Der jüngste Ratsbeschluss zur Installation eines KI-gestützten Überwachungssystems im Quellenbad wirft einige Fragen auf – und Kopfschütteln.
Der jüngste Ratsbeschluss zur Installation eines KI-gestützten Überwachungssystems im Quellenbad wirft einige Fragen auf – vor allem in Hinblick auf die Verhältnismäßigkeit dieser Investition. Und ich gebe zu, angesichts der Fachexpertise des Badleiters David Bremerich, der deutlich darlegte, dass ein solches IT-gestütztes System bei diesem kleinen Bad wie das Quellenbad nicht notwendig sei, löst diese Entscheidung bei mir Kopfschütteln aus.
Die Stadt plant bekanntermaßen, das Quellenbad in den kommenden Jahren durch ein neues Bad auf dem Rhombus-Gelände zu ersetzen. Laut Verwaltung soll der Neubau spätestens 2030 stehen. Damit ist klar: Die Lebensdauer der jetzt beschlossenen Technik wird kaum ausgeschöpft werden. Der Fachmann vor Ort – in seiner Eigenschaft der zuständige Badleiter – hält ein solches System für nicht notwendig, da das Quellenbad aufgrund seiner Größe und Übersichtlichkeit problemlos manuell überwacht werden kann.
Laut unserer Recherche sind keine Berichte über tödliche Badeunfälle im Quellenbad Wermelskirchen zu finden. Zwar gibt es Berichte über sicherheitsrelevante Vorfälle im Quellenbad – zuletzt im Jahr 2022, bei dem es zu einem Chlorgas-Alarm kam und vier Badegäste vorsorglich im Krankenhaus behandelt wurden – jedoch geb es keine Badeunfälle und erst recht keine mit tödlichem Ausgang.
Laut einer Landes- und Bundesstatistik der DLRG zeigt sich, dass es jährlich mehrere hundert Ertrunkene bundesweit gibt – zuletzt in NRW 57 tödliche Badeunfälle im Jahr 2024. Das DLRG weist in dieser Statistik jedoch darauf hin, dass diese Unfälle vermehrt in Seen und Flüssen zu verzeichnen waren. Schwimmbäder seien deutlich seltener betroffen.
https://www.dlrg.de/informieren/die-dlrg/presse/statistik-ertrinken/?utm_source=chatgpt.com
Zahlen und Statistiken spielen hier jedoch bei dieser Entscheidung keine Rolle: In Wermelskirchen werden nun rund 130.000 Euro für Hardware, Installation und jährliche Servicekosten ausgegeben – Geld, das in Anbetracht der angespannten Finanzlage der Stadt und der bevorstehenden Großprojekte (Rhombusareal, Schulen, Hüpptal) dringend anderweitig gebraucht würde. Hinzu kommt – und das löst zusätzliches Kopfschütteln aus: Das System kann nach jetzigem Stand nicht ins neue Bad übernommen werden, da sich die Technik bis dahin überholt haben dürfte.
Niemand bestreitet, dass Sicherheit höchste Priorität hat! Es muß alles getan werden, dass Baden sicher bleibt. Aber Sicherheit bedeutet auch, verantwortungsvoll mit Steuergeldern umzugehen. Eine Investition in eine teure, kurzlebige KI, die selbst von Fachpersonal für entbehrlich gehalten wird, wirkt daher wenig durchdacht. Hier wäre mehr Pragmatismus und Weitsicht im Sinne der Bürgerinnen und Bürger wünschenswert gewesen.
Bild: KI generiert mit Canva