„Lasch et sein“

VON WALTER SCHUBERT

Ich hätte nie geglaubt, dass ich einen Markus Söder einmal gut finde. Der zieht das „Coronading“ in Bayern durch – da kann man nur staunen. Mit Ausgangssperren, mit Kontrollen und Strafen – da geht was. Selbst vor dem Allerheiligstem, dem vollgekotzt widerlichen Oktoberfest, also dem absoluten Brauchtumsfest, macht er nicht halt – abgesagt! Irre!

Da sieht es bei uns in NRW doch ganz anders auch. Unser Chef macht da seinem Namen alle Ehre – et is eben lasch! Wir haben ganz lasche Aufforderungen, zu Hause zu bleiben, müssen aber nicht. Ich darf Motorrad fahren – soll es aber nicht. Trotz aller Warnungen wird hier alles geöffnet und hochgefahren, was eben geht. Und mein lieber Lasch’ aus D’dorf, es könnte sich rächen. Da wird tatsächlich über verkaufsoffene Sonntage in Köln diskutiert. „Lasch et sein“, möchte man rufen, „habt ihr den Knall nicht gehört, die Situation nicht verstanden?“

Was nützt ein kurzfristiger Geschäftserfolg, wenn ich tot bin oder mir die Kunden weggestorben sind? Was nützt dieses lasche Getue, wenn anschließend die Maßnahmen noch strenger sein müssen?

Ja selbst eine Maskenpflicht bekommt dieser Lasch nicht hin. Gerade hier, im dicht besiedelten NRW, gerade hier, wo die Menschen ganz eng beieinander sind, gerade hier macht man es nicht. Lasch eben!

Na ja, das mit dem Söder-Gutfinden hat natürlich Grenzen. Zwischen Bayern und NRW geht es ja nicht um das Beste für die Bevölkerung. Auch diese, wirklich ganz ernste Situation wird für abstoßende parteipolitische Spiele benutzt. Wer ist der Beste, der Schnellste, der Härteste, der Populärste, wer hat die besten Umfragewerte, wer schleimt sich am besten ein, wer ist ein möglicher Kandidat für irgendwas – das ist entscheidend. Das Ganze noch unter dem „C“ im Parteinamen macht die Sache richtig unsympathisch. Aber der liebe Gott wird’s schon richten. „Lasch et die Kindlein zu mir kommen“. Ich fühl’ mich wohl in NRW, fühle mich gut aufgehoben, ja fast schon beschützt.

Kommentare (2) Schreibe einen Kommentar

    • Heidbüchel
    • 22.04.20, 14:52 Uhr

    Bin ganz Ihrer Meinung und bei Ihnen, abgesehen von der gewählten Ausdrucksweise bezüglich des Oktoberfestes

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      • Walter Schubert
      • 22.04.20, 16:03 Uhr

      Die Aktualität hat mich überrollt. Auch in NRW gibt es ab Montag Maskenpflicht. Nicht ab sofort, nicht in Schulen, nicht in öffentlichen Räumen – eben lasch.
      Zum Oktoberfest: Ich habe live eine Starkbierveranstaltung in einem dieser großen Sääle erleben dürfen. Auch wurde ich einmal beruflich genötigt das Oktoberfest zu besuchen. Ich kann Ihnen versichern, dass ich mich mit der kritisierten Beschreibung dieses Festes noch mächtig zurück gehalten habe. Es ist die absolut unterste Stufe der menschlichen Freizeitaktivität.
      Trotz allem: Gute Zeit und gesund bleiben.

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