Wann kommt endlich Frieden?
Buchempfehlungen zum Nahost-Konflikt von Marie-Louise Lichtenberg
Seit die Terrormiliz Hamas am 7. Oktober 2023 Israel angegriffen hat, sind bald zwei Jahre vergangen. Die Hamas-Kämpfer verübten ein Massaker an mehr als 1600 Menschen in Israel und entführten etwa 250 Frauen, Männer und Kinder. Nicht nur vom Gazastreifen aus, sondern auch aus dem Libanon, wo die Terrororganisation Hisbollah die Hamas unterstützt, wurden sehr viele Raketen auf Israel geschossen.
Israel griff als Reaktion auf diesen Überfall Gaza mit Bodentruppen an und aus der Luft. Über 40000 Tote und fast 100000 Verwundete im Gazastreifen sind zu beklagen. Die Zivilbevölkerung leidet unter diesem Krieg ohne Ende.
Zerstörung, Vertreibung und Hunger nehmen Überhand. Die Menschen sind verzweifelt.
Die Hamas hält immer noch zahlreiche israelische Geiseln in ihrer Hand. Für die betroffenen israelischen Familien ist das unerträglich.
Tote und Verletzte gibt es in diesem Krieg auf allen Seiten.
Wann einigen sich die Kriegsparteien endlich auf einen Waffenstillstand? Und wann kehrt endlich Frieden ein in diese geschundene Region?
Wer mehr über die Geschichte des Nahost-Konfliktes erfahren möchte, dem empfehle ich zwei Bücher.

Anja Reumschüssel
„Über den Dächern von Jerusalem“
Carlsen Verlag, Hamburg 2023
16,00 €
Ab 14
Das Buch war 2024 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Die Reporterin und Autorin Anja Reumschüssel lebte und arbeitete in Israel und in Gaza. Das Buch schrieb sie vor dem Überfall am 7. Oktober 2023.
Die unabhängige Kritikerjury schrieb in ihrer Begründung für die Nominierung:
„Die 15-jährige Holocaust-Überlebende Tessa begegnet nach Kriegsende 1947 in Jerusalem dem gleichaltrigen Palästinenser Mo, dessen Vater bei einem Terroranschlag getötet wurde. Ihre nächtlichen Diskussionen auf dem gemeinsamen Dach ihrer Häuser enden viel zu häufig ergebnislos. 75 Jahre später, im Jahr 2023, treffen die 18-jährige Wehrdienstleistende Anat und der Palästinenser Karim aufeinander. Deren Streitgespräche werden mit der gleichen Intensität weitergeführt. Dabei ahnen sie nicht, wie eng ihre Biografien miteinander verwoben sind.
In vier miteinander verknüpften Lebenswegen, die auf zwei verschiedenen Zeitebenen angelegt sind, erzählt Anja Reumschüssel die Geschichte des Nahost-Konfliktes von den Anfängen des Staates Israel bis hinein in die Gegenwart.Dramaturgisch geschickt kombiniert sind die historischen Fakten einer komplizierten Gemengelage mit den individuellen Schicksalen der Figuren. So werden Lesenden die oftmals abstrakten Zusammenhänge unmittelbar nähergebracht. Ohne Partei zu ergreifen oder zu bevormunden, gelingt es der Autorin, die Hintergründe und Komplexität eines scheinbar unlösbaren Konfliktes für Jugendliche erfahrbar und die Spirale der Gewalt nachvollziehbarer zu machen.“

Martin Schäuble
„Die Geschichte der Israelis und Palästinenser“
Der Nahost-Konflikt aus Sicht derer, die ihn erleben
Carl Hanser Verlag, München 2024
4. Auflage
16,00 €
Sachbuch
„Hochaktuell, kenntnisreich und vor Ort recherchiert: Wer den Nahost-Konflikt verstehen will, muss die Geschichte der Israelis und Palästinenser kennen – und den Menschen zuhören, die sie erlebt haben.
Martin Schäuble hat über viele Jahre mit Israelis und Palästinensern gesprochen. Sie berichten von einem Leben im Ausnahmezustand, von langen, erbitterten Kämpfen. Was sie aus dem Alltag erzählen, macht überdeutlich, dass es nicht die eine gültige Wahrheit gibt.“ (Klappentext)
Der Journalist und promovierte Politikwissenschaftler Martin Schäuble ergänzt das Buch mit Karten, einer Zeittafel, vielen Medientipps und Original-Dokumenten.
„Von klein auf sah ich Kriege. Ich selbst kämpfte im Unabhängigkeitskrieg, im Suezkrieg, im Sechs-Tage-Krieg, im Jom-Kippur-Krieg und in vielen weiteren Einsätzen. Mein Sohn kämpfte. Mein Enkel kämpfte. Er liegt verwundet im Krankenhaus. Und ich glaube, der Enkel meines Enkels wird auch kämpfen.“ (Abraham Bar-Am, Israeli)
„Meine Mutter kam während der osmanischen Besatzung auf die Welt. Ich wurde während der englischen Besatzung geboren, meine Kinder während der jordanischen, deren Kinder während der israelischen. Es gibt immer jemanden, der dieses Land will, aber nie jemanden, der uns will. Ist das keine Tragödie?“ (Amelie Dschaqaman, Palästinenserin)
Zwei lesenswerte Bücher nicht nur für Jugendliche, sondern für alle, die sich mit dieser Thematik näher beschäftigen wollen.
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