Ratsentscheidungen mit Risiken und Chancen für Wermelskirchen
In der kommenden Ratssitzung am 27. Oktober steht eine für viele Familien in Wermelskirchen zentrale Entscheidung an: die Finanzierung des Umzugs und Ausbaus der neuen Kita am Loches Platz.
Aus der Beschlussvorlage liest sich der Hintergrund hierfür im marode Zustand der bisherigen Kita Jörgensgasse, deren Pavillonbau aus den 1970er-Jahren weder technisch noch wirtschaftlich saniert werden kann. Der Betrieb dort ist vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) bereits stark eingeschränkt. So steht es u. a. in der Beschlussvorlage der Stadt Wermelskirchen für den Rat der Stadt.
Um den Fortbestand des Kita-Angebots zu sichern, hat die Stadt Räume am Loches Platz von der Volksbank Rhein-Lahn-Limburg eG angemietet. Diese Räumlichkeiten müssen jedoch für den Kita-Betrieb erst umfangreich umgebaut, ausgestattet und somit Kita-gerecht hergestellt werden – vom Innenausbau über Mobiliar bis hin zur Spielfläche auf dem Dach. Eine herausfordernde Aufgabe, aber eine für die Stadt und für viele junge Familien eine wichtige Aufgabe!
Was plant die Stadt?
Für den investiven Ausbau sind laut Beschlussvorlage insgesamt 772.400 Euro veranschlagt, wovon das Land NRW über den LVR maximal 471.400 Euro fördern soll.
Die restlichen Kosten trägt die Stadt Wermelskirchen selbst.
Ein Teil der Mittel soll bereits 2025 überplanmäßig bereitgestellt werden, finanziert durch Einsparungen bei einer anderen Kita-Maßnahme. Welche dies ist, ist zunächst unklar.
Wo die Risiken liegen
So nachvollziehbar und notwendig die Entscheidung für neue Kita-Räume ist – die vorliegende Beschlussvorlage wirft auch kritische Fragen auf:
1. Der Zuschuss ist noch nicht bewilligt:
Die Fördermittel vom Land sind beantragt, aber noch nicht zugesagt. Sollte die Bewilligung ausbleiben oder geringer ausfallen, müsste die Stadt den Fehlbetrag aus eigenen Mitteln tragen – ein finanzielles Risiko in Zeiten angespannter Haushaltslagen.
2. Vertragliche Lastenverteilung:
Der Mietvertrag mit der Volksbank sieht vor, dass viele bauliche Anpassungen und Einrichtungsmaßnahmen von der Stadt selbst bezahlt werden müssen.
Der Vermieter beteiligt sich nur mit rund 93.000 Euro an den Umbau- und Außenanlagenkosten.
Damit trägt die Stadt den größten Teil der Investition in ein Gebäude, das ihr nicht gehört.
3. Nachverhandlungen und Zusatzkosten:
Nach Abschluss des Mietvertrags wurden zusätzliche Anforderungen bekannt – etwa durch Auflagen des Landschaftsverbands, Brandschutzvorschriften und pädago-gische Anpassungen. Diese verursachen zusätzliche Kosten, die nicht mehr im Mietvertrag abgedeckt sind.
4. Langfristige Wirtschaftlichkeit unklar:
Es fehlen derzeit Angaben zur Laufzeit des Mietvertrags und zu den Gesamtkosten über die Nutzungsdauer.
Auch ist unklar, ob ein Neubau auf städtischem Grund langfristig günstiger gewesen wäre.
5. Baukosten und Zeitplan:
Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass Kostensteigerungen und Verzögerungen drohen. Der Bewilligungsprozess beim LVR und die parallele Bauausführung im laufenden Betrieb erhöhen den Druck zusätzlich.
Worum es wirklich geht
Diese Entscheidung betrifft weit mehr als ein einzelnes Bauprojekt. Sie steht sinnbildlich für die Frage, wie Wermelskirchen mit öffentlicher Daseinsvorsorge, finanzieller Verantwortung und Zukunftsorientierung umgeht.
Eltern in unserer Stadt brauchen verlässliche Betreuungsangebote – und die Stadt braucht verlässliche Finanzierungsgrundlagen, um diese dauerhaft sicherzustellen.
Erwartung an den Stadtrat
Es bleibt zu hoffen, dass der Rat der Stadt Wermelskirchen in seiner Sitzung eine gut abgewogene und zukunftsfähige Entscheidung trifft:
- transparent in der Kostenstruktur,
- fair in der Lastenverteilung mit dem Vermieter,
- solide in der finanziellen Planung,
- und vorausschauend im Sinne junger Familien, die auf stabile und verlässliche Kitas angewiesen sind.
Denn Investitionen in Kinderbetreuung sind nicht nur Ausgaben – sie sind ein entscheidender Faktor für die Attraktivität und Zukunftsfähigkeit unserer Stadt.
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