Rheinisch-Bergischer Kreis: Deutliches Wohnungsdefizit bestätigt – Experten fordern „Wohnungsbau-Turbo“

Der Rhei­nisch-Ber­gi­sche Kreis steht vor einer ange­spann­ten Woh­nungs­markt­si­tua­ti­on. Laut einer aktu­el­len Ana­ly­se des Pest­el-Insti­tuts feh­len im Kreis rund 7.600 Woh­nun­gen. Gleich­zei­tig ste­hen etwa 2.060 Woh­nun­gen bereits seit einem Jahr oder län­ger leer – doch dabei han­delt es sich über­wie­gend um Immo­bi­li­en, die aus struk­tu­rel­len, bau­li­chen oder wirt­schaft­li­chen Grün­den kaum wie­der in die Ver­mie­tung zurück­keh­ren wer­den.

Was ist das Pestel-Institut?

Das Pest­el-Insti­tut ist ein unab­hän­gi­ges For­schungs­in­sti­tut mit Sitz in Han­no­ver. Es beschäf­tigt sich seit Jahr­zehn­ten mit sozi­al­wis­sen­schaft­li­chen und woh­nungs­wirt­schaft­li­chen Ana­ly­sen und erstellt bun­des­weit Fach­gut­ach­ten zu The­men wie Woh­nungs­markt, Stadt­ent­wick­lung, Arbeits­markt und Sozi­al­po­li­tik. Das Insti­tut arbei­tet dabei im Auf­trag von Ver­bän­den, Kom­mu­nen, Minis­te­ri­en und poli­ti­schen Ent­schei­dungs­trä­gern. Ziel ist es, Ent­schei­dungs­grund­la­gen für eine sozia­le und wirt­schaft­li­che Pla­nung bereit­zu­stel­len – wis­sen­schaft­lich fun­diert und pra­xis­nah.

Bedarf an jährlich 1.820 neuen Wohnungen – Realität hinkt hinterher

Die For­scher des Pest­el-Insti­tuts haben für ihre Unter­su­chung den Woh­nungs­be­stand, Ent­wick­lun­gen im Arbeits­markt sowie die Bevöl­ke­rungs­struk­tur im Rhei­nisch-Ber­gi­schen Kreis ana­ly­siert. Ihr Fazit: In den nächs­ten fünf Jah­ren müss­ten jähr­lich rund 1.820 neue Woh­nun­gen gebaut wer­den. Doch davon ist der Kreis weit ent­fernt. Im ers­ten Halb­jahr die­ses Jah­res wur­den laut Desta­tis ledig­lich 318 neue Woh­nungs-Bau­ge­neh­mi­gun­gen erteilt.

„Der Woh­nungs­bau läuft mit ange­zo­ge­ner Hand­brem­se. So lässt sich der Bedarf nicht annä­hernd decken“, warnt Insti­tuts­lei­ter Mat­thi­as Gün­ther.

Günstiges Baugeld als Schlüssel

Gün­ther for­dert des­halb eine ent­schlos­se­ne poli­ti­sche Kurs­än­de­rung:

„Wir brau­chen ein bun­des­wei­tes Zins­pro­gramm, das Bau­fi­nan­zie­run­gen auf maxi­mal zwei Pro­zent deckelt. Nur dann kön­nen pri­va­te Bau­her­ren und Inves­to­ren wie­der in den Neu­bau ein­stei­gen.“

Ein sol­cher Zins­schub kön­ne kurz­fris­tig wirk­sam wer­den und dem Woh­nungs­bau „einen ech­ten Tur­bo-Effekt“ ver­lei­hen.

Baustoff-Fachhandel: „Von Turbo keine Spur“

Auch aus Sicht des Bun­des­ver­bands Deut­scher Bau­stoff-Fach­han­del (BDB) fehlt es an poli­ti­schen Impul­sen. Des­sen Prä­si­den­tin Katha­ri­na Metz­ger kri­ti­siert:

„‚Woh­nungs­bau-Tur­bo‘ ist bis­her nur ein Schlag­wort. In der Pra­xis pas­siert viel zu wenig.“

Die Fol­gen sei­en bereits sicht­bar: Bau­un­ter­neh­men gera­ten in Bedräng­nis, Fach­kräf­te wan­dern ab.

Weniger Bauvorschriften, schnelleres Bauen

Neben finan­zi­el­len Anrei­zen spielt der Abbau kom­ple­xer Bau­vor­schrif­ten eine zen­tra­le Rol­le. Vie­le neue Rege­lun­gen der ver­gan­ge­nen Jah­re hät­ten das Bau­en ver­teu­ert – ohne den gewünsch­ten Nut­zen.

„Wenn wir Büro­kra­tie abbau­en, kön­nen im Rhei­nisch-Ber­gi­schen Kreis schnel­ler, mehr und vor allem bezahl­ba­rer Woh­nun­gen ent­ste­hen“, betont Gün­ther.

Fazit

Der Rhei­nisch-Ber­gi­sche Kreis steht beim The­ma Wohn­raum vor einer wei­ter wach­sen­den Lücke zwi­schen Bedarf und Ange­bot. Die Stu­die des Pest­el-Insti­tuts macht klar: Ohne geziel­te poli­ti­sche Maß­nah­men, güns­ti­ge­re Finan­zie­rungs­mög­lich­kei­ten und weni­ger Büro­kra­tie wird sich die Situa­ti­on wei­ter ver­schär­fen.

Ent­schei­dend ist nun, ob die Bun­des­po­li­tik den Woh­nungs­bau tat­säch­lich zur Prio­ri­tät macht – und zwar nicht nur auf dem Papier.

Bei­trags­bild: Chat GPT

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