Buchempfehlung von Kathrin M. Ludwig

Eines der Lesehighlights des Jahres war für mich „Stromlinien“ von Rebekka Frank, ein echter Page-Turner, den ich in fast einem Rutsch durchgelesen habe.
Enna und Jale sind Zwillinge, 17 Jahre alt und in den Elbmarschen zuhause. Sie wachsen bei ihrer wortkargen Großmutter Ehmi auf, denn ihre Mutter Alea sitzt wegen einer angeblich terroristischen Tat im Gefängnis. Als Außenseiterinnen sind sie auf sich gestellt und verbringen viel Zeit in der Natur. Am Tag, als Alea aus der Haft entlassen werden soll, wartet Enna vergeblich am Gefängnistor, denn ihre Mutter erscheint nicht. Und auch ihre Zwillingsschwester Jale ist plötzlich verschwunden. So begibt sich Enna auf die Suche nach den beiden und muss sich dabei mit der Vergangenheit ihrer Familie auseinandersetzen. Der Roman spielt auf mehreren Zeitebenen und zusammen mit der Protagonistin geht der Leser auf Spurensuche. Es geht um Schuld und Buße, Verantwortung und Zusammengehörigkeit. Erst ganz zum Schluss werden viele lose Enden der Geschichte zusammengefügt.
Der spannenden Handlung stehen die vielen Naturbeschreibungen gegenüber, die Ruhe in die Geschichte bringen. Die Elbe und das Alte Land, wo ich selbst aufgewachsen bin, werden so detailliert geschildert, dass man meint, die Landschaft mit eigenen Augen zu sehen. Und man kann den Roman auch als „Coming of age“ Geschichte lesen, denn das Erwachsenwerden der Zwillinge ist psychologisch genau erfasst, deren Gefühlswelten werden authentisch geschildert. Insgesamt ein glänzend komponierter Familienroman, dem ich viele Leserinnen und Leser wünsche.
Rebekka Frank
Stromlinien
512 Seiten
Verlag: Fischer
ISBN: 978–3‑7587–0022‑4
Preis: 24 Euro
Kategorie: Roman
Mit freundlichen Grüßen
Kathrin M. Ludwig
Stadtbücherei Wermelskirchen
Bilder: Marie-Louise Lichtenberg / Kathrin M. Ludwig


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