Widdewiddewitt

Ein Samstagabend in den Wermelskirchener Bürgerhäusern. Nicht im Kreis von Freunden, sondern in dem von 15 Mitgliedern der AfD und Nahestehern. Zu einem erheblichen Teil war die Versammlung mit Parteifreunden aus Nachbargemeinden bestückt, aus Kürten Odenthal, Bergisch Gladbach.

„Aktuelle Themen / AfD Grundsatzprogramm / Ihre Fragen“, so war die Zusammenkunft überschrieben. Allein: Es war und wurde kein offenes Gespräch. Eher war es die Bekehrung der Bekehrten. Nur der Chronist dieser Veranstaltung war erkennbar anderer Auffassung als die Versammelten.

Karl Springer leitete als Mitglied des Wermelskirchener Stadtrats in die Debatte ein. Der Mann, von dem man seit Monaten kein einziges konstruktives oder inhaltliches Statement zu auch nur irgendeinem kommunalpolitischen Thema hat vernehmen können. Der große Schweiger gab gestern Abend den großen Redner. Motto: Politik simpel zugerichtet. Kostpröbchen? „Die AfD ist die einzigste Oppositionspartei im Wermelskirchener Rat.“ Wörtlich. „Im Wermelskirchener Stadtrat herrscht eine ideologische Mehrheit aus allen Parteien gegen die AfD.“ Wörtlich. Der AfD respektive Karl Springer geht es ums Geld. Nur ums Geld. Neues Hallenbad? Zu teuer. Neues Sekundarschulgebäude? Zu teuer. Inklusionshelfer für Wermelskirchener Kinder? Zu teuer. Konkret befragt nach Prioritäten, wich Springer aus. Man müsse sich noch ein Bild verschaffen, man wolle erst wissen, wie hoch die Kosten für die Flüchtlinge wirklich seien, bevor man anderem zustimme. Die Landesregierung und der Bund, namentlich natürlich Frau Merkel, seien an allem Schuld. Die Kanzlerin sei eine Gesetzesbrecherin und die AfD, so mochte man hinzufügen, sei die Retterin des Abendlandes.

Apropos Flüchtlinge. Wie die Kommunen überall die Kosten für Flüchtlinge verschleierten, versuchte der Parteifreund aus Gladbach deutlich zu machen. Er behauptete, dort habe man einen „Schattenhaushalt“ gebildet, um die Bürger über die „wahren Kosten“ zu täuschen. Das sei seiner Meinung nach politische Insolvenzverschleppung. Große Worte. Auf Nachfragen mußte Springer allerdings erklären, daß dies jedenfalls in Wermelskirchen nicht der Fall sei. Warum also wird eine solche Erzählung aufgetischt? Um Stimmung zu machen, Ressentiments zu schüren gegen jene, die sich am allerwenigsten wehren können.

Die politische Kunst der AfD: Man löse sich von den Fakten und greife zur Theorie der Verschwörung. Kostprobe? „In Gladbach hat man die Bürger über die Anzahl der Flüchtlinge getäuscht, weil man nur die Zahl von zwei Stichtagen veröffentlicht. Die tatsächliche Anzahl liegt weitaus höher.“ Quelle? Keine. „Nur die Hälfte der Flüchtlinge, 49,1%, ist anerkannt. Also sind die andere Hälfte allesamt Wirtschaftsflüchtlinge.“ Quelle? „Bundesamt für Migration.“ Dann schauen wir doch mal auf die Seite des Bundesamtes für Migration. Dort ist beispielsweise aktuell unter dem Datum des 15. November zu lesen, daß ca. 22% der Asylanträge abgelehnt worden seien. Nicht mehr als die Hälfte. Also? Gelogen. Wie heißt es noch in der ersten Strophe bei Pippi Langstrumpf? „2 x 3 macht 4, Widdewiddewitt und Drei macht Neune!, Ich mach’ mir die Welt, Widdewidde wie sie mir gefällt …“ Ich mach’ mir die Welt, wie sie mir gefällt …

Politik light. Das ist die AfD, jedenfalls hier in Wermelskirchen. Einfach und schlicht. Und im Zweifel widmet man Vermutungen in Tatsachen um oder weicht aus, aus Wermelskirchen zur Kanzlerin, aus dem Bergischen nach Griechenland, weg vom Rathaus in die Türkei oder zu Putin. Ein simples, aber geschlossenes Weltbild. Hie die Retter des Abendlandes, dort die ganz, ganz große Koalition von den Linksgrünrotversifften über die Liberalen zu den Konservativen. Viel Feind, viel Ehr?

Manfred Schawohl, Kreisvorstandsmitglied der Partei, der mich beim letzten Versuch einer öffentlichen Debatte der hiesigen AfD vor einigen Monaten noch mit zwei Streifenwagen der Polizei widerrechtlich aus dem Rathaus der Stadt hat entfernen lassen, begrüßte mich gestern Abend mit Handschlag und Verbeugung. Er, der die Gäste von AfD-Veranstaltungen einer Gesinnungsprüfung unterziehen möchte und dies auch heute noch für richtig hält, und seine Partei auf dem Weg zur Zivilisierung? Ein langer Weg läge da noch vor denen, mit denen ich den Samstagabend verbracht habe.

Kommunalpolitik in Wermelskirchen ist jedenfalls nicht die Domäne der hiesigen “Alternativen”. Ihr Spielfeld ist nicht das Klein-Klein der Kommune, sondern der große politische Wurf. Merkel, Trump, Claudia Roth, Ralf Stegner. Bei diesen Themen funktioniert die erlernte Rhetorik. Wenn es ums Eingemachte der Kommune geht, sucht man Zuflucht bei Floskeln, da weicht man aus, erzählt zur Not Blödsinn. Nein, hier muß man sich keine Angst machen vor Rechtspopulisten oder Rechtsnationalisten. Wer den Wermelskirchener Bürgern Björn Höcke, den thüringischen AfD-Chef, immer noch als ernstzunehmenden bürgerlichen Politiker verkaufen will, ist noch weit von bürgerlicher Ernsthaftigkeit entfernt.

Kommentare (16) Schreibe einen Kommentar

    • Ralf Weber
    • 20.11.16, 18:49 Uhr

    Wenn ich so manche Kommentare in Facebook in den Wermelskirchener Gruppen lese, dann ist mir mein neu erlerntes Wort aus diesem Jahr auf den Lippen: Postfaktisch!

    Antworten

  1. Guten Abend werte Leser,
    da wir solche Informations- und Diskussionsabende regelmäßig veranstalten lade ich in meinem eigenen und im Namen des hiesigen AfD – Ortsverbandes jeden politisch Interessiertem Bürger herzlich dazu ein, wenigstens einmal einen dieser Abende zu besuchen um sich, anstatt ungeprüft die Beschreibung des Herrn Horn zu übernehmen, eine eigene Meinung zu bilden. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
    Mit freundlichen Grüßen und dem Mut zur Wahrheit, Karl Springer

    Antworten

    • Peter Müller
    • 21.11.16, 14:06 Uhr

    Liebe Leser,
    “Postfaktisch” stimmt tatsächlich und trifft voll auf den Text des Chronisten zu. Der vorletzte Abschnitt erklärt warum er mit der lokalen AfD noch eine offene Rechnung zu begleichen hatte. Versuch gelungen?

    Antworten

  2. Lieber Peter Müller,

    wenn “postfaktisch” bezeichnen soll, daß Tatsachen keine Rolle mehr spielen und man sich um die Wahrheit nicht mehr groß scheren soll, dann ist Ihr Kommentar ein Musterbeispiel. Manfred Schawohl hat mir am Samstag noch einmal öffentlich bestätigt, daß er nach wie vor der Meinung ist, man müsse eine Gesinnungsprüfung bei Besuchern der Parteiveranstaltungen der AfD durchführen. Diese Meinung darf man haben. Aber dann darf man auch nicht jammern, wenn das öffentlich zitiert wird.

    Mit freundlichem Gruß

    Wolfgang Horn

    Antworten

    • Highend12
    • 21.11.16, 14:33 Uhr

    Sehr geehrter Herr Horn,
    schlechter Journalismus scheint einen Namen zu bekommen.
    Ich bin entsetzt wie in Ihrem Artikel die Tatsachen verdreht werden, nach dem Moto ich male mir die Welt wie sie mir gefällt.
    Grundlage eines jeden guten Journalisten sind die Recherchen.
    Dieses Handwerk scheinen Sie jedoch nicht zu beherrschen.
    Ich gehe sogar noch weiter und behaupte Ihnen fehlt jede Grundlage hierzu.
    Zu den Angaben der Quellen:
    Diese wollte man Ihnen ja zeigen, aber sie haben die Sichtung der
    Quellen ja abgelehnt. Frage Wieso ?
    Damit Sie sich ihre eigene Welt malen können ?
    Wenn in den Medien davon Berichtet wird das 500000 Flüchtlinge
    die nicht anerkannt sind, abgeschoben werden sollen
    scheint diese Nachricht an Ihnen vorbeigelaufen zu sein.
    Um etwas Licht in Ihre Unwissenheit zu bringen hier einmal ein paar Zahlen die nicht von der AfD sind.
    Quelle : Deutscher Bundestag 18 Wahlperiode
    Drucksache 18/5862
    Frage 23 Seite 29
    23. Wie viele (rechtskräftig) abgelehnte Asylsuchende lebten zum 30. Juni 2015
    mit welchem Aufenthaltsstatus in der Bundesrepublik Deutschland
    Antwort:
    Die Angaben können den nachfolgenden Tabellen entnommen werden:
    Geschlecht Aufhältige mit abgelehntem Asylantrag
    Summe 538.057
    männlich 330.044
    weiblich 207.959
    unbekannt 54

    Frage 24 Seite 31
    24. Wie viele Personen waren zum 30. Juni 2015 im Ausländerzentralregister
    (AZR) erfasst, die weder einen Aufenthaltstitel, eine Duldung oder eine Aufenthaltsgestattung
    besaßen, wie viele EU-Bürgerinnen und EU-Bürger waren
    hierunter, und wie viele dieser Personen waren unmittelbar ausreisepflichtig
    Antwort :
    Zum Stichtag 30. Juni 2015 waren 2 747 904 Personen erfasst, darunter
    1 549 397 männliche und 1 195 657 weibliche, sowie 2 850 Personen mit unbekanntem
    Geschlecht, die weder einen Aufenthaltstitel, eine Duldung oder eine Aufenthaltsgestattung besaßen.

    Was das Thema Verschleiern anbelangt möchte ich Ihnen
    einmal einen Artikel zu den Aktuellen Zahlen Nennen.
    Quelle :
    http://www.huffingtonpost.de/2016/06/20/bundesregierung-verschl
    Überschrift
    Zahlen-Chaos: Bundesregierung soll Flüchtlingszahlen verschleiern
    Offenbar gibt es sehr unterschiedliche Angaben über die Höhe der aktuellen
    Flüchtlingszahlen in Deutschland. Während Bundesinnenminister Thomas de Maizière
    (CDU) laut “Passauer Neue Presse” intern von 117.723 Flüchtlingen spreche, listet das
    Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) für den selben Zeitraum 205.929 Asylsuchende auf.

    Was die Anerkenngsquote anbelangt :
    Hier mal ein paar Zahlen der BAMF 2015
    Quelle
    http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Publikationen/Broschueren/bundesamt-in-zahlen-2015.pdf?__blob=publicationFile
    Tabelle I – 18:
    Entscheidungen und Entscheidungsquoten von 2006 -2015in Jahreszeiträumen (Erst- und Folgeanträge)
    Hierbei ist zu beachten die Rechtsstellung als Flüchtling
    (§ 3 Abs. 1 AsylG, Art. 16 a GG) sowie darunter
    Anerkennungen als Asylberechtigte (Art. 16 a GG und Familienasyl)
    Daraus ergibt sich für :
    2014 =128.911 / 33.310 = 25,8 %
    2015 =282.726 / 137.136= 48,5 %

    Für 2016 liegt die Quote bei etwas über 60%

    Wie schon gesagt schlechter Journalismus bekommt einen Namen.
    Ich hoffe das Sie dieses hier auch Veröffentlichen
    Mit freundlichen Grüßen

    Antworten

  3. Hallo

    “Wir freuen uns auf Ihren Besuch.”

    Solche Aussagen mag die AfD-Wk, um den Anschein einer bürgerlichen Partei zu erwecken. Sind sie eine?

    Nach meinem damaligen (08.11.2015) Versuch inmitten einer interessierten Gruppe Wermelskirchener bei der öffentlichen Veranstaltung der AfD-Wk Fragen zu stellen, wurden diese nicht beantwortet.

    http://balschuweit.de/blog2/2015/11/08/ein-kleines-dorf-im-bergischen/

    Um es besser zu machen, plante ich bei der nächsten öffentlichen Veranstaltung der AfD-Wk (16.03.2016) erneut anwesend zu sein. Nicht in einer Gruppe. Nur mit Wolfgang Horn. Hier wurde mir unrechtmäßig der Zugang zum Rathaus verweigert. Und was ist daran bürgerlich? Was ist daran demokratisch?

    http://balschuweit.de/blog2/2016/03/16/jacke-an-hose-an-schuhe-an-und-dann-die-angst-vor-zwei-alten-maennern/

    Als Helfer bei der Flüchtlingsinitiative “Willkommen in Wermelskirchen” scheine ich ein Dorn im Auge der AfD-Wk zu sein. Herr Schawohl (AfD) warf mir schon des Öfteren vor, mit meinem Engagement den Menschen zu helfen, nur noch mehr ‘von denen’ hier her zu locken.

    Wir haben bei der Flüchtlingsinitiative nur eine unterstützende Aufgabe, wie hier beschrieben wird. Und dabei darf natürlich jeder Bürger behilflich sein. Damit es besser funktioniert.

    https://forumwk.de/2016/11/21/zum-ersten-mal-teatime-als-austausch-von-unterstuetzern/

    Und wir sagen öffentlich und meinen es auch so

    Wir freuen uns auf Ihren Besuch

    Wenn sie uns als Helfer unterstützen möchten. Jeden Donnerstag ab 19:15 Uhr im Café International, Jugendetage des CVJM Wermelskirchen oder Kontakt über unsere Webseite http://www.wkiwk.de, oder Facebook http://www.facebook.com/wkiwk.cs

    Viele Grüße

    Antworten

    • Schawohl
    • 21.11.16, 15:25 Uhr

    Es sind die Kleinigkeiten, die der Presse Glaubwürdigkeit kosten.

    Zitat: “Er begrüßte mich mit Verbeugung” – Es bleib nichts anderes übrig, da dem “Chronisten” entfallen war, dass man sich zu einer Begrüßung erhebt. Soviel zur Zivilisierung.

    Zweiter Punkt Gesinnungsprüfung: Bei Einlass wird selbstverständlich geprüft, ob die Gesinnung des Besuchers zivilisierte Gespräche oder Krawall erwarten lässt. Desweiteren sollte man schon Verständnis dafür haben, dass in einer AfD-Veranstaltung nicht über die Sinnhaftigkeit der Partei an sich, sondern über ihre Themen, Programme und Vorschläge diskutiert werden soll. Deshalb haben wir es beim Einlass von stadtbekannten AfD-Gegnern mit einer Gratwanderung zu tun.

    An diesem Satz gibt es nichts zu mäkeln: “Nur der Chronist dieser Veranstaltung war erkennbar anderer Auffassung als die Versammelten.”
    Ankläger und Richter in einem. So macht ihm Journalismus Spaß.

    Antworten

    • Schawohl
    • 21.11.16, 17:07 Uhr

    Lieber Herr Balschuweit,

    Sie erwarten ernsthaft, dass wir Menschen, die uns offen auf bemalten Bettlaken beleidigen, uns Rassisimus usw. vorwerfen und versuchen Veranstaltungen zu stören, als Gesprächspartner in der Sache akzeptieren? Auch für bemalte Fassaden und abgerissene Werbeplakate halten Sie im Rahmen von Demokratie für akzeptabel? Wir eben nicht.

    Im Übrigen sind Ihre selbstverfassten Quellen nicht besonders als Argumentationshilfe geeignet. Sie erreichen unter dem Strich nichts anderes, wie die Alt-Presse auch. Vollkommene Unglaubwürdigkeit. Sie werden doch selbst Herrn Horns Berichten nicht glauben oder sollte ich mich täuschen? Sie sitzen bekanntermaßen im selben Boot und versuchen gemeinsam jede Erbse umzudrehen, um etwas gegen die AfD zu finden. An den deutlich zurückgehenden Teilnehmerzahlen bei Protest-Bündnissen bei unseren Großveranstaltungen erkennt man, dass das immer schwieriger wird. Hier scheint auch nicht mehr viel Unterstützung zu finden.

    Viele Grüße
    Manfred Schawohl

    Antworten

    • Herr Schawohl

      Ja ich hatte von Ihnen etwas erwartet.

      Der Grund hierfür war, dass ich mich letztens schon bereit erklärte mit Ihnen und Ihren Parteifreunden zu sprechen und eben nicht besagten Krawall zu machen, den ich im Übrigen nicht gemacht habe. Ich war nur in der Gruppe fragender Bürger anwesend. Genau wie Ihre Parteifreunde.

      Doch Sie ließen es nicht zu, dass ich in Ihre nächste Veranstaltung durfte.

      Und

      “Auch für bemalte Fassaden und abgerissene Werbeplakate halten Sie im Rahmen von Demokratie für akzeptabel?” Das streite ich entschieden ab. Nein. Auf gar keinen Fall finde ich so etwas akzeptabel und habe auch dies öffentlich geschrieben.

      Warum lügen Sie hier?

      Ob meine Schreiberei auf andere Menschen unglaubwürdig wirkt, kann ich nicht beurteilen und was ich damit erreiche, kann ich ebenfalls nicht beurteilen.

      Sie haben es immer noch nicht verstanden, dass es mir lediglich um die Menschen geht und nicht um einen Streit gegen eine Partei.

      Ihnen würde ich auch helfen.

      Nur nicht im Sinne Ihrer Einstellung gegen andere Menschen.

      Denken Sie mal darüber nach.

      Antworten

  4. Lieber Anonymos Highend12,

    auf Ihre herabwürdigenden persönlichen Bemerkungen und Formulierungen möchte ich nicht eingehen. Ich werde mich nicht mit Ihren Wertungen, sondern lediglich mit den vermeintlichen Tatsachenbehauptungen Ihres Kommentars auseinandersetzen.

    1. „Wenn in den Medien davon Berichtet wird das 500000 Flüchtlinge die nicht anerkannt sind, abgeschoben werden sollen scheint diese Nachricht an Ihnen vorbeigelaufen zu sein.“ Originalton Highend, samt unorthodoxer Orthographie und Interpunktion. In den Medien. Wann? In welchen Medien? Zeitung? Rundfunk? Fernsehen? Fachpresse? In welchem Medium, wann und wo und von wem geschrieben oder berichtet? Nichts. Qualm, eine simple Behauptung, eine Nebelkerze, die lediglich die Funktion hat, Stimmung zu verbreiten.
    2. „Um etwas Licht in Ihre Unwissenheit zu bringen hier einmal ein paar Zahlen die nicht von der AfD sind. Quelle : Deutscher Bundestag 18 Wahlperiode Drucksache 18/5862 Frage 23 Seite 29 23. Wie viele (rechtskräftig) abgelehnte Asylsuchende lebten zum 30. Juni 2015 mit welchem Aufenthaltsstatus in der Bundesrepublik Deutschland.“ Schon wieder eine solche Mixtur von Wertung und bloßer Behauptung. Ich beteilige mich an der Erleuchtung. Sie präsentieren hier die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage einer Politikerin der Partei Die Linke vom Juni 2015. Sie operieren also mit Zahlen, die womöglich schon vor 17 (!) Monaten nicht mehr gegolten haben, denn sie sind noch älter als die Antwort der Bundesregierung. Das verschweigen Sie den Lesern Ihres Kommentars. In einer Debatte, in der es um aktuell abgelehnte Asylbewerber ging, wie am vergangenen Samstag in Ihrer Parteiveranstaltung, in einer solchen Debatte kann man nicht mit mindestens 17 Monate alten Zahlen operieren. Sie argumentieren nicht redlich. Sie verdunkeln eher, als daß Sie Licht in einen Themenkomplex bringen.
    3. „Was das Thema Verschleiern anbelangt möchte ich Ihnen einmal einen Artikel zu den Aktuellen Zahlen Nennen. Quelle :http://www.huffingtonpost.de/2016/06/20/bundesregierung-verschl.“ Wörtlich Highender. Toll. Der von Ihnen genutzte Link funktioniert nicht. Wenn man den Artikel aber dann doch noch öffnet, liest man dort in der Überschrift bereits: „Bundesregierung soll Flüchtlingszahlen verschleiern.“ Soll. Der Autor oder die Autorin dieses Beitrages kann keine Gewissheit formulieren. Soll. Eine Mutmaßung. Ich finde, passend zur Quelle. Huffington Post und Focus. Das alles wird destilliert aus einer Differenz von veröffentlichten Zahlen über die Flüchtlinge, die zwischen Januar und Mai 2016 in unser Land gekommen sind. Die von der Passauer Neuen Presse veröffentlichten Zahlen (Wann? Von wem veröffentlicht? Auf welcher Basis? – Das alles wird nicht erwähnt, nicht recherchiert, nicht kontrolliert.) und die vom Innenminister (Wann? Bei welcher Gelegenheit? Auf welcher Datenbasis? – Das alles wird nicht angegeben, ist also nicht kontrollierbar.) dargebotenen Zahlen sollen voneinander abweichen. Sollen. Tolle Quelle. Kein Wunder, daß Sie sie nur halb angeben. Ihnen scheint ja selber das Halbseidene der Quelle unangenehm geworden zu sein.
    4. Und schließlich hier die Quelle für die aktuellen Zahlen, die man über Flüchtlinge hierzulande bekommen kann: http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Downloads/Infothek/Statistik/Asyl/201610-statistik-anlage-asyl-geschaeftsbericht.pdf?__blob=publicationFile. Das ist die Asylgeschäftsstatistik des Bundesamtes für Migration für den Monat Oktober 2016. Die Zahlen, die dort zu lesen sind, unterstützen die Behauptungen allesamt nicht, die in der Veranstaltung der AfD aufgestellt worden sind.

    Zudem haben wir zur Zeit die höchsten Abschiebungszahlen seit jeher in Deutschland, was ich indes weniger gut finde als vermutlich Sie.

    Fazit: Keine einzige Ihrer Behauptungen läßt sich halten. Sie operieren mit veralteten Zahlen, weil Sie Ihnen in den Kram passen. An Aufklärung und sachlicher Debatte ist Ihnen ebensowenig gelegen wie an einer Diskussion mit offenem Visier. Sie verschanzen sich hinter einem Tarnnamen und unbeweisbaren Behauptungen und Ihre Quellen sind mehr als liderlich zusammengestellt.

    Mit den besten Grüßen

    Wolfgang Horn

    Antworten

    • Andreas Müßener
    • 22.11.16, 9:07 Uhr

    Da wird nicht vor den Kommunalwahlen stehen, sondern vor der Landtags- und Bundestagswahl, sind allgemeinere Themen an einem solchen Abend völlig okay.

    Öffentliche Pro-Kopf-Verschuldung, private Pro-Kopf-Verschuldung, EEG, Null-Zins, inoffizielle Arbeitslosigkeit, Leiharbeit, marodes Rentensystem, Asylpolitik in Abwesend der Solidarität der EU, Schuldenschnitte, Schuldendienste, Bankenkrise, implizite Staatsverschuldung, Währungskrise, Rettungspakete, Rettungsfonds, Terror, Islamismus

    Verschuldung – Rettung – Krise – Terror

    Daraus lässt sich ein “Deutschland zuerst” ableiten. Hier wenig vorstellbar, sind die politischen Eliten doch längst geistig bei einem gemeinsamen EU-Staat angelangt. Bei westlich hochentwickelten Mächten wie Britain & America längst passiert. Ebenso in Polen. In Frankreich, Ungarn, Dänemark, Niederlande und Österreich vollzieht sich der politische Umbruch zur Zeit weiter. Wir haben eine Kanzlerin, die Probleme nicht erkennt, aus nichts lernt und keinerlei Änderungen an ihrem Stil vollzieht.

    Zwischen der linken CDU und der weiter nach rechts rückenden AfD besteht 20 % Platz. Es ist zu hoffen, dass Anfang 2017 eine neue politische Kraft diesen Platz einnehmen wird.

    Antworten

  5. Lieber Herr Müßener,

    es ist wirklich gut zu verstehen, daß Sie nach dem Austritt aus der AfD als sozusagen “heimatloser” Rechter oder Rechtsliberaler, wie immer Sie wollen, jede Möglichkeit nutzen, Publizität auch jenseits der sozialen Netzwerke zu erreichen. Ob allerdings ein Kommentar zu einer Veranstaltung, die Sie nicht besucht haben, und eine Bewertung der dort angesprochenen Themen die richtige Wahl fürs Einmischen und Gehörtwerden ist, wage ich doch sehr zu bezweifeln.

    Wolfgang Horn

    Antworten

    • Andreas Müßener
    • 22.11.16, 12:06 Uhr

    Sehr geehrter Herr Horn,

    Ihre Rechts-Ächtung ist so langweilig geworden und trägt schon einen langen Bart. Dafür sind Sie auch zu sehr als jemand bekannt, der einzig linke Ideologie anerkennt innerhalb einer mit Vorurteilen geplagten Diskussion. Denn Meinungsfreiheit gilt es zu beschützen und nichts anderes ist mein sachlicher Kommentar. Sie werden ja im Januar 66 Jahre alt. Ist es nicht peinlich, Ihnen jetzt noch erklären zu müssen, dass es zwischen ganz Links und AfD sowas wie konservativ und liberal gibt? “Wie immer Sie wollen” ist schon eine sehr groteske Form der Suggestion. Als hätte ich freundlicher Weise die Auswahl eines Ihrer selbst festgelegten Urteile über meine politische Ausrichtung wählen zu dürfen.

    Beste Grüße
    Andreas Müßener

    Antworten

    • Andreas Müßener
    • 22.11.16, 12:14 Uhr

    Nachtrag!

    Mitte des Jahres schrieben Sie mich an in Facebook, unter anderem mit den Worten: “Sie können auch im Forum Wermelskirchen kommentieren und posten. Das ist eine Einladung.”

    Nun aber, wo ich unglaublicherweise 1 (!!) mal in 6 Monaten etwas gepostet habe, schreiben Sie dazu: “Sie wollen, jede Möglichkeit nutzen, Publizität auch jenseits der sozialen Netzwerke zu erreichen.”

    Die User dieses Forums sollten jetzt einfach mal auf Ihre Art aufmerksam gemacht werden.

    Antworten

    • Grauganz
    • 22.11.16, 12:44 Uhr

    Lieber Herr Müßener,

    Sie haben meine Einladung zu kommentieren angenommen. Dagegen ist nichts zu sagen. Nur fabulieren Sie über eine Veranstaltung, die sie nicht besucht haben. Und das muß man anmerken dürfen. Wer schreibt, muß auch Kritik aushalten können. Das gilt für mich und das gilt natürlich auch für Sie. Sie haben weiterhin das Recht und die Möglichkeit, hier zu schreiben. Und alle anderen haben weiterhin das Recht und die Möglichkeit, das, was Sie schreiben, zu hinterfragen und auch zu kritisieren, solange die Umgangsformen gewahrt bleiben. Das, finde ich, ist ein gutes Verfahren. Und daß Sie bislang nur ein einziges mal in sechs Monaten etwas gepostet haben, dafür sind alleine Sie zuständig.
    Mit den besten Grüßen

    Wolfgang Horn

    Antworten

    • Andreas Müßener
    • 22.11.16, 12:57 Uhr

    Sehr geehrter Herr Horn,

    zu Ihrer Anmerkung gerne ein paar Worte von mir. Die AfD lud unter anderem mit der Info ein, dass über das Grunsatzprogramm (Bundespolitik) diskutiert wird. Mit diesem Wissen muss ich doch gar nicht anwesend sein, um mich über die Gestaltung der Tagesordnung zu äußern? Es sei denn, die Tagesordnung hätte sich kurzfristig rapide geändert. Laut Ihrem Bericht ist aber nachträglich doch gar nicht davon auszugehen?

    Daher bleibe ich dabei, wenn eine Partei X konkret zu bundespolitischen Themen einlädt, dann finde ich es nicht seltsam, wenn dann auch darüber diskutiert wird. Da nun bald wichtige Wahlen auf Landes- und Bundesebene statt finden (Wahlkampf hat begonnen), halte ich den Zeitpunkt, bundespolitische Themen zu wählen, auch nicht für unangemessen.

    Mit besten Grüßen
    Andreas Müßener

    Antworten

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