Schlagwort: Gedicht

  • Herbsttag

    Herbsttag

    Rai­ner Maria Ril­ke

    Herr: Es ist Zeit.
    Der Som­mer war sehr groß.
    Leg dei­nen Schat­ten auf die Son­nen­uh­ren
    und auf den Flu­ren laß die Win­de los.

    Befiehl den letz­ten Früch­ten voll zu sein
    gib Ihnen noch zwei süd­li­che­re Tage
    drän­ge sie zur Voll­endung hin und jage
    die letz­te Süße in den schwe­ren Wein
    .

    Wer jetzt kein Haus hat, baut sich kei­nes mehr
    wer jetzt allein ist, wird es lan­ge blei­ben,
    wird wachen, lesen, lan­ge Brie­fe schrei­ben
    und wird in den Alleen hin und her
    unru­hig wan­dern, wenn die Blät­ter trei­ben
    .

    Bild­nach­weis: Susan­ne Andries­sen