Eine Analyse von Klaus Ulinski
Die Kommunalwahl 2025 hat für Wermelskirchen ein deutliches Signal gesetzt. Die Ergebnisse zeigen einerseits Kontinuitäten, andererseits aber auch eine Verschiebung im politischen Spektrum, die in ihrer Dimension nicht übersehen werden darf.
Ergebnisse der Ratswahl
Die Sitzverteilung im Rat basiert auf folgenden Stimmenanteilen:
- CDU: 34,6% (−0,9%)
- SPD: 16,5% (−2,8%)
- Grüne: 11,3% (−4,7%)
- FDP: 4,7% (−2,5%)
- Bürgerforum (BüFo): 6,9% (−0,1%)
- Freie Wähler: 4,2% (−1,3%)
- Zukunft Wermelskirchen: 3,8% (±0,0%)
- AfD: 12,3% (+8,8%)
- Linke: 5,7% (+3,5%)
Die Wahlbeteiligung lag bei 59,8%.
Auffällig ist das starke Wachstum der AfD (+8,8%) sowie der Zugewinn der Linken (+3,5%). Beide profitieren von einer zunehmenden Polarisierung. Auf der anderen Seite haben die etablierten Kräfte – CDU, SPD, Grüne und FDP – Verluste hinnehmen müssen.
Bürgermeisterwahl
Auch die Bürgermeisterwahl verdeutlicht die aktuelle politische Lage:
- Bernd Hibst (CDU/Freie Wähler): 54,1%
- Daniel Andreas Rose (Zukunft Wermelskirchen): 14,1%
- Eric Rouxel (Einzelbewerber): 12,4%
- Lothar Dähn (FDP): 11,3%
- Jan Beschoten (Einzelbewerber): 8,1%
Mit über 54% setzte sich Bernd Hibst klar durch. Auffällig ist jedoch die Zustimmung von 14,1% für Daniel Andreas Rose, der im Umfeld rechtspopulistischer Strömungen verortet wird. Dies zeigt, dass der Rechtsruck nicht nur in den Ratsmandaten, sondern auch bei der Bürgermeisterwahl sichtbar geworden ist.
Ursachen für den Rechtsruck
1. Soziale Medien
Soziale Medien wirken zunehmend als Verstärker von populistischen Botschaften. Der Gouverneur von Utah bezeichnete sie jüngst als „Krebsgeschwür unserer Gesellschaft“ (RND-Artikel). Sie bieten einfache Antworten auf komplexe Fragen, oft verbunden mit Empörung und Polarisierung – und finden damit ein dankbares Publikum.
2. Literalität und Bildungsniveau
Studien wie die LEO-Studie der Universität Hamburg (Quelle) zeigen, dass in Deutschland Millionen Menschen Schwierigkeiten mit Lesen und Schreiben haben. Dies erschwert differenzierte Informationsaufnahme und begünstigt einfache, oft populistische Botschaften.
Eine Analyse im ZDF (ZDF-Kolumne) verweist darauf, dass Populisten gezielt von geringer Literalität profitieren, indem sie Komplexität reduzieren und mit Schlagworten arbeiten.
3. Bundespolitisches Klima
Vertrauensverluste in die großen Volksparteien, Krisenstimmung (Migration, Wirtschaft, Klimafragen) und das Gefühl vieler Bürger, „nicht mehr gehört zu werden“, tragen dazu bei, dass Protestparteien Zuspruch finden.
Konsequenzen für die Parteien der Mitte und links der Mitte
- SPD: Sie leidet unter Generationsbrüchen und einer schwachen innerparteilichen Kommunikation. Sie muss ihr Profil erneuern, stärker den lokalen Bezug herstellen und Brücken zu den jüngeren Generationen schlagen.
- Grüne: Nach deutlichen Verlusten brauchen sie eine klarere Profilschärfung – nicht nur als Klimapartei, sondern auch als pragmatische Kraft in Themen wie Stadtentwicklung, Verkehr und Bildung.
- FDP: Sie bleibt im Bund in der Defensive und findet lokal kaum eigenständige Themen. Eine Neuausrichtung mit Fokus auf Wirtschaftsförderung, Digitalisierung und Bildung könnte Wege aus der Sackgasse eröffnen.
Das politische Gefüge verschiebt sich
Die Kommunalwahl 2025 in Wermelskirchen hat gezeigt: Das politische Gefüge verschiebt sich. Der deutliche Stimmenzuwachs für rechte Kräfte ist ein Warnsignal. Die Ursachen liegen nicht allein im lokalen Raum, sondern sind eng mit bundespolitischen Entwicklungen, der Rolle der sozialen Medien und Defiziten in der politischen Bildung verbunden.
Die Parteien der Mitte müssen daraus die Lehre ziehen, klarer zu kommunizieren, profilierter aufzutreten und die Sorgen der Menschen ernsthaft aufzugreifen – ohne in populistische Muster zu verfallen. Nur so lässt sich der schleichenden Erosion demokratischer Mehrheiten entgegenwirken.
Bild: Klaus Ulinski
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