Kultur in Wermelskirchen

Von Marie-Louise Lichtenberg

Die kulturellen Veranstaltungen in Wermelskirchen werden durch Vernetzung, Zusammenarbeit und Engagement zahlreicher Menschen belebt. Über Jahre und Jahrzehnte war und ist das kulturelle Leben in unserer Stadt von Vielfalt geprägt. Die Kulturschaffenden zusammenführen und den Menschen zeigen, wie stark die Szene quer durch alle Bevölkerungsschichten ist, muss noch stärker sichtbar werden.

In Wermelskirchen ist ein großes Potential vorhanden. Ob Kunst, Musik, Tanz, Literatur und Sprache, Theater, Film und Fotografie, aber auch Politik, Geschichte, Architektur und Küche – das kulturelle Leben in Wermelskirchen ist so vielfältig, dass man leicht den Überblick verlieren kann. Und die einzelnen Bereiche kann man nicht immer klar voneinander trennen, es gibt immer wieder Überschneidungen.

Zur Definition des Begriffes Kultur heißt es im Duden: „Kultur ist die Gesamtheit der geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft als Ausdruck menschlicher Höherentwicklung.“

Und bei Wikipedia steht zur Herkunft des Wortes: „Das Wort „Kultur“ ist die Eindeutschung des lateinischen Wortes cultura („Bebauung, Bearbeitung, Bestellung, Pflege“), das eine Ableitung von lateinisch colere („bebauen, pflegen, urbar machen, ausbilden“) darstellt. …“

Was Kultur für uns sein sollte, was ich mir für Wermelskirchen wünsche – das möchte ich anhand eines Bildes verdeutlichen.

2023 besuchte ich zum wiederholten Mal den Garten des berühmten französischen Malers Claude Monet in Giverny, etwa 60 km nördlich von Paris. Er lebte von 1840 – 1926 und gehörte der Stilrichtung des Impressionismus an. Von Oktober 2009 – Februar 2010 war eine vielbeachtete Ausstellung seiner Malerei des Lichts im Wuppertaler Von-der-Heydt-Museum zu sehen. Ich besuchte die Ausstellung mehrmals, auch mit meinen Schülerinnen und Schülern. Und im Kunstunterricht versuchten die Jugendlichen, so zu malen wie er. Mit Hilfe des Buches „Linea im Garten des Malers“ von Christina Björk und Lena Anderson (Übersetzung aus dem Schwedischen von Angelika Kutsch, erschienen bei C. Bertelsmann, München 1987), meiner Fotos und Erzählungen haben sie seinen Garten kennengelernt. In diesem Garten malte Monet u.a. seine berühmten Seerosenbilder. Es gibt dort viele verschiedene Blumen und immer viele von einer Art.

Bei meinen Besuchen in diesem Garten ist mir aufgefallen, dass es innerhalb einer Art viele Unterschiede gibt:

Die einen sind größer, die anderen kleiner.
Es gibt Blumen, die kräftiger sind, andere sind schwächer.
Die Blüten der einzelnen Blumen sind unterschiedlich groß.
Die Farben sind ungleich – es gibt blasse und leuchtende Farben.
Manche blühen im Gegensatz zu ihren Artgenossen erst später.
Dann gibt es einige, die sehen so aus, als wollten sie ein Jahr aussetzen und gar nicht blühen.

Bei allen Blumen war aber deutlich zu sehen, dass die Gärtner viel Mühe für die Pflege aller Blumen aufgewandt haben.
Die schwächeren Pflanzen erhielten sogar eine ganz besondere Pflege:

Entweder stützte sie ein kleiner Holzstab.
Oder die Erde um sie herum wurde besonders gelockert.
Die gelb gewordenen Blätter und verwelkten Blüten wurden vorsichtig abgeknipst.
Sie wurden besonders sorgfältig gegossen.

Mit einem Wort – sie erhielten liebevolle Pflege.

Mir kam der Gedanke, dass es genauso wie bei den unterschiedlichen kulturellen Angeboten ist. Es gibt Unterschiede, obwohl sie alle zur Kultur gehören:

Die einen sind größer, die anderen kleiner.
Es gibt Kräftigere und Schwächere.
Die einen sind schneller, die anderen brauchen mehr Zeit.
Manche können fast alles gut, dann gibt es welche, die hie und da Schwächen haben.
Die einen sind sehr bekannt, die anderen eher unbekannt.
Einige sind besonders freundlich und hilfsbereit.
Andere sind sehr zurückhaltend.
Wieder andere haben große Probleme.
Und bei vielen läuft alles ganz glatt.

Wir sollten alle diese Unterschiede erkennen und auf sie eingehen. Auch Kultur braucht ganz individuelle Betreuung:

Da, wo der Gärtner die Erde lockert, für eine wachstumsfördernde Umgebung, da würde ich ein kulturfreundliches und friedliches Stadtklima schaffen und erhalten.
Der stützende Holzstab des Gärtners, der das Umkippen oder Krummwachsen verhindern soll, wären bei mir Gespräche, Zusammenarbeit oder auch Hilfe untereinander.
Die Blätter und Blüten, die der Gärtner immer mal wieder abknipsen muss, wären bei mir auch schon mal eine kritische Rückmeldung, ein respektvolles Streitgespräch oder eine Korrektur.
Das zusätzliche Wasser gäbe es in der kollegialen Beratung, im eigenen Engagement oder in der praktischen Unterstützung.

Bei alledem bräuchte es die Mithilfe vieler Menschen. Die Pflege wäre immer dann besonders wirksam, wenn alle zusammenarbeiteten. Nur so könnten wir unser gemeinsames Ziel erreichen: den Menschen gerecht werden und der Kultur die Möglichkeit geben, sich so zu entwickeln, dass alle davon profitieren. Wenn eine Blume auch nicht immer gleich so blüht, wie wir uns das vorstellen, dann müssen wir es machen wie die Gärtner im Garten des Malers – mit Geduld pflegen und sie so annehmen, wie sie gerade ist.
Manchmal bleibt eine Blume erstmal kleiner als andere, blüht später, dafür aber umso leuchtender. Zusammen mit den anderen ihrer Art ergibt sie trotzdem ein erfreuliches Bild. Vielleicht blüht die ein oder andere Blume aber auch nur deshalb nicht, weil sie gerade ihre Kraft an anderer Stelle braucht.

Zusammenhalt, Engagement, Kreativität, Geduld und Verständnis müssen wir aufbringen, um unsere Ziele zu erreichen. Die Expertise und die Kompetenzen zahlreicher Menschen in Wermelskirchen sind ein Garant dafür. Ich bin überzeugt, dass dies gelingen kann. Heute und in Zukunft!

Foto im Text von Marie-Louise Lichtenberg aus 2023 in Giverny im Garten des Malers in Frankreich. Beitragsbild erstellt mit KI von ChatGPT

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