Mit 15 Rettungsfahrzeugen sind wir auf dem Weg in die Ukraine. Ich bin Teil dieses Konvois. Nach mehr als 700 Kilometern erreichen wir unser erstes Zwischenziel in Polen. Die letzten Stunden der Fahrt liegen im Dunkeln, begleitet von Minustemperaturen und leichtem Nieselregen. Als unsere Fahrzeuge auf den Hotelparkplatz einbiegen, wird sofort klar: Alle Flächen, die nicht vom Winterdienst behandelt wurden, sind spiegelglatt. Der kurze Weg vom Parkplatz zum Hoteleingang gleicht einer Eisbahn.
Erschöpft, aber vor allem erleichtert, checken wir ein. Die Fahrt verlief trotz der widrigen Straßenverhältnisse unfall- und störungsfrei – keine Selbstverständlichkeit bei diesen Bedingungen.
Spätestens beim gemeinsamen Abendessen wird deutlich: Hier ist ein eingespieltes Team unterwegs. Die Organisation ist vorbildlich. Linda Mai und Sascha bemühen sich herzlich um das Wohlbefinden der Fahrer.
Die Nacht bleibt kurz. Frühstück ist pünktlich um sechs Uhr. Einige Helfer sind bereits früher auf den Beinen und kratzen Eis von den Windschutzscheiben.
Dann geht es los. Die Motoren werden gestartet – ohne Ausnahme springen sie an, ganz ohne Starthilfe. Bestimmt liegt das an der guten Vorbereitung, denn unser Konvoi besteht nur aus älteren Rettungsfahrzeugen mit mehreren hunderttausend Kilometern auf dem Tacho. Für viele von ihnen wird es die letzte lange Fahrt sein. Ihr Ziel: der Einsatz in Frontnähe, um Verletzte zu bergen. Leben zu retten! Und wenn das auch nur einmal gelingt, sagt Markus Hüsgen neben mir, dann war es doch den ganzen Aufwand wert. Die Helfer des Blau-Gelben Kreuzes wissen, was geschehen kann. Diese Fahrzeuge geraten häufig schon nach wenigen Monaten unter Beschuss und werden völlig zerstört. Ein zerschossenes Rettungsfahrzeug ist im Kölner Hilfslager zu sehen – ein eindrucksvolles und bedrückendes Zeugnis dieses Krieges. Die weithin sichtbare Kennzeichnung als Rettungsfahrzeug bietet in der Ukraine keinen Schutz.
Die Fahrt geht weiter Richtung Osten. Unendliche weite weissgezuckerte Felder liegen vor uns. Mit dem Sonnenaufgang entsteht eine besondere Melancholie. Das stimmungsvolle Bild erinnert uns daran, warum wir auf dieser langen Reise sind!
(Wer im Geiste mitfahren möchte, liest heute Abend die Fortsetzung!)
Lothar Dähn
Fotos: Lothar Dähn
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