Im Jahr 1946 kommt Hedi Wetzlaff im Durchgangslager in Wipperfürth an. Der Krieg ist beendet, Wipperfürth zählt zur britischen Besatzungszone. Heidi, die fast zwei Jahre im dänischen Lager Oksbøl verbracht hat, steht vor einer neuen Herausforderung. Sie muss eine Unterkunft finden. Allein als Geflüchtete und zugleich schwanger ist dies nicht einfach, denn die Flut der Heimatlosen, die ins Bergische Land kommen, ist groß.
Mutig behauptet sich Hedi gegen Widerstände. In den Baracken angekommen, teilt sie sich ein Zimmer mit Anna, die sich als Prostituierte über Wasser hält. Die beiden Frauen werden Freundinnen, die sich in schweren Zeiten stützen und immer füreinander da sind. Bald findet Hedi eine Anstellung bei Müller-Wipperfürth, der Firma, die mit ihrer Anzugproduktion Hunderte von Arbeitsplätzen schafft und damit den Menschen in Wipperfürth ermöglicht, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Wir tauchen tief in die Nachkriegsgeschichte von Wipperfürth ein und sind dabei stets an der Seite von Hedi, Anna und dem Fabrikanten Müller, der kein Sympathieträger ist, aber oft überrascht, wenn er im Hintergrund für viele Menschen die Fäden zieht und deren Lebensumstände verbessert, wenn auch nicht immer uneigennützig.
Ein sehr persönlicher Roman, in dem sich Tom Saller seiner eigenen Familiengeschichte auseinandersetzt, indem er das Leben seiner Großmutter Hedi literarisch verarbeitet.
Buchtipps für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
Auch wenn wir den Krisen unserer Zeit ausgesetzt sind, müssen Leserinnen und Leser nicht auf Buchtipps verzichten. Winterzeit ist Lesezeit und Nikolaus und Weihnachten stehen vor der Tür. Ab Ende November 2025 werden wir regelmäßig und abwechselnd Buchtipps geben. Ein einzelnes Buch, mehrere Bücher zu einer besonderen Autorin oder zu einem bestimmten Thema. Für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, zum Vorlesen und Selberlesen, zum Verschenken. Ein Buch entführt uns in eine andere Welt und lässt Bilder im Kopf entstehen. Es regt die Fantasie an und lenkt ab vom eigenen, im Moment vielleicht schweren Leben. Es eröffnet neue Blickwinkel und regt zum Nachdenken, Diskutieren oder Träumen an. Es macht Spaß und ist unterhaltsam. Ein Buch kann so viel… Es ist wie ein Schatz, der gehoben werden muss. Hier einige Zitate zum Thema Lesen, nicht ganz ernst gemeint…
„Hüte dich vor dem, der nur ein Buch besitzt.“ (Thomas von Aquin)
„Gute Leser machen ein Buch immer besser…“ (Friedrich Nietzsche)
„Auch das schlechteste Buch hat seine gute Seite: die letzte.“ (John Osborne)
„Lesen gefährdet Ihre Dummheit.“ (Fritz Weigle)
„Man sollte immer nur Bücher lesen, die sich gut auf dem Nachttisch machen, falls man unerwartet stirbt.“ (Julian Barnes)
Leihen Sie Ihre Bücher in Wermelskirchen in der KÖB St. Michael oder der Stadtbücherei aus oder kaufen Sie sie lokal in den örtlichen Buchhandlungen bei Alpha, Marabu odervan Wahden. Stillen Sie den Lesehunger Ihrer Kinder und Enkelkinder, Ihrer Nichten und Neffen, Ihrer Großeltern, Ihrer Frau, Ihres Mannes oder Ihrer Freunde und Freundinnen – und natürlich Ihren eigenen!
Viel Spaß beim Stöbern, Lesen und Verschenken!
Marie-Louise Lichtenberg Buchhandlung Alpha Buchhandlung Marabu Buchhandlung van Wahden Katholische öffentliche Bücherei St. Michael Stadtbücherei Wermelskirchen
Die weltweit größte Buchmesse ist in Frankfurt/Main eröffnet. Am Freitag, 17. Oktober, wird dort ab 17:30 Uhr der Deutsche Jugendliteraturpreis 2025 verliehen. Wer nicht vor Ort sein kann und Interesse an den Titeln aus den Sparten Bilder‑, Kinder‑, Jugend- und Sachbuch hat, kann die Veranstaltung im Livestream unter www.jugendliteratur.org mitverfolgen. Die Jugendjury, bestehend aus sechs Leseclubs deutschlandweit, vergibt ihren eigenen Preis.
Ich gehörte von 2007–2010 mit meinem ehemaligen Leseclub „Do it – read a book!“ der Hauptschule der Jugendjury an. Deshalb ist es für mich besonders spannend, welche Titel in diesem Jahr den Preis erhalten. Ich werde, wie auch die Buchhändlerin Gabi van Wahden und mein ehemaliger Schüler und gelernter Buchhändler Alexander Schuster, vor Ort sein.
Schon Johann Wolfgang von Goethe wusste: „Wer Bücher liest, schaut in die Welt und nicht nur bis zum Zaune.“
Wann kommt endlich Frieden? Buchempfehlungen zum Nahost-Konflikt von Marie-Louise Lichtenberg
Seit die Terrormiliz Hamas am 7. Oktober 2023 Israel angegriffen hat, sind zwei Jahre vergangen. Die Hamas-Kämpfer verübten ein Massaker an mehr als 1200 Menschen in Israel und entführten etwa 250 Frauen, Männer und Kinder. Nicht nur vom Gazastreifen aus, sondern auch aus dem Libanon, wo die Terrororganisation Hisbollah die Hamas unterstützt, wurden sehr viele Raketen auf Israel geschossen.
Israel griff als Reaktion auf diesen Überfall Gaza mit Bodentruppen und aus der Luft an. Über 60000 Tote und fast 100000 Verwundete im Gazastreifen sind zu beklagen. Die Zivilbevölkerung leidet unter diesem Krieg ohne Ende. Zerstörung, Vertreibung und Hunger nehmen Überhand. Die Menschen sind verzweifelt.
Die Hamas hält immer noch zahlreiche Geiseln in ihrer Hand. Für die betroffenen Familien ist das unerträglich.
Tote und Verletzte gibt es in diesem Krieg auf allen Seiten.
Endlich haben sich die Kriegsparteien auf einen Waffenstillstand und die Rückkehr der Geiseln verständigt. Beide Seiten müssen sich nun an das geschlossene Abkommen halten. Kehrt jetzt endlich Frieden in diese geschundene Region ein?
Wer mehr über die Geschichte des Nahost-Konfliktes erfahren möchte, dem empfehle ich zwei Bücher.
Anja Reumschüssel „Über den Dächern von Jerusalem“ Carlsen Verlag, Hamburg 2023 16,00 € Ab 14
Das Buch war 2024 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Die Reporterin und Autorin Anja Reumschüssel lebte und arbeitete in Israel und in Gaza. Das Buch schrieb sie vor dem Überfall am 7. Oktober 2023.
Die unabhängige Kritikerjury schrieb in ihrer Begründung für die Nominierung:
„Die 15-jährige Holocaust-Überlebende Tessa begegnet nach Kriegsende 1947 in Jerusalem dem gleichaltrigen Palästinenser Mo, dessen Vater bei einem Terroranschlag getötet wurde. Ihre nächtlichen Diskussionen auf dem gemeinsamen Dach ihrer Häuser enden viel zu häufig ergebnislos. 75 Jahre später, im Jahr 2023, treffen die 18-jährige Wehrdienstleistende Anat und der Palästinenser Karim aufeinander. Deren Streitgespräche werden mit der gleichen Intensität weitergeführt. Dabei ahnen sie nicht, wie eng ihre Biografien miteinander verwoben sind.
In vier miteinander verknüpften Lebenswegen, die auf zwei verschiedenen Zeitebenen angelegt sind, erzählt Anja Reumschüssel die Geschichte des Nahost-Konfliktes von den Anfängen des Staates Israel bis hinein in die Gegenwart.
Dramaturgisch geschickt kombiniert sind die historischen Fakten einer komplizierten Gemengelage mit den individuellen Schicksalen der Figuren. So werden Lesenden die oftmals abstrakten Zusammenhänge unmittelbar nähergebracht. Ohne Partei zu ergreifen oder zu bevormunden, gelingt es der Autorin, die Hintergründe und Komplexität eines scheinbar unlösbaren Konfliktes für Jugendliche erfahrbar und die Spirale der Gewalt nachvollziehbarer zu machen.“
Martin Schäuble „Die Geschichte der Israelis und Palästinenser“ Der Nahost-Konflikt aus Sicht derer, die ihn erleben Carl Hanser Verlag, München 2024 4. Auflage 16,00 € Sachbuch
„Hochaktuell, kenntnisreich und vor Ort recherchiert: Wer den Nahost-Konflikt verstehen will, muss die Geschichte der Israelis und Palästinenser kennen – und den Menschen zuhören, die sie erlebt haben.
Martin Schäuble hat über viele Jahre mit Israelis und Palästinensern gesprochen. Sie berichten von einem Leben im Ausnahmezustand, von langen, erbitterten Kämpfen. Was sie aus dem Alltag erzählen, macht überdeutlich, dass es nicht die eine gültige Wahrheit gibt.“ (Klappentext)
Der Journalist und promovierte Politikwissenschaftler Martin Schäuble ergänzt das Buch mit Karten, einer Zeittafel, vielen Medientipps und Original-Dokumenten.
„Von klein auf sah ich Kriege. Ich selbst kämpfte im Unabhängigkeitskrieg, im Suezkrieg, im Sechs-Tage-Krieg, im Jom-Kippur-Krieg und in vielen weiteren Einsätzen. Mein Sohn kämpfte. Mein Enkel kämpfte. Er liegt verwundet im Krankenhaus. Und ich glaube, der Enkel meines Enkels wird auch kämpfen.“ (Abraham Bar-Am, Israeli)
„Meine Mutter kam während der osmanischen Besatzung auf die Welt. Ich wurde während der englischen Besatzung geboren, meine Kinder während der jordanischen, deren Kinder während der israelischen. Es gibt immer jemanden, der dieses Land will, aber nie jemanden, der uns will. Ist das keine Tragödie?“ (Amelie Dschaqaman, Palästinenserin)
Zwei lesenswerte Bücher nicht nur für Jugendliche, sondern für alle, die sich mit dieser Thematik näher beschäftigen wollen.
Fotos: Marie-Louise Lichtenberg
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