Erstellt von Kathrin Kellermann | 16.11.2025
Es war eine eindringliche Gedenkfeier zum heutigen Volkstrauertag am Mahnmal im Hüpptal. Und auch ein Zeichen, dass der Volkstrauertag, der ursprünglich vor über 100 Jahren durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge eingeführt wurde, auch heute noch aktuell ist: „Wir stehen heute hier, um an all jene Menschen zu erinnern, die in Kriegen und durch Gewalt ihr Leben verloren haben. Diese Momente des Innehaltens sind wichtig, denn hinter jeder Zahl, die wir in Geschichtsbüchern lesen, steckt ein Mensch mit einem Leben, Träumen und Hoffnungen, die zu früh endeten“, sagten Emma Jalowietzki, Talya Elif Sarikaya und Leonel Marenholz von der AG Erinnern des städtischen Gymnasiums. Sie berichteten von ihrer Exkursion nach Auschwitz und den beklemmenden Eindrücken, die sie dort sammelten.

„Dieser Ort hat in uns eine stille Traurigkeit ausgelöst und uns gezeigt, dass Erinnern weit mehr ist als Wissen. Es bedeutet, den Schmerz und die Leere zu sehen und ihn ernst zu nehmen.“ Die Hoffnung der jungen Schülerinnen und Schüler: „Wir hoffen, dass Respekt und gegenseitiges Verständnis auch in Zukunft selbstverständlich bleiben. Wir müssen unsere Demokratie aktiv schützen, damit nie wieder jemand so einem Leid ausgesetzt wird.“
Das Grußwort von Zahra Najafi, einer iranischen Lehrerin, die ihre Teilnahme krankheitsbedingt absagen musste, verlas Jochen Bilstein von der Initiative „Willkommen in Wermelskirchen“. „Krieg zerstört nicht nur Häuser und Städte. Krieg zerstört Träume, Vertrauen und Zukunft. Darum ist es so wichtig, dass wir alle gemeinsam für den Frieden arbeiten jeden Tag“, hatte sie geschrieben. „Frieden beginnt im Kleinen: wenn wir freundlich sind, zuhören, und Unterschiede akzeptieren.“
Ähnlich formulierte es auch Oumar Diallo aus Guinea, der als Flüchtling nach Deutschland kam und in Wermelskirchen gerade seine zweite Ausbildung absolviert: „Wir alle tragen Verantwortung. Ganz gleich, woher wir kommen oder welche Sprache wir sprechen. Wir alle wünschen uns Sicherheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit. Frieden bedeutet mehr als nur die Abwesenheit von Krieg. Frieden können wir nur erreichen, indem wir aufeinander achten, miteinander reden und Unterschiede akzeptieren. Ich glaube, es beginnt mit kleinen Dingen wie Respekt, Mitgefühl und mit der Bereitschaft, einander zuzuhören.“
Auch für ihn ist der Volkstrauertag noch aktuell, denn: „Er lädt uns ein, Brücken zu bauen statt Mauern zu errichten und den Wert des Lebens über politische Interessen zu stellen.“

Pfarrer Volker Lubinetzki stellte in seinem Gedenken den Volkstrauertag unter das Motto: „Selig sind die, die Frieden stiften“. Das Zitat stammt aus der Bergpredigt Jesu und bedeutet, dass diejenigen, die Frieden schaffen, von Gott besonders gesegnet werden und ermutigt dazu, aktiv für Frieden einzutreten.
An die Bedeutung des Volkstrauertages erinnerte auch Bürgermeister Bernd Hibst: „Es ist ein stiller Gedenktag, an dem wir trauern um die Frauen, Männer und Kinder, die ihr Leben viel zu früh verloren haben, weil Hass, Machtstreben und Unmenschlichkeit in zwei Weltkriegen über Mitgefühl und Vernunft gesiegt hatten. Das stille Gedenken ist wichtig. Doch noch wichtiger ist es, dass sich Stimmen erheben und von dem unfassbaren Leid erzählen, das Kriege über die Menschen gebracht haben – und leider noch immer bringen. Noch immer gibt es Vorurteile, Rassismus, Antisemitismus, Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt. Deshalb ist der Volkstrauertag so wichtig, weil er uns mahnt, nicht zu vergessen und dass Krieg immer eine Niederlage der Menschlichkeit bedeutet.“

Sein Wunsch: „Frieden beginnt in unseren Herzen. Er beginnt in unseren Familien, in unserer Stadt, in unserer Gemeinschaft. Auch deshalb sind wir heute hier: Um zu versprechen, uns nicht von Angst oder Gleichgültigkeit leiten zu lassen, sondern gemeinsam ein Zeichen zu setzen – für Zusammenhalt, für Mitgefühl, und für das Leben.“
Erinnern bedeute nicht, in der Vergangenheit zu leben, sondern aus ihr zu lernen – für eine friedliche Zukunft.
Vor dem Gedenken am Mahnmal im Hüpptal waren Bürgermeister Bernd Hibst sowie seine beiden Stellvertreter Stefan Leßenich und Norbert Galonska bereits beim Gedenken an den Volkstrauertag der Evangelischen Kirchengemeinde und der Freiwilligen Feuerwehr am Mahnmal in Wellerbusch.

Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkfeier im Hüpptal vom Posaunenchor der Evangelischen Kirchengemeinde.

Beitrag übernommen von der Webseite der Stadt Wermelskirchen / Fotos: Kathrin Kellermann


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