Der letzte Tag. Das Attentat von Hanau

Jaweid Gholam sitzt auf einer Mauer an einem kleinen Platz in der Hanauer Weststadt, zieht an seiner Zigarette und blickt auf den Eingang des Jugendzentrums. Hier, wo er seine Kindheit und Jugend verbracht hat, traf er sich am 19. Februar 2020 mit seinem Freund Ferhat Unvar. Beide wollten am Abend noch kurz in eine Bar gehen, um ein Fußballspiel zu schauen. Jaweid entschied sich spontan, doch schon nach Hause zu gehen. Ferhat wollte noch kurz in der Bar vorbeischauen.

Jaweid überlebte, Ferhat nicht. Er wurde ermordet aus rassistischen Motiven. Genauso wie Sedat Gürbüz, Fatih Saraçoğlu, Kaloyan Velkov, Gökhan Gültekin, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović und Vili Viorel Păun. Anschließend tötete der Attentäter seine Mutter und sich selbst in seinem Elternhaus. Nur wenige Meter vom Jugendzentrum entfernt.

Das Feature rekonstruiert mit Angehörigen und Überlebenden den Tag des Anschlags und zeigt auf, wie Alltagsrassismus, Segregation und kaum überwindbare Klassenunterschiede den Alltag in der Hanauer Weststadt prägen. 

Ursendung: Der letzte Tag. Das Attentat von Hanau • Ein Feature von Sebastian Friedrich • Regie: Hannah Georgi • Deutschlandfunk Kultur/WDR/NDR 2021 • Länge: 55’11

Sebastian Friedrich
1985 in Halle (Saale) geboren, schreibt Bücher und Essays, macht Radiofeatures und Fernsehbeiträge, hält Vorträge und moderiert Veranstaltungen. Er beschäftigt sich mit Faschismus und Rassismus, der Entwicklung des Kapitalismus und seiner Alternativen, Diskurstheorie und Klassenanalyse. Letzte Features: „Diskriminierung im Jobcenter?“ (NDR 2019) und „Die Ost-West-Migrantin“ (NDR 2020).

Am Freitag, dem 19. Februar findet hier im Forum Wermelskirchen ab 18 Uhr eine Online-Demonstration statt: KASSEL, HALLE, HANAU – NEIN ZU RASSISTISCHER UND RECHTSEXTREMISTISCHER GEWALT.

Adelheid Schmitz von der Hochschule Düsseldorf wird zu Beginn die Vorgänge in Hanau, Halle und Kassel und ihre aktuelle Bedeutung für die demokratische Gesellschaft darlegen. Dabei spielt vor allem die Perspektive der Opfer eine entscheidende Rolle, die Folgen für die Hinterbliebenen von rassistischen Gewalttaten.

Adelheid Schmitz ist Diplom-Sozialpädagogin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neonazismus sowie des Erinnerungsortes Alter Schlachthof der Hochschule Düsseldorf. 1987 hat sie zusammen mit Professorin Christiane Rajewsky an der damaligen Fachhochschule Düsseldorf die Arbeitsstelle Neonazismus gegründet. 1994 wurde diese Einrichtung als Forschungsschwerpunkt „Rechtsextremismus und Neonazismus“ vom Ministerium für Wissenschaft und Forschung anerkannt. Die Arbeitsschwerpunkte von Adelheid Schmitz sind Prävention und rassismuskritische Weiterbildung von Multiplikator*innen sowie historisch-politisch Bildungsarbeit zur Aufklärung über Rechtsextremismus, Rassismus, Diskriminierung und gesellschaftliche Ausgrenzung.
Adelheid Schmitz engagiert sich außerdem im Vorstand von Lobby für Demokratie e.V., der 2018 gegründet wurde.

Hier der Link zur Online-Demonstration: https://gib-gab.eu/ForumWKHanau

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