Am 20.11.2025 um 17:00 Uhr
Ort: Rathaus, Kleiner Saal, Raum 1.28
Donnerstag, 20.11.25. um 17:00 Uhr
Es sind derzeit keine Tagesordnungspunkte lt. Sitzungskalender veröffentlicht
Beitragsbild: Forum Wermelskirchen

Stefan Janosi, langjähriger Fraktionsvorsitzender der Wermelskirchener Grünen, hat seine politische Heimat selbst jetzt nicht wirklich verlassen – auch wenn er seinen Lebensmittelpunkt inzwischen nach Apulien verlegt hat. Die süditalienische Region, geprägt von jahrhundertealten Olivenhainen, Meeresluft und gemütlichen Dorfplätzen, bietet ihm neue Perspektiven und Eindrücke. Doch das Interesse an politischer Gestaltung und lokalem Engagement begleitet ihn nach wie vor. Aus seiner neuen Wahlheimat heraus blickt Janosi mit wachem Blick und lebendigem Interesse auf das politische Geschehen – sowohl vor Ort als auch in Deutschland. Seine Erfahrungen zwischen zwei kommunalen Welten verbinden Bodenständigkeit mit Weitblick und zeigen, dass politisches Verantwortungsgefühl keine geografischen Grenzen kennt.
Heute schreibt Stefan Janosi dem Forum Wermelskirchen diese Zeilen:
Apulien gehört zu den ärmeren Regionen Italiens und wird dem sog. Mezzogiorno zugeordnet.
Mezzogiorno, wörtlich der halbe Tag, weil die Sonne dort aus der Perspektive Roms am höchsten steht, oder was böse Zungen behaupten, weil die Menschen dort nur den halben Tag arbeiten.
Der Süden, also auch Apulien ist eigentlich traditionell politisch eher Links. So konnte sich ein linkes Bündnis bei der letzten Regionalwahl 2020 behaupten. Allerdings fordert auch hier ein zunehmend populistisch geführter Wahlkampf seinen Tribut. Wie bei uns in Deutschland versuchen seit einigen Jahren rechte Influencer und Parteimitglieder durch emotionale Beiträge in sozialen Medien die Menschen zu verunsichern und zu beeinflussen. Ende November wird hier ein neues Regionalparlament gewählt und es wird befürchtet, dass die rechten Parteien mit einem Stimmenzuwachs rechnen können. Hier im Süden wird aber weniger aggressiv und spaltend über Politik diskutiert als bei uns in Deutschland. Daher ist die extreme Spaltung der Gesellschaft hier gefühlt nicht so ausgeprägt.
Bei uns in der Gemeinde Matino, eine Stadt mit ca. 11.000 Einwohnern, stellt eine sogenannte Bürgerliste den Bürgermeister und eine Mehrheit des Stadtrates. Diese Liste ist nicht direkt parteipolitisch gebunden, sondern besteht aus Mitgliedern verschiedener politischer Strömungen. Das Phänomen der Bürgerlisten ist hauptsächlich in kleineren Zentren weit verbreitet, auch aufgrund des Mehrheitswahlgesetzes, das in Gemeinden mit weniger als 15.000 Einwohnern gilt und die Parteien dazu zwingt, sich in Koalitionen zu versammeln, sowie gemeinsam eine einzige Liste vorzulegen, um mehr Gewinnchancen zu haben.
Die materiellen Dinge stehen weniger im Vordergrund. Der alte verbeulte Fiat wird weniger als Symbol gesellschaftlicher Stellung betrachtet, sondern eben als das was er ist, ein Fahrzeug für die täglichen Verrichtungen.
Hier spielen andere Themen eine größere Rolle. Die Familie steht über allem, danach kommen die sozialen Verbindungen, Freunde Nachbarn, die Feste, (gefühlt jeden Monat mind. eins) die Kirche und natürlich das Essen. Das zeigt sich auch bei der Wahlbeteiligung die hier in Apulien nur bei ca. 60% lag.
Politik wird eher als notwendiges Übel gesehen, und Rom als Symbol der Politik ist weit entfernt.
Nun schaue ich mit Spannung auf die nächsten Regionalwahlen am 24.11. und hoffe das ein starker Rechtsruck ausbleibt.

Bilder: Stefan Janosi

Der jüngste Ratsbeschluss zur Installation eines KI-gestützten Überwachungssystems im Quellenbad wirft einige Fragen auf – und Kopfschütteln.
Der jüngste Ratsbeschluss zur Installation eines KI-gestützten Überwachungssystems im Quellenbad wirft einige Fragen auf – vor allem in Hinblick auf die Verhältnismäßigkeit dieser Investition. Und ich gebe zu, angesichts der Fachexpertise des Badleiters David Bremerich, der deutlich darlegte, dass ein solches IT-gestütztes System bei diesem kleinen Bad wie das Quellenbad nicht notwendig sei, löst diese Entscheidung bei mir Kopfschütteln aus.
Die Stadt plant bekanntermaßen, das Quellenbad in den kommenden Jahren durch ein neues Bad auf dem Rhombus-Gelände zu ersetzen. Laut Verwaltung soll der Neubau spätestens 2030 stehen. Damit ist klar: Die Lebensdauer der jetzt beschlossenen Technik wird kaum ausgeschöpft werden. Der Fachmann vor Ort – in seiner Eigenschaft der zuständige Badleiter – hält ein solches System für nicht notwendig, da das Quellenbad aufgrund seiner Größe und Übersichtlichkeit problemlos manuell überwacht werden kann.
Laut unserer Recherche sind keine Berichte über tödliche Badeunfälle im Quellenbad Wermelskirchen zu finden. Zwar gibt es Berichte über sicherheitsrelevante Vorfälle im Quellenbad – zuletzt im Jahr 2022, bei dem es zu einem Chlorgas-Alarm kam und vier Badegäste vorsorglich im Krankenhaus behandelt wurden – jedoch geb es keine Badeunfälle und erst recht keine mit tödlichem Ausgang.
Laut einer Landes- und Bundesstatistik der DLRG zeigt sich, dass es jährlich mehrere hundert Ertrunkene bundesweit gibt – zuletzt in NRW 57 tödliche Badeunfälle im Jahr 2024. Das DLRG weist in dieser Statistik jedoch darauf hin, dass diese Unfälle vermehrt in Seen und Flüssen zu verzeichnen waren. Schwimmbäder seien deutlich seltener betroffen.
https://www.dlrg.de/informieren/die-dlrg/presse/statistik-ertrinken/?utm_source=chatgpt.com
Zahlen und Statistiken spielen hier jedoch bei dieser Entscheidung keine Rolle: In Wermelskirchen werden nun rund 130.000 Euro für Hardware, Installation und jährliche Servicekosten ausgegeben – Geld, das in Anbetracht der angespannten Finanzlage der Stadt und der bevorstehenden Großprojekte (Rhombusareal, Schulen, Hüpptal) dringend anderweitig gebraucht würde. Hinzu kommt – und das löst zusätzliches Kopfschütteln aus: Das System kann nach jetzigem Stand nicht ins neue Bad übernommen werden, da sich die Technik bis dahin überholt haben dürfte.
Niemand bestreitet, dass Sicherheit höchste Priorität hat! Es muß alles getan werden, dass Baden sicher bleibt. Aber Sicherheit bedeutet auch, verantwortungsvoll mit Steuergeldern umzugehen. Eine Investition in eine teure, kurzlebige KI, die selbst von Fachpersonal für entbehrlich gehalten wird, wirkt daher wenig durchdacht. Hier wäre mehr Pragmatismus und Weitsicht im Sinne der Bürgerinnen und Bürger wünschenswert gewesen.
Bild: KI generiert mit Canva