in Betracht. Aktuell prüfe Biontech, ob und wenn ja, wie viele Dosen das Unternehmen kurzfristig und zusätzlich zu den vertraglich vereinbarten liefern könnte, erklärt eine Firmensprecherin. Die “Bild”-Zeitung hatte zuvor berichtet, Biontech sei bereit, Deutschland kurzfristig zehn Millionen Impfdosen außerplanmäßig zu liefern. Über Umdisponierungen bei Lieferungen an andere Staaten sei dies noch im November und Dezember möglich. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist sich sicher, dass am Ende dieses Winters jeder in Deutschland “geimpft, genesen oder gestorben” sein wird. Mit Blick auf die hochansteckende Delta-Variante rate er daher dringend nochmals zur Impfung, sagt Spahn. Der Bundesvorsitzende des Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, kritisiert in einem Schreiben an das Gesundheitsministerium die geplante Rationierung von Biontech-Impfstoff bei niedergelassenen Ärzten scharf. “In der Gesamtschau fürchten wir, dass das von Ihnen vorgesehene Lieferschema eine Beschleunigung der Impfkampagne eher behindert als fördert”, zitiert das Portal “The Pioneer” aus einem Brief Weigeldts an das Ministerium. Die Ärzte seien “kurzfristig und sehr überraschend” mit einem Schreiben des Ministeriums konfrontiert worden, in dem eine Beschränkung für Bestellungen von Biontech-Impfstoff auf wöchentlich 30 Dosen ab kommender Woche angekündigt werde, heißt es demnach weiter in dem Schreiben. Dabei seien für Impfzentren und mobile Impfteams eine Bestellmenge von 1020 Dosen vorgesehen. Die Hausärzte sollen verstärkt Moderna verimpfen. Für die Hausarztpraxen würde dies einen “wesentlich höheren und kaum leistbaren organisatorischen Aufwand” bedeuten. Der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, ruft die Bundesländer auf, die Impfzentren umgehend wieder zu öffnen und Krankenhäuser administrativ und organisatorisch beim Impfen zu unterstützen.“Wir brauchen ein hohes Impftempo”, sagt Gaß der “Rheinischen Post”. Auch müsse die Hospitalisierungsinzidenz ohne Zeitverzug digital gemeldet werden. “Wir sind noch immer in einer Situation, in der wir ein analoges Meldeverfahren haben, das nicht überall tagesaktuelle Daten liefert. Das ist nicht länger vertretbar.” Leipzig will die Zahl der Corona-Impfangebote so schnell wie möglich verdoppeln. Der Freistaat stelle der Stadt dafür vier Millionen Euro zur Verfügung, sagt Oberbürgermeister Burkhard Jung. “Ich erneuere meinen Appell an die Menschen in Leipzig: Lassen Sie sich impfen! Dies ist der einzige Weg, das Virus zu besiegen.” Die derzeitige dramatische Situation sei die Folge der in Sachsen noch immer viel zu geringen Impfquote. Nur mit einer deutlich gesteigerten Impfbereitschaft in der Bevölkerung werde man aus der angespannten Situation herauskommen. Hessen will das Tempo beim Impfen gegen das Coronavirus deutlich erhöhen. “Wir werden bis spätestens 5. Dezember mindestens 400.000 Impfungen pro Woche möglich machen”, kündige Gesundheitsminister Kai Klose an. Das sei fast das Doppelte der etwa 220.000 Impfdosen, die zur Hochzeit im Frühsommer in den Impfzentren verabreicht worden sei. Eine Impfallianz aus Kassenärztlicher Vereinigung, Landesärztekammer, Hausärzteverband, Apothekerkammer und -verband, Kommunalen Spitzenverbänden sowie dem hessischen Sozialministerium habe nun eine konzertierte Aktion zum Ausbau der Impfkapazitäten vereinbart.
In der CSU gibt es nach Angaben von Parteichef Markus Söder eine große Zustimmung für eine allgemeine Impfpflicht. Eine allgemeine Impfpflicht könne auf Dauer aus dem Corona-Würgeseil befreien, sagt er. Aus der aktuellen Debatte über eine mögliche allgemeine Corona-Impfpflicht will sich die scheidende Bundesregierung heraushalten. Diese Diskussion über eine etwaige Impfpflicht sei jetzt aufgekommen, da deutlich geworden sei, dass man mit Aufklärung und Werben für die Impfung allein nicht weiterkomme, sagt Regierungssprecher Steffen Seibert. Mit Blick auf die für übernächste Woche geplante Bildung einer neuen Regierung fügte er hinzu: “Eine Entscheidung darüber gibt es jetzt nicht und sie würde auch von dieser Bundesregierung nicht mehr gefällt.” Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek kann sich angesichts der stark steigenden Corona-Zahlen eine allgemeine Impfpflicht vorstellen. “Ich war immer eigentlich ein Gegner einer Impfpflicht”, sagt er dem Deutschlandfunk. “Ich glaube aber inzwischen, (…), dass wir relativ schnell über dieses Thema sprechen müssen.” Eine Impfpflicht werde nicht heute und morgen helfen, aber sie sei der Weg aus der Pandemie. “Ich persönlich bin inzwischen als Ultima Ratio tatsächlich für diese allgemeine Impfpflicht.” Darüber müsse relativ schnell in Berlin gesprochen werden – es brauche eine bundeseinheitliche Lösung. In der vergangenen Woche hatte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder für eine allgemeine Impfpflicht plädiert. Der baden-württembergische Finanzminister Danyal Bayaz hält es für falsch, eine Impfpflicht einfach auszuschließen. “Eine Impfpflicht ist ein schwerwiegender Eingriff”, so der Grünen-Politiker gegenüber den “Stuttgarter Nachrichten” und der “Stuttgarter Zeitung”. “Allerdings müssen wir mittlerweile feststellen, dass wir mit Impfappellen kaum mehr vom Fleck kommen. Damit Corona keine Dauerschleife für uns wird, sollten wir eine Impfpflicht ernsthaft diskutieren und nicht einfach ausschließen.” Der Präsident des Robert-Koch-Instituts hat angesichts der dramatischen Corona-Lage erneut zur Impfung aufgerufen. “Wir müssen dafür Sorge tragen, dass wir so viele Menschen wie möglich zum Impfen bewegen und diejenigen, die eine vollständige Grundimmunisierung haben, boostern”, sagte Wieler im “Heute-Journal” des ZDF. In der Debatte über eine Impfpflicht äußerte er sich zurückhaltend, verwies aber auf Überlegungen, darüber als letztes Mittel nachzudenken. Die Impfpflicht sei “ein Mittel, und da bin ich ganz bei der (Weltgesundheitsorganisation) WHO, das wir alle nicht wollen”, sagte Wieler. “Es ist wirklich niemand, der gerne eine Impfpflicht haben möchte. Viele, viele Studien gibt’s dazu, viele Wissenschaftler finden das keine gute Lösung. Aber wenn man alles andere versucht hat, dann sagt die WHO: Dann muss man auch über eine Impfpflicht nachdenken.” Auf den Hinweis, dass manche durch Appelle nicht mehr zu erreichen seien, verwies Wieler auf Erfahrungen aus anderen Ländern: Wenn man beispielsweise 2G-Regelungen einführe, “dann gibt es durchaus noch einen relevanten Teil, die sich dann noch impfen lassen”. Kinderärzte fordern eine Corona-Impfpflicht für Erzieher und Lehrer. “Wir brauchen eine 2G-Regel für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Kindertagesstätten und Schulen”, sagte der Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BDKJ), Jakob Maske, der Düsseldorfer “Rheinischen Post”. Das reine Testen des Personals sei zu wenig. “Wir haben noch keine Impfung für unter Zwölfjährige. Um sie zu schützen, müssen wir also nach Möglichkeit alle Personen impfen, die mit ihnen zu tun haben”, forderte Maske. Die Bundesschülerkonferenz kritisierte Lehrerinnen und Lehrer, die sich einer Impfung verweigern. Lehrkräfte hätten “eine Verantwortung gegenüber ihrem Umfeld und besonders gegenüber den Schülerinnen und Schülern, denen sie in der Klasse begegnen”, sagte die Generalsekretärin der Konferenz, Katharina Swinka, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Der Deutsche Pflegerat hat sich dafür ausgesprochen, dass ungeimpfte Mitarbeiter im Falle der Einführung einer Corona-Impfpflicht in Pflegeheimen gekündigt werden. Sollte der Gesetzgeber vorgeben, dass nur Geimpfte und Genesene in Pflegeheimen arbeiten dürfen, “haben die Einrichtungen gar keine andere Wahl, als sich von diesen Mitarbeitenden zu trennen”, sagte Pflegeratspräsidentin Christine Vogler dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. “Wer zum Einfallstor für Corona im Pflegeheim wird, kann dort einfach nicht arbeiten”, betonte Vogler. Der Gesetzgeber müsse daher klar vorgeben, dass Pflegeeinrichtungen ungeimpfte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kündigen dürfen. Der Pflegerat ist die Dachorganisation von Verbänden der Pflegebranche. Die Unionsfraktion im Bundestag stellt sich gegen eine allgemeine Corona-Impfpflicht. “Einer allgemeinen Impfpflicht im Sinne einer Zwangsimpfung stehe ich sehr skeptisch gegenüber”, sagt der stellvertretende Unionsfraktionschef Thorsten Frei von der CDU der Zeitung “Welt”. Sie dürfte “wegen des schwerwiegenden Eingriffs in das Recht auf körperliche Unversehrtheit unter den derzeitigen Rahmenbedingungen auch unverhältnismäßig und damit verfassungswidrig sein”. Mit Verweis auf besonders gefährdete Gruppen könne er sich aber bereichsspezifische Impfnachweispflichten unter strenger Beachtung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes durchaus vorstellen, analog zur verpflichtenden Masern-Impfung für Betreuungspersonal. Die SPD hält nach den Worten von Vizefraktionschef Dirk Wiese eine einrichtungsbezogene Impfpflicht für möglich, die AfD lehnt jede Form von Impfpflicht ab. Der hannoversche Regionspräsident Steffen Krach hat sich für eine Impfpflicht in der Corona-Pandemie ausgesprochen. Der SPD-Politiker schrieb auf Twitter: “Es wird nur mit einer #Impfpflicht gehen.” Krach bezog sich dabei auf einen Tweet des Virologen Christian Drosten. Dieser hatte zuvor geäußert, dass die Booster-Impfungen nicht ausreichten, um das Coronavirus auch langfristig in den Griff zu bekommen. Das sei nur möglich, wenn die Impflücken bei den Erst- und Zweitimpfungen fast vollständig geschlossen würden.
Der Vorsitzende der Jungen Union, Tilman Kuban, spricht sich für eine Impfpflicht aus. “Jetzt ist ein Punkt gekommen, an dem wir ganz klar sagen müssen: Wir brauchen eine De-facto-Impfpflicht und einen Lockdown für Ungeimpfte”, schreibt er in einem Gastbeitrag für die “Welt”. Denn alle anderen Appelle seien bei den Ungeimpften verhallt. Für die Soldaten der Bundeswehr rückt nach einem Bericht der Zeitungen der Funke Mediengruppe eine Pflicht zur Impfung gegen Covid-19 immer näher. Nach monatelangem Streit zwischen dem Bundesverteidigungsministerium und den Personalräten und Soldatenvertretern erwartet Generalinspekteur Eberhard Zorn für diesen Montag eine Schlichtungsempfehlung. Es ist das erste Mal seit 30 Jahren, dass ein Schlichtungsausschuss in der Bundeswehr eingesetzt werden musste. In einem Brief vom 15. November an alle Inspekteure mahnte Zorn, die Pandemie schränke den Dienstbetrieb insbesondere bei Ausbildung und Übung ein. Sie erschwere die personelle Einsatzbereitschaft der Truppe, heißt es weiter in dem Brief, der den Funke-Zeitungen vorliegt. Im März hatte das Verteidigungsministerium einseitig durchgesetzt, dass zumindest die Soldaten in Einsätzen eine Corona-Impfung dulden müssten. Seit Anfang August streiten beiden Seiten über eine “Duldungspflicht” für jeden Soldaten.
Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach hält eine Maskenpflicht in den Schulen voraussichtlich über den gesamten Winter hinweg für notwendig.Seiner Einschätzung nach sei die Wahrscheinlichkeit “sehr gering”, dass durch den weiteren Verlauf der Pandemie die Maskenpflicht an den Schulen in den Wintermonaten nicht mehr gebraucht werde, sagte Lauterbach dem Redaktionsnetzwerk Deutschland in einem Podcast-Interview. Der SPD-Politiker und Mediziner übte harte Kritik am nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst von der CDU dafür, dass dieser die Maskenpflicht an den Schulen aufgehoben hatte. Diese Entscheidung sei “verantwortungslos” gewesen: “Da haben sich viele Kinder infiziert. Das war vollkommen unnötig.” Die Thüringer Landeselternvertretung hat regelmäßige Maskenpausen für Schüler angemahnt. Angesichts des aktuellen Corona-Infektionsgeschehens gebe es zur Maskenpflicht keine Alternative, erklärt Claudia Koch von der Landeselternvertretung in einer Mitteilung. “Allerdings berichten Eltern immer wieder, dass Kinder die Maske den gesamten Tag tragen müssen, auch während der Pausen auf dem Schulhof oder beim Sport”, heißt es in dem Schreiben. Koch fordert das Einhalten regelmäßiger Pausen ohne den Mund-Nasen-Schutz für die Schüler. “Es ist niemandem geholfen, wenn die Akzeptanz von Schutzmaßnahmen durch deren falschen Einsatz leidet”, erklärt sie und weist darauf hin, dass Schülerinnen und Schüler im Sportunterricht keine Masken tragen müssten und dass die Masken während der Pausen im Freien abgesetzt werden dürften.
Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) in Bayern spricht sich für Böllerverbotszonen zu Silvester aus. “Bleiben die Corona-Zahlen und insbesondere die Belastungen in den Krankenhäusern so hoch, dann ist es sicherlich nicht der richtige Weg zu böllern und dadurch die Risiken auf Notfälle und Verletzungen nochmal zu vergrößern. Jeder zusätzliche Notfall bringt die Helferkette in Bedrängnis!”, so Jürgen Köhnlein, Landesvorsitzender der DPolG, im Interview mit der Zeitung “Hallo München”. Die Ärztekammer Nordrhein empfiehlt ein generelles Feuerwerksverbot zum Jahreswechsel nach niederländischem Vorbild. Wie die “Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung” berichtet, soll damit eine zusätzliche Belastung der Krankenhäuser in der vierten Corona-Welle verhindert werden. Auch die Krankenhausgesellschaft NRW ist für eine solche Maßnahme offen. Niederländische Medien hatten am Freitag berichtet, die Regierung in Den Haag werde wie schon im vergangenen Jahr zu Silvester den Verkauf und das Benutzen von Feuerwerk untersagen, damit die Krankenhäuser nicht zusätzlich durch Verletzte belastet werden. Rudolf Henke, der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, hält dieses Verbot für “zweckmäßig”. Die Ambulanzen der Krankenhäuser liefen zu Silvester immer voll, weil sich viele Menschen beim unsachgemäßen Abbrennen von Feuerwerk verletzten.
Die Behörden im französischen Überseegebiet Guadeloupe in der Karibik warnen vor einer Eskalation der anhaltenden Proteste gegen die Corona-Maßnahmen. “Wir wissen nicht, wie weit das noch gehen wird”, sagt der Bürgermeister von Pointe-a-Pitre, Harry Durimel, dem Radiosender France Info. Am Sonntag waren Randalierer Medienberichten zufolge in ein Waffendepot in der größten Stadt von Guadeloupe eingebrochen und hätten dabei Gewehre gestohlen. Durimel forderte die französische Regierung auf, den Frieden auf der Inselgruppe wiederherzustellen. Die Unruhen waren in der vergangenen Woche ausgebrochen, nachdem Gewerkschaften zum Widerstand gegen Corona-Maßnahmen etwa eine Impfpflicht für Gesundheitspersonal aufgerufen hatten. Mindestens 38 Menschen wurden festgenommen, zahlreiche Geschäfte wurden geplündert. Der britischeGesundheitsexperte Azeem Majeed kritisiert die laxe Corona-Politik seiner Regierung. “Plan B hätte schon vor einer ganzen Weile eingeführt werden sollen”, sagt der Mediziner vom Imperial College London. Der so bezeichnete Maßnahmenkatalog sieht eine Maskenpflicht in Innenräumen, Impfnachweise für Großveranstaltungen sowie die Empfehlung, von zu Hause zu arbeiten, vor. Trotz einer Inzidenz, die seit Wochen um die 400 liegt, sieht Regierungschef Johnson bislang aber keinen Anlass für eine Verschärfung der Maßnahmen. Von der Impfquote her ist die britische Situation mit der deutschen vergleichbar: Knapp 69 Prozent der Bevölkerung sind doppelt geimpft, mit den Booster-Impfungen geht es schleppend voran. Die britische Regierung ist nur für die Corona-Maßnahmen in England zuständig. Angesichts sprunghaft steigender Infektionszahlen wird in Österreich das öffentliche Leben lahmgelegt und die Zahl der Sozialkontakte massiv verringert: Ab heute gilt für bis zu 20 Tage ein landesweiter Lockdown für alle, also auch für Geimpfte. Die eigene Wohnung darf nur noch aus dringenden Gründen wie für Arztbesuche, Arbeit und das Einkaufen von Lebensmitteln verlassen werden. Handel, Gastronomie und Kultur müssen grundsätzlich schließen, nur Anbieter von Waren des täglichen Bedarfs wie Supermärkte oder Apotheken dürfen geöffnet bleiben. Schulen und Kindergärten sollen “prinzipiell” offen bleiben – allerdings appelliert die Regierung an alle Eltern, ihre Kinder möglichst zu Hause zu behalten. Gegen den neuen Lockdown und die ebenfalls von der Regierung beschlossene Impfpflicht hatten am Samstag in Wien Zehntausende Menschen protestiert. In Österreich droht nach Einschätzung von Innenminister Karl Nehammer eine weitere Radikalisierung der Gegner der Corona-Maßnahmen. Das sei sein Eindruck aufgrund der Kontrollen der 2G-Regel und von Vorkommnissen bei der Demonstration von rund 40.000 Menschen am gestrigen Samstag in Wien, so Nehammer. Ein konkretes Beispiel für die Gewaltbereitschaft sei ein Brandanschlag auf ein Polizeiauto in Linz. Die beiden Tatverdächtigen hätten danach zugegeben, dass sie dabei die beiden Polizisten, die sie zuvor kontrolliert hätten, töten wollten. “Das ist ein Ausmaß an Radikalisierung, das in keiner Weise hinnehmbar ist.” Es gebe Morddrohungen gegen den Kanzler und den Gesundheitsminister. Bei der Demonstration hätten die meisten Menschen zwar friedlich ihren Unmut kundgetan, es habe sich aber auch gezeigt, dass “altbekannte Neonazis und Vertreter der neuen rechtsextremen Szene” versuchten, die Stimmung aufzuheizen. Die dritte Nacht in Folge ist es in den Niederlanden zu Ausschreitungen bei Demonstrationen gegen die Corona-Auflagen gekommen. In der nördlichen Stadt Groningen zogen mehrere “kleine Gruppen” randalierend durch die Stadt, wie eine Polizeisprecherin berichtete. Die Bereitschaftspolizei sei im Einsatz. Krawalle gab es laut niederländischen Medienberichten auch in Enschede, Leeuwarden und Tilburg. In den vorangegangenen Nächten hatte es in Rotterdam und Den Haag Ausschreitungen gegeben. In den Niederlanden gilt wegen steigender Infektionszahlen seit einer Woche wieder ein Teil-Lockdown. Die Bürger dürfen sich nur mit maximal vier weiteren Menschen in ihren Wohnungen treffen, Arbeitnehmer sollen möglichst im Homeoffice arbeiten. Geschäfte müssen früher schließen. Außerdem ist eine 2G-Regelung für manche Orte in Planung. Damit hätten dort nur noch Geimpfte und Genesene Zutritt. Die Corona-Pandemie hat den deutschen Nachbarn Polen noch immer im Griff. Aktuell werden mit 18.883 Neuinfektionen zwar ein paar Fälle weniger gemeldet, allerdings sind die Werte am Wochenende ohne geringer. Am 18. November melden die Behörden mit 24.882 Neuinfektionen den Höchstwert in der dritten Welle. Damit erreicht Polen langsam wieder das Niveau der ersten Welle im Herbst 2020. Gravierend ist vor allem die Zahl der Toten. Aktuell werden 41 Todesfälle gemeldet, im Sieben-Tage-Schnitt sind es dagegen 279. Damit liegt Polen deutlich über dem schon recht hohen Niveau Deutschlands, wo aktuell im Schnitt etwa 200 Menschen pro Tag versterben. Allerdings hat Polen mit 37,8 Millionen Einwohnern eine nicht mal halb so große Bevölkerung wie Deutschland.
Neuseeland will von der Null-Corona-Strategie abkehren und zum 3. Dezember einige verschärfte Schutzmaßnahmen zurücknehmen. Stattdessen solle nun ein dreistufiges Ampelsystem eingeführt werden, das Maßnahmen abhängig von den Fallzahlen und der Impfquote vorsehe, sagt Ministerpräsidentin Jacinda Ardern. Die harte Wahrheit sei, dass die besonders ansteckende Delta-Variante bleibe und nicht verschwinden werde. Aber Neuseeland sei gut gerüstet, dank hoher Impfraten und der neuen Sicherheitsmaßnahmen wie dem Ampelsystem und dem Impfpass. Bis August war der Inselstaat bis zur Ausbreitung der Delta-Variante zum größten Teil coronafrei. In dem Land mit rund fünf Millionen Einwohnern sind 83 Prozent der Impfberechtigten vollständig gegen Corona geimpft. In Indien gibt es derzeit keinen Plan für Auffrischungsimpfungen, wie die Nachrichtenagentur Reuters von mehreren mit der Angelegenheit vertrauten Personen erfuhr. Demnach geht die Regierung davon aus, dass viele Inder bereits natürliche Immunität durch eine Infektion haben und dass zwei Impfdosen fürs Erste einen ausreichenden Schutz bieten. Daher konzentrierten sich die Behörden darauf, dass die meisten der 944 Millionen Erwachsenen im Land bis Januar komplett geimpft sind. Bislang haben 81 Prozent der Erwachsenen eine Dosis erhalten, 43 Prozent zwei. Die Impfung von jungen Menschen unter 18 Jahren hat bislang noch nicht begonnen. Nach 20-monatiger Grenzschließung aufgrund der Pandemie öffnet sich Australien ab dem 1. Dezember wieder für Studenten und Fachkräfte aus dem Ausland. “Australien öffnet sich wieder für die Welt”, sagt Innenministerin Karen Andrews. Es handle sich um “einen weiteren Schritt vorwärts” für das Land. Australien hatte als Reaktion auf die Pandemie im März 2020 eine der weltweit rigorosesten Grenzschließungen verhängt. Selbst eigenen Staatsbürgern wurde bis auf wenige Ausnahmen die Rückkehr in ihr Heimatland untersagt. Erst zu Beginn dieses Monats wurden die Grenzen für Australier wieder geöffnet. Eine allgemeine Öffnung der Grenzen ist aber noch nicht in Sicht. Weiterhin äußert sich die Regierung nicht dazu, wann wieder Touristen ins Land kommen dürfen. Die Impfung von Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren gegen das Coronavirus soll in Israel am Dienstag beginnen. “Dies sind spezielle Vakzine für Kinder, sie sind angepasst worden und es ist nur ein Drittel der Dosis, die Erwachsene erhalten”, sagt Regierungschef Naftali Bennett bei der wöchentlichen Kabinettssitzung. Millionen Kinder auf der Welt, vor allem in den USA, hätten sie bereits erhalten. “Die Impfstoffe sind sicher und effektiv, sie gewähren die Gesundheit unserer Kinder.” Bennett verweist auf die jüngste Corona-Welle in Europa; auch in Israel sei wieder ein gewisser Anstieg des R-Faktors zu beobachten. “Der Winter beginnt und wir stehen offenbar vor einer Erkrankungswelle bei Kindern.” Der Ministerpräsident bekräftigt, sein eigener Sohn David werde “einer der ersten” sein, der den Impfstoff für Kinder in dieser Altersgruppe erhalten werde.
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