Autor: Philipp Scholz

  • Wartezeiten reduzieren – Vitamin B oder nützliche Apps?

    Wartezeiten reduzieren – Vitamin B oder nützliche Apps?

    Wer kennt das nicht: mona­te­lan­ge War­te­zei­ten auf einen Fach­arzt­ter­min, wäh­rend die Beschwer­den nicht weni­ger wer­den. In Deutsch­land und auch in Wer­mels­kir­chen spe­zi­ell ist das lei­der All­tag. Doch wie kommt man schnel­ler dran? Hier­zu hat­ten bereits Klaus Ulin­ski und ich im Bei­trag “Hier stimmt was nicht” die Nega­tiv­bei­spie­le dar­ge­stellt.

    Digi­ta­le Lösun­gen wie Doc­to­lib könn­ten sol­che Situa­tio­nen ent­schär­fen – aber nur, wenn sie flä­chen­de­ckend und sinn­voll inte­griert wer­den. Ter­min­bu­chung online ist ein Fort­schritt, doch sie ersetzt nicht die struk­tu­rel­len Pro­ble­me: zu weni­ge Fach­ärz­te, star­re Bedarfs­pla­nung, feh­len­de Anrei­ze für Nie­der­las­sun­gen. Wer mor­gens um 6:30 Uhr auf einer Trep­pe sitzt, braucht nicht nur eine App, son­dern ein Sys­tem, das Ver­sor­gung sicher­stellt. Digi­ta­li­sie­rung darf kein Fei­gen­blatt sein, son­dern Teil einer ech­ten Reform – damit War­te­zeit nicht zur Belas­tungs­pro­be wird.

    Die Vor­tei­le pri­va­ter Kran­ken­ver­si­che­run­gen und Zusatz­ver­si­che­run­gen sind unbe­streit­bar – schnel­le­re Ter­mi­ne, bes­se­re Unter­brin­gung, mehr Wahl­frei­heit! Aber genau hier zeigt sich die sozia­le Schief­la­ge unse­res Sys­tems: Wer zahlt, bekommt schnel­ler Hil­fe. Wer nicht kann oder will, sitzt auf der Trep­pe. Digi­ta­li­sie­rung und Platt­for­men wie Doc­to­lib lösen das nicht allein, sie kön­nen höchs­tens Trans­pa­renz schaf­fen. Die eigent­li­che Fra­ge bleibt: Wol­len wir ein Gesund­heits­sys­tem, in dem War­te­zeit vom Geld­beu­tel abhängt? Oder eines, das Ver­sor­gung nach Bedarf orga­ni­siert?

    Also ste­hen für mich, neben einer ergän­zen­den Ver­si­che­rung, zwei Wege im Raum: Vit­amin B oder digi­ta­le Hel­fer wie Doc­to­lib.

    Vit­amin B – der klas­si­sche Short­cut

    „Vit­amin B“ steht für Bezie­hun­gen. Wer jeman­den kennt, der „jeman­den kennt“, hat oft einen Vor­teil. Ein guter Draht zum Haus­arzt oder eine Emp­feh­lung durch Bekann­te kann den Weg zum Fach­arzt beschleu­ni­gen.

    Vor­tei­le:

    • Per­sön­li­che Emp­feh­lung schafft Ver­trau­en.
    • Schnel­le­re Ter­min­ver­ga­be mög­lich.

    Aber: Nicht jeder hat ein Netz­werk in der Gesund­heits­bran­che. Und selbst wenn – ist das fair? Kri­ti­ker sehen dar­in eine Zwei-Klas­sen-Medi­zin, die auf Kon­tak­te statt auf Bedarf setzt.

    Digi­ta­le Lösun­gen – Doc­to­lib & Co.

    Hier kom­men Platt­for­men wie Doc­to­lib ins Spiel. Sie bie­ten eine trans­pa­ren­te, ein­fa­che Mög­lich­keit, Ter­mi­ne online zu buchen – ohne Tele­fon-War­te­schlei­fen.

    So funktioniert’s:

    1. Suche: Fach­rich­tung und Stand­ort ein­ge­ben.
    2. Fil­ter: Pra­xis aus­wäh­len.
    3. Ter­min­aus­wahl: Freie Slots im Kalen­der sehen.
    4. Buchung: Daten ein­ge­ben, bestä­ti­gen – fer­tig.

    Zusatz­funk­tio­nen wie Video­sprech­stun­den, digi­ta­le War­te­zim­mer, E‑Rezepte und Anfra­gen für Fol­ge­re­zep­te machen die Platt­form beson­ders attrak­tiv.

    Vit­amin B mag kurz­fris­tig hel­fen, ist aber nicht ska­lier­bar und wirft ethi­sche Fra­gen auf. Digi­ta­le Tools wie Doc­to­lib sind dage­gen für alle zugäng­lich, spa­ren Zeit und bie­ten Kom­fort – gera­de in einer zuneh­mend ver­netz­ten Welt.

    Die Fra­ge bleibt: Set­zen wir auf Bezie­hun­gen oder auf digi­ta­le Trans­pa­renz? Viel­leicht ist die bes­te Lösung eine Kom­bi­na­ti­on aus bei­dem.

    Hast du schon Erfah­run­gen mit Doc­to­lib oder Vit­amin B gemacht? Schreib’s in die Kom­men­ta­re!

    Bei­trags­bild: Copi­lot KI

  • Dawerkusen jeck und bunt die Mädels machen‘s rund!

    Dawerkusen jeck und bunt die Mädels machen‘s rund!

    Wenn in Dawerku­sen die Lich­ter in der Mehr­zweck­hal­le zur Prin­zen­pro­kla­ma­ti­on aus­ge­hen und die Töne des Blas­or­ches­ter Dabring­hau­sen durch die Mehr­zweck­hal­le knal­len, weiß jede Jeck: Jetzt wird’s ernst – und gleich­zei­tig herr­lich unernst. Zur Pro­kla­ma­ti­on der Ses­si­on 2025/2026 mit dem ers­ten voll­stän­dig weib­li­chen Drei­ge­stirn Prin­zes­sin Annett, Prinz Iris und Bau­er Nico­le zeig­ten sich die Gru­ne­wal­der in Best­form – und vor allem zum Groß­teil in fun­kel­na­gel­neu­en Kos­tü­men.

    In die­se fri­sche Gar­de­uni­for­men gewan­det mar­schier­ten die Gru­ne­wal­der in vol­ler Stär­ke auf die Büh­ne (die gesam­te Büh­ne war voll). Die „Jugend“ und die „Klei­nen“ Gru­ne­wal­der sorg­ten dabei mit den neu­en Kos­tü­men für offe­ne Mün­der. Kein Wun­der: Vie­le der alten Kos­tü­me haben stol­ze 40 Jah­re durch­ge­hal­ten, unzäh­li­ge Ses­sio­nen über­stan­den und ver­mut­lich mehr Saal­mu­sik gehört als so man­cher Alt­stadt­gar­dist Geschich­ten erzäh­len kann. Jetzt hält end­lich etwas Fri­sches Ein­zug – neue Stof­fe, neue Far­ben, neu­er Glanz.

    Da die alten Uni­for­men so stark abge­nutzt waren, dass sie weder gut aus­sa­hen noch sinn­voll ange­passt wer­den konn­ten, muss­ten zusätz­li­che neue Kos­tü­me her, um alle Tän­ze­rin­nen ein­heit­lich und ordent­lich aus­zu­stat­ten.

    Lucie Schu­ma­cher, die gemein­sam mit Ste­pha­nie Büt­zer, Flo­ri­an Bün­gen und Wil­fried Wey­er für die Tanz­gar­de an vor­ders­ter Front ste­hen und größ­ten­teils zugleich im Fest­aus­schuss aktiv sind, erklär­ten:

    Ohne Spen­den ist das alles nicht mög­lich!

    Doch die Ses­si­on star­tet erst – und die Gru­ne­wal­der haben wie immer vie­le Auf­trit­te rund um Dawerku­sen und Wer­mels­kir­chen vor sich.

    Jede Unter­stüt­zung hilft, damit ALLE Marie­chen in neu­em Glanz in die nächs­te Run­de der jecken Zeit star­ten kön­nen.

    Also, lie­be Jecken: Zückt das Herz und die Brief­ta­sche!
    Damit die Gru­ne­wal­der auch in der kom­men­den Ses­si­on wie­der gemein­sam in glei­chem Grün und Wieß, stolz und strah­lend tan­zend, wie wir es lie­ben zwei­mal mit dem Zoch durch´s Dorf zie­hen. Wen­det euch ger­ne via Ins­ta an @grunewalder oder direkt an die Spen­den­kas­se.

    Hier kommt die Spen­de gut an:

    • Stadt­spar­kas­se Wer­mels­kir­chen
    • Kon­to­in­ha­ber: Dabring­hau­se­ner Fest­aus­schuss
    • IBAN: DE02 340 545 700 000 140 723
    • Ver­wen­dungs­zweck: Gru­ne­wal­der Spen­de

    Bei­trags­fo­to: Phil­ipp Scholz

  • Martinszug an der Dhünntalsperre 2025

    Martinszug an der Dhünntalsperre 2025

    Weit drau­ßen, fern vom Tru­bel der Stadt und sogar ein gutes Stück vom Dorf­kern ent­fernt, liegt unse­re klei­ne Nach­bar­schaft am Rand der gro­ßen Dhünn­tal­sper­re. Und gera­de hier, wo alles etwas ruhi­ger ist und die Wege län­ger sind, pfle­gen wir unser Brauch­tum auf unse­re ganz eige­ne Art.

    Wenn unten im Dorf die meis­ten Kin­der ihre Run­den gelau­fen sind, die Later­nen lang­sam aus­ge­hen und die Lie­der lei­ser wer­den, dann beginnt bei uns erst der schöns­te Teil: Wir haben uns im Außen­be­reich ange­wöhnt, uns unter­ein­an­der abzu­spre­chen und gezielt zu ver­ab­re­den. So lau­fen die Kin­der nicht ziel­los durch die Dun­kel­heit, son­dern wis­sen genau, wo sie erwar­tet wer­den – und wir oben auf dem Berg wis­sen, wann wir unse­re Türen öff­nen dür­fen.

    Es sind viel­leicht nur vier­zehn Kin­der und ein paar Erwach­se­ne, die sich hier ver­sam­meln. Aber gera­de das macht es so beson­ders. Die Kin­der zie­hen mit ihren Later­nen durch die Nacht, ihre Gesich­ter leuch­ten genau­so wie das Licht in ihren Hän­den. Die Erwach­se­nen ste­hen bereit – mit war­men Geträn­ken, einem Schluck Schnaps für die Gro­ßen und offe­nen Ohren für jedes Lied.

    Und die älte­ren Herr­schaf­ten, die hier oben schon so lan­ge woh­nen, strah­len jedes Jahr, wenn die klei­nen Sän­ge­rin­nen und Sän­ger vor ihnen ste­hen. Von „Lich­ter­kin­der“ bis zur „Fle­der­maus“ – die neu­en Lie­der zau­bern ihnen ein Lächeln ins Gesicht und erin­nern an frü­he­re Zei­ten.

    So pfle­gen wir unser Brauch­tum: gemein­sam, unkom­pli­ziert, herz­lich. Ein klei­nes Stück Tra­di­ti­on, das durch unse­re Hän­de und Stim­men wei­ter­ge­tra­gen wird – mit­ten im Außen­be­reich, ganz nah an der gro­ßen Tal­sper­re mit Fle­der­mäu­sen und Lich­ter­kin­dern.

    Fotos: Phil­ipp Scholz

  • Gefahr und Gewalt im Gesundheitswesen – Physische und Psychische Belastung

    Gefahr und Gewalt im Gesundheitswesen – Physische und Psychische Belastung

    Gewalt gegen medi­zi­ni­sches Per­so­nal ist längst kein Ein­zel­fall mehr, son­dern ein alar­mie­ren­des, struk­tu­rel­les Pro­blem, das unse­ren Arbeits­all­tag im Gesund­heits­we­sen mas­siv belas­tet. Fast die Hälf­te aller Ärz­tin­nen und Ärz­te sowie ihres Pra­xis­teams waren in den letz­ten fünf Jah­ren von kör­per­li­cher Gewalt betrof­fen. Die Poli­zei­sta­tis­ti­ken zei­gen, dass seit 2019 die Zahl der soge­nann­ten Roh­heits­de­lik­te in Kli­ni­ken deut­lich gestie­gen ist. Der All­tag vie­ler Beschäf­tig­ter ist geprägt von Belei­di­gun­gen, Bedro­hun­gen und tät­li­chen Angrif­fen.

    Haupt­for­men der Gewalt:

    • Ver­bal: Dro­hun­gen, Belei­di­gun­gen, ras­sis­ti­sche oder sexu­el­le Äuße­run­gen
    • Non­ver­bal: Kör­per­li­che Angrif­fe, Sach­be­schä­di­gung

    Beson­ders betrof­fen: Pfle­ge­per­so­nal, ins­be­son­de­re weib­li­che Beschäf­tig­te. Häu­fig durch Ange­hö­ri­ge, weni­ger durch Patient*innen selbst.

    Häu­fi­ge Aus­lö­ser:

    • Lan­ge War­te­zei­ten in der Not­auf­nah­me
    • Erwar­tung schnel­ler Behand­lung trotz Tria­ge-Sys­tem
    • Unver­ständ­nis gegen­über der Arbeits­be­las­tung

    Spe­zi­fi­sche Bei­spie­le:

    • Ras­sis­mus gegen Per­so­nal mit Kopf­tuch oder dunk­ler Haut­far­be
    • Sexu­el­le Beläs­ti­gung bei Pfle­ge­hand­lun­gen
    • Phy­si­sche Angrif­fe (z. B. Schwitz­kas­ten, Trit­te)

    Gewalt auch im Team mög­lich: Druck durch Vor­ge­setz­te, Kolleg*innen oder ande­re Abtei­lun­gen.

    Die Ursa­chen sind kom­plex, aber deut­lich: Gesell­schaft­li­che Ver­ro­hung, ein zuneh­men­der Respekt­ver­lust gegen­über Hel­fen­den, Stress und Über­for­de­rung auf Sei­ten der Patient*innen und des Per­so­nals sowie sys­te­mi­sche Pro­ble­me wie Per­so­nal­man­gel und lan­ge War­te­zei­ten. Dar­über hin­aus tra­gen psy­chi­sche Erkran­kun­gen oder unrea­lis­ti­sche Erwar­tun­gen an die Ver­sor­gung zur Eska­la­ti­on bei. In NRW wur­den im Jahr 2024 rund 300 Kli­nik­an­ge­stell­te Opfer von Gewalt, davon ein Groß­teil Pfle­ge­kräf­te. Die Berich­te zei­gen, dass jähr­lich rund 5.300 gewalt­tä­ti­ge Über­grif­fe so schwer­wie­gend sind, dass sie min­des­tens drei Tage Arbeits­un­fä­hig­keit nach sich zie­hen. Die Fol­gen sind gra­vie­rend: Über 90 Pro­zent der Betrof­fe­nen erlei­den Angst­zu­stän­de, Schlaf­lo­sig­keit und Depres­sio­nen, wäh­rend Kli­ni­ken mit Krank­heits­aus­fäl­len, Kün­di­gun­gen und einem ver­gif­te­ten Arbeits­kli­ma zu kämp­fen haben. Für die Gesell­schaft bedeu­tet das ein erheb­li­ches Ver­trau­ens­pro­blem gegen­über der medi­zi­ni­schen Ver­sor­gung.

    Pra­xis­bei­spiel: Wenn Wor­te zu Gewalt wer­den

    Situa­ti­on:
    Ein Ange­hö­ri­ger fragt wie­der­holt, wann sei­ne Mut­ter in der über­las­te­ten Not­auf­nah­me behan­delt wird. Das Team erklärt mehr­fach, dass die Rei­hen­fol­ge nach Dring­lich­keit erfolgt und kei­ne Zeit­an­ga­ben mög­lich sind. Die Ambu­lanz ist maxi­mal aus­ge­las­tet, alle ren­nen zwi­schen Patient*innen und Not­fäl­len.

    Eska­la­ti­on:
    Irgend­wann ras­tet der Ange­hö­ri­ge aus. Er beschimpft eine Kol­le­gin mas­siv, setzt sie unter Druck, sodass sie Schutz bei den Kol­le­gen sucht. Im War­te­zim­mer schreit er wei­ter, stif­tet Unru­he und lässt sich nicht beru­hi­gen. Selbst als meh­re­re Mit­ar­bei­ten­de vor ihm ste­hen, brüllt er wei­ter und kommt einem Kol­le­gen bedroh­lich nahe. Auf­for­de­run­gen, Abstand zu hal­ten, igno­riert er.

    Psy­chi­sche Fol­gen:

    • Angst und Stress bei allen Betei­lig­ten
    • Gefühl der Hilf­lo­sig­keit und Kon­troll­ver­lust
    • Lang­fris­tig: Schlaf­stö­run­gen, erhöh­te Alarm­be­reit­schaft, Burn­out-Risi­ko

    Phy­si­sche Fol­gen:

    • Erhöh­te Herz­fre­quenz, Adre­na­lin­schub
    • Mus­kel­ver­span­nun­gen, Kopf­schmer­zen
    • Gefahr kör­per­li­cher Ver­let­zun­gen bei Eska­la­ti­on

    Die­ses Bei­spiel zeigt: Gewalt beginnt nicht erst mit Schlä­gen – psy­chi­scher Druck kann genau­so trau­ma­ti­sie­rend sein. Um dem ent­ge­gen­zu­wir­ken, for­dern Fach­ver­bän­de eine Rei­he von Maß­nah­men. Dazu gehö­ren Dees­ka­la­ti­ons­trai­nings und Kon­flikt­ma­nage­ment für das Per­so­nal, kon­se­quen­te recht­li­che Schrit­te gegen Täter sowie bau­li­che Sicher­heits­maß­nah­men wie Video­über­wa­chung und Panik­knöp­fe. Auch eine gesell­schaft­li­che Äch­tung von Gewalt gegen medi­zi­ni­sche Beschäf­tig­te ist uner­läss­lich. Zudem müs­sen Not­fall­ver­sor­gung und Per­so­nal­aus­stat­tung grund­le­gend refor­miert wer­den, um Stress und Über­for­de­rung zu ver­rin­gern.

    Für Pfle­ge­kräf­te hat Dees­ka­la­ti­on obers­te Prio­ri­tät: ruhig blei­ben, Distanz schaf­fen und Warn­zei­chen früh­zei­tig erken­nen. Soll­te eine Situa­ti­on eska­lie­ren, ist Flucht der wich­tigs­te Schutz. Befrei­ungs­tech­ni­ken und geziel­te Schlä­ge auf emp­find­li­che Stel­len kön­nen im äußers­ten Not­fall hel­fen, Zeit für die Flucht zu gewin­nen. Trai­nings wie Krav Maga, Kick-Boxen oder Selbst­ver­tei­di­gungs­kur­se in den Kli­ni­ken unter­stüt­zen die Vor­be­rei­tung auf rea­le Sze­na­ri­en und stär­ken das Kör­per­be­wusst­sein. Tech­ni­sche Hilfs­mit­tel wie Taschen­lam­pen mit Stro­be-Funk­ti­on oder per­sön­li­che Alarm­ge­rä­te kön­nen die Sicher­heit erhö­hen, sind jedoch kei­ne Lösung für die grund­le­gen­den Pro­ble­me.

    Die Bun­des­ärz­te­kam­mer unter­stützt die Ein­rich­tung von Ombuds­stel­len (eine unab­hän­gi­ge, neu­tra­le Anlauf­stel­le, die dazu dient, Beschwer­den, Kon­flik­te oder Miss­stän­de auf­zu­grei­fen und zu bear­bei­ten – oft im Sin­ne einer ver­mit­teln­den oder schlich­ten­den Funk­ti­on) und bun­des­wei­ten Mel­de­sys­te­men, wäh­rend Orga­ni­sa­tio­nen wie die AOK und der Deut­sche Berufs­ver­band für Pfle­ge­be­ru­fe Gewalt als poli­ti­sches Pro­blem begrei­fen und Refor­men in der Not­fall­ver­sor­gung for­dern. Punk­tu­el­le Maß­nah­men sind zwar sinn­voll, rei­chen aber nicht aus. Gewalt im Gesund­heits­we­sen ist ein gesamt­ge­sell­schaft­li­ches The­ma, das ent­schlos­se­nes und nach­hal­ti­ges Han­deln ver­langt.

    Die zuneh­men­de Ver­ro­hung der Gesell­schaft zeigt sich in einer stei­gen­den Zahl von ver­ba­len und kör­per­li­chen Über­grif­fen gegen­über Men­schen in sozia­len und sicher­heits­re­le­van­ten Beru­fen. Pfle­ge­kräf­te, Ret­tungs­diens­te, Feu­er­wehr und Poli­zei sind dabei beson­ders gefähr­det, da sie in Stress­si­tua­tio­nen mit emo­tio­nal auf­ge­la­de­nen Per­so­nen arbei­ten. Ursa­chen sind unter ande­rem gesell­schaft­li­che Pola­ri­sie­rung, sin­ken­de Hemm­schwel­len in der Kom­mu­ni­ka­ti­on und die wach­sen­de Belas­tung durch sozia­le Medi­en, die Aggres­sio­nen ver­stär­ken. Eine star­ke Gesell­schaft braucht vor allem eines: Zusam­men­halt. Doch gera­de in unse­rer Zeit füh­len sich vie­le Men­schen zuneh­mend ent­frem­det und iso­liert. Um die­sem Trend ent­ge­gen­zu­wir­ken, wäre es sinn­voll, auf drei zen­tra­le Säu­len zu set­zen:

    1. Mehr ech­te Begeg­nungs­räu­me schaf­fen: Loka­le Initia­ti­ven wie Nach­bar­schafts­tref­fen, Ver­ei­ne oder offe­ne Werk­stät­ten sind wich­ti­ge Orte, an denen Men­schen unab­hän­gig von Her­kunft oder sozia­lem Sta­tus zusam­men­kom­men und gemein­sa­me Erfah­run­gen machen kön­nen. Auch digi­ta­le Platt­for­men soll­ten nicht nur für vir­tu­el­le Dis­kus­sio­nen genutzt wer­den, son­dern vor allem dazu, rea­le Tref­fen zu orga­ni­sie­ren.
    2. Bil­dung als Schlüs­sel: Mehr Medi­en­kom­pe­tenz und kri­ti­sches Den­ken, sowohl in Schu­len als auch in der Erwach­se­nen­bil­dung, um Pola­ri­sie­run­gen und Fake News zu begeg­nen. Dia­log­for­ma­te – etwa Bür­ger­fo­ren oder mode­rier­te „Run­de Tische“ – kön­nen hel­fen, kon­tro­ver­se The­men respekt­voll zu dis­ku­tie­ren und so Ver­ständ­nis zwi­schen unter­schied­li­chen Grup­pen zu för­dern statt Spal­tung zu ver­tie­fen.
    3. Gemein­sa­me Pro­jek­te stär­ken das Gemein­schafts­ge­fühl: Wenn Men­schen angreif­ba­re, für alle wich­ti­ge Zie­le ver­fol­gen – sei es Umwelt­schutz, Ver­bes­se­rung der loka­len Infra­struk­tur oder sozia­les Enga­ge­ment – bau­en sie Brü­cken zuein­an­der. Frei­wil­li­gen­ar­beit und gemein­schaft­li­ches Hel­fen zei­gen, dass wir zusam­men mehr errei­chen kön­nen, und sie schaf­fen star­ke Ver­bin­dun­gen unter­ein­an­der.

    Das Kern­stück all des­sen ist, dass Men­schen wie­der spü­ren müs­sen, Teil einer Gemein­schaft zu sein, die sie aktiv mit­ge­stal­ten kön­nen. Nur durch ech­te Begeg­nun­gen, gemein­sa­me Zie­le und offe­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on wächst Ver­trau­en und Zusam­men­halt in unse­rer Gesell­schaft.

    Ein Blick zurück auf die Pfle­ge als unser Bei­spiel: Men­schen dabei zu hel­fen, wie­der gesund zu wer­den oder zumin­dest Lin­de­rung zu schaf­fen und sie zu beglei­ten, ist ein schö­ner, aber for­dern­der Beruf. Die Gewalt nimmt zu und trotz­dem zei­gen Pfle­ge­kräf­te und Ärz­tin­nen sowie Ärz­te wei­ter­hin hohen per­sön­li­chen Ein­satz und Lei­den­schaft für ihre Arbeit.

    Umso wich­ti­ger ist es, ihnen Sicher­heit, Wert­schät­zung und Unter­stüt­zung zu geben. Respekt ist kei­ne Opti­on, son­dern Pflicht – füge nie­man­dem zu, was du selbst nicht ertra­gen wür­dest!

    Foto: Oktay Bahar

  • Fachkräftemangel im Gesundheitswesen

    Fachkräftemangel im Gesundheitswesen

    Gäh­nen­de Lee­re nicht nur im Bild des Bei­trags! Der Fach­kräf­te­man­gel im Gesund­heits­we­sen ist für mich nicht nur eine sta­tis­ti­sche Grö­ße, son­dern eine täg­li­che Rea­li­tät, die sich in mei­nen Pro­jek­ten und Bera­tun­gen immer wie­der zeigt. Pro­gno­sen legen nahe, dass bis 2035 in Deutsch­land rund 1,8 Mil­lio­nen Stel­len im Gesund­heits­we­sen unbe­setzt blei­ben könn­ten. Das hat greif­ba­re Fol­gen: Über­las­te­te Teams, stei­gen­de Krank­heits­fäl­le und letzt­lich eine gefähr­de­te Ver­sor­gungs­qua­li­tät.

    Die Grün­de für die­se kri­ti­sche Lage sind viel­fäl­tig. Zum einen sorgt der demo­gra­fi­sche Wan­del dafür, dass die Bevöl­ke­rung altert und gleich­zei­tig vie­le erfah­re­ne Fach­kräf­te in den Ruhe­stand gehen. Die Arbeits­be­din­gun­gen sind oft hart – hohe Arbeits­be­las­tung und Schicht­diens­te füh­ren zu Burn­out und Unzu­frie­den­heit. Vie­le Beschäf­tig­te füh­len sich gesell­schaft­lich zu wenig wert­ge­schätzt, und die Aus­bil­dungs­ka­pa­zi­tä­ten rei­chen bei Wei­tem nicht aus, um den tat­säch­li­chen Bedarf zu decken. Zudem zieht es Fach­kräf­te wegen bes­se­rer Bedin­gun­gen ins Aus­land oder in ande­re Beru­fe.

    Die Aus­wir­kun­gen sind über­all spür­bar: Weni­ger Per­so­nal muss mehr Pati­en­ten ver­sor­gen, die Moti­va­ti­on sinkt, und die Wech­sel­be­reit­schaft steigt. Dies führt zu Eng­päs­sen in der Ver­sor­gung und damit zu einer spür­ba­ren Ein­schrän­kung der Behand­lungs­qua­li­tät.

    Beson­ders betrof­fen sind nicht nur Ärz­te und Pfle­ge­kräf­te, son­dern auch vie­le ande­re sys­tem­kri­ti­sche Beru­fe im Kran­ken­haus – von Rei­ni­gungs­kräf­ten, deren Hygie­ne für die Pati­en­ten über­le­bens­wich­tig ist, über den Pati­en­ten­trans­port, ohne den kei­ne Ope­ra­ti­on rei­bungs­los ablau­fen kann, bis hin zu Ver­pfle­gung und tech­ni­schen Diens­ten, die das Kran­ken­haus am Lau­fen hal­ten. Beson­ders dra­ma­tisch ist die Lage in der Auf­be­rei­tung von Medi­zin­pro­duk­ten (AEMP). Ohne ste­ri­le Instru­men­te kei­ne OPs – und doch ist die­ses wich­ti­ge Fach­ge­biet zu wenig bekannt, oft unter­be­zahlt, mit hohen Anfor­de­run­gen und wenig Aner­ken­nung. Die Fol­ge sind offe­ne Stel­len, Aus­fäl­le und ein wach­sen­den Fach­wis­sen­ver­lust, der die Pati­en­ten­si­cher­heit gefähr­det.

    Eine Stu­die des Bun­des­in­sti­tuts für Berufs­bil­dung (BIBB) emp­fiehlt des­halb die Ein­füh­rung eines staat­lich gere­gel­ten dua­len Aus­bil­dungs­be­rufs für die Medi­zin­pro­duk­te­auf­be­rei­tung. Die Zahl der Beschäf­tig­ten in die­sem Bereich wächst, und es gibt gute Chan­cen für qua­li­fi­zier­te Fach­kräf­te, die sorg­fäl­tig aus­ge­bil­det wer­den. Nur mit einer sol­chen struk­tu­rier­ten Aus­bil­dung und kla­ren Kar­rie­re­we­gen lässt sich der Fach­kräf­te­man­gel in der AEMP bekämp­fen – und damit ein wich­ti­ger Bei­trag zur Gesamt­ver­sor­gung leis­ten.

    Die DGSV (Deut­sche Gesell­schaft für Ste­ril­gut­ver­sor­gung) hat erkannt, dass die feh­len­de staat­li­che Aner­ken­nung der Aus­bil­dung in der Medi­zin­pro­duk­te­auf­be­rei­tung eine zen­tra­le Lücke dar­stellt. Um die­se zu schlie­ßen, enga­giert sich die DGSV seit Jah­ren für die Ent­wick­lung stan­dar­di­sier­ter Qua­li­fi­ka­tio­nen und pra­xis­ori­en­tier­ter Wei­ter­bil­dungs­an­ge­bo­te. Ziel ist es, die hohen Anfor­de­run­gen an Hygie­ne, Tech­nik und Pro­zess­si­cher­heit in der AEMP durch qua­li­fi­zier­tes Per­so­nal zu gewähr­leis­ten – auch ohne bis­her gere­gel­ten Aus­bil­dungs­be­ruf. Mit ihren Zer­ti­fi­zie­rungs­pro­gram­men, Emp­feh­lun­gen und der durch die DGSV aner­kann­ten Aus­bil­dung zur Fach­kraft für Medi­zin­pro­duk­te­auf­be­rei­tung – FMA-DGSV® e.V. schafft sie eine ver­läss­li­che Grund­la­ge für Qua­li­tät und Pati­en­ten­si­cher­heit, bis eine staat­lich aner­kann­te Lösung eta­bliert ist.

    Was muss also gesche­hen? Wir brau­chen bes­se­re Arbeits­be­din­gun­gen, fai­re Bezah­lung und ver­läss­li­che­re Dienst­plä­ne. Die gan­ze Band­brei­te der Gesund­heits­be­ru­fe muss sicht­ba­rer gemacht wer­den – in Schu­len, in den Medi­en, in der öffent­li­chen Wahr­neh­mung. Auto­ma­ti­sie­rung und Digi­ta­li­sie­rung bie­ten Chan­cen, Arbeits­ab­läu­fe zu ent­las­ten, Feh­ler zu redu­zie­ren und damit den Druck auf die Men­schen zu min­dern. Und ganz ent­schei­dend: Mehr Wert­schät­zung und Aner­ken­nung – die­se Beru­fe dür­fen nicht län­ger im Schat­ten ste­hen, son­dern müs­sen Teil der Kli­nik­stra­te­gie und der Qua­li­täts­be­rich­te wer­den.

    Ein wei­te­rer Schlüs­sel zur Lösung ist qua­li­fi­zier­te Zuwan­de­rung. Es gibt Platt­for­men, die brin­gen gezielt Fach­kräf­te aus dem Aus­land nach Deutsch­land, dar­un­ter sogar Voll­me­di­zi­ner aus Län­dern wie Usbe­ki­stan. Durch struk­tu­rier­te Pro­gram­me, Sprach­för­de­rung und Aner­ken­nung von Qua­li­fi­ka­tio­nen kön­nen sie schnell inte­griert wer­den und drin­gend benö­tig­te Ent­las­tung schaf­fen.

    Die­se Erkennt­nis­se zei­gen mir: Der Fach­kräf­te­man­gel im deut­schen Gesund­heits­we­sen ist eine viel­schich­ti­ge Her­aus­for­de­rung, aber nicht unüber­wind­bar. Es braucht gemein­sa­mes Enga­ge­ment, kla­re Stra­te­gien und Mut, neue Wege zu gehen.

    Wie begeg­net ihr dem Fach­kräf­te­man­gel in eurem Umfeld? Wel­che Lösun­gen funk­tio­nie­ren, was fehlt noch? Ich freue mich sehr auf eure Erfah­run­gen und Anre­gun­gen!

    Bild: Phil­ipp Scholz

  • Ein Krankenhaus in „Eigenverantwortung“ – Versorgung vor Ort?!

    Ein Krankenhaus in „Eigenverantwortung“ – Versorgung vor Ort?!

    Als Bür­ger von Wer­mels­kir­chen, der seit 2005 im Gesund­heits­we­sen tätig ist, ver­fol­ge ich die aktu­el­le Ent­wick­lung unse­res Kran­ken­hau­ses mit gro­ßer Auf­merk­sam­keit.

    Die zen­tra­len Her­aus­for­de­run­gen sind seit Jah­ren bekannt: Eine Inves­ti­ti­ons­lü­cke von rund 29 Mil­li­ar­den Euro, eine Unter­de­ckung der Betriebs­kos­ten um fast 40 Pro­zent seit 2010, Jah­res­ver­lus­te bei etwa 80 Pro­zent der Kli­ni­ken und eine zuneh­men­de Zahl von Insol­ven­zen, ins­be­son­de­re bei frei­ge­mein­nüt­zi­gen Trä­gern. Die Kran­ken­haus­fi­nan­zie­rung in Deutsch­land steht damit unter erheb­li­chem Druck.

    Die neue Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­rin Nina War­ken führt hier­zu Gesprä­che, was grund­sätz­lich posi­tiv zu bewer­ten ist. Gleich­zei­tig wird jedoch deut­lich, dass struk­tu­rel­le Pro­ble­me nicht allein durch kurz­fris­ti­ge Maß­nah­men zu lösen sind. Wenn bei­spiels­wei­se 1,8 Mil­li­ar­den Euro aus dem Kran­ken­haus­be­reich abge­zo­gen wer­den, um die Kran­ken­kas­sen zu ent­las­ten, führt das letzt­lich zu wei­te­ren Belas­tun­gen im sta­tio­nä­ren Sek­tor.

    Am 30. Okto­ber 2025 hat also das Kran­ken­haus Wer­mels­kir­chen beim Amts­ge­richt Köln die vor­läu­fi­ge Eigen­ver­wal­tung bean­tragt – ein Schritt, der die schwie­ri­ge wirt­schaft­li­che Lage wider­spie­gelt. Für die Mit­ar­bei­ten­den bedeu­tet dies zunächst, dass die Löh­ne über Insol­venz­geld für drei Mona­te gesi­chert sind, wäh­rend die Geschäfts­füh­rung ver­sucht, neue Part­ner zu fin­den und den Betrieb fort­zu­füh­ren.

    Ein mög­li­cher Lösungs­weg schien die Über­nah­me durch das Kli­ni­kum Lever­ku­sen zu sein. Seit Mai 2025 wur­de die­se Opti­on geprüft, um die medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung in der Regi­on zu sta­bi­li­sie­ren und Syn­er­gien zu nut­zen. Nach Zustim­mung durch Auf­sichts­rat, Stadt­rat und Kreis­tag erfolg­te eine detail­lier­te Ana­ly­se, die unter ande­rem Ver­sor­gungs­struk­tu­ren, Abläu­fe und Arbeits­be­din­gun­gen betrach­te­te. Eine sol­che Koope­ra­ti­on hät­te eine nach­hal­ti­ge Per­spek­ti­ve für unse­ren Stand­ort schaf­fen kön­nen.

    Das Ver­fah­ren der Eigen­ver­wal­tung soll nun hel­fen, den Betrieb eigen­ver­ant­wort­lich zu sanie­ren, aller­dings unter gericht­li­cher Auf­sicht. Die­ses Instru­ment gibt dem Kran­ken­haus die Mög­lich­keit, Struk­tu­ren zu über­ar­bei­ten und wirt­schaft­lich trag­fä­hi­ge Lösun­gen zu ent­wi­ckeln.

    Den­noch steht fest: Die finan­zi­el­len Pro­ble­me in Wer­mels­kir­chen sind kein Ein­zel­fall.

    Die Kran­ken­haus­re­form in Nord­rhein-West­fa­len hat – par­al­lel zur bun­des­wei­ten Reform – erheb­li­chen Ein­fluss auf die wirt­schaft­li­che Situa­ti­on vie­ler Häu­ser. Ziel ist eine Spe­zia­li­sie­rung der Kli­ni­ken und eine Kon­zen­tra­ti­on medi­zi­ni­scher Leis­tun­gen, um Qua­li­tät und Effi­zi­enz zu erhö­hen. In der prak­ti­schen Umset­zung führt das jedoch oft zu sin­ken­den Ein­nah­men und höhe­ren struk­tu­rel­len Risi­ken, vor allem für klei­ne­re Häu­ser im länd­li­chen Raum.

    In NRW neh­men die Insol­venz­fäl­le zu. Bereits im Janu­ar 2025 mel­de­ten meh­re­re DRK-Kli­ni­ken Insol­venz an, 2024 muss­ten meh­re­re Stand­or­te der Kplus Grup­pe schlie­ßen, und nun steht auch das Kran­ken­haus Wer­mels­kir­chen vor einer unge­wis­sen Zukunft. Die Kran­ken­haus­ge­sell­schaft NRW warnt seit Lan­gem vor die­ser Ent­wick­lung und for­dert eine ver­läss­li­che finan­zi­el­le Unter­stüt­zung, um den Über­gang in die neue Ver­sor­gungs­struk­tur zu über­brü­cken.

    Poli­tisch bleibt die Lage kom­plex: Das Land NRW ver­han­delt mit Insol­venz­ver­wal­tern über aus­ste­hen­de Mit­tel, wäh­rend auf Bun­des­ebe­ne wei­ter­hin auf die lang­fris­ti­gen Chan­cen der Reform ver­wie­sen wird. Der ehe­ma­li­ge Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter Karl Lau­ter­bach beton­te, dass die Reform den Kli­ni­ken Per­spek­ti­ven eröff­nen kön­ne, die sich im neu­en Sys­tem behaup­ten. Die Fra­ge bleibt jedoch, wie sich der nord­rhein-west­fä­li­sche Gesund­heits­mi­nis­ter Karl-Josef Lau­mann zu die­ser Situa­ti­on posi­tio­niert und wel­che kurz­fris­ti­gen Hil­fen das Land leis­ten kann.

    Als Bür­ger und jemand, der seit vie­len Jah­ren in der Bran­che arbei­tet, stel­le ich mir die Fra­ge, wie eine flä­chen­de­cken­de, qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Ver­sor­gung auch künf­tig sicher­ge­stellt wer­den kann. Spe­zia­li­sie­rung kann sinn­voll sein, wenn sie plan­voll umge­setzt wird – aber sie darf nicht dazu füh­ren, dass Regio­nen wie unse­re ihre wohn­ort­na­he medi­zi­ni­sche Grund­ver­sor­gung ver­lie­ren.

    Die aktu­el­len Ent­wick­lun­gen zei­gen, dass Reform­pro­zes­se Zeit und vor allem ver­läss­li­che Finan­zie­rung benö­ti­gen, damit Kran­ken­häu­ser, Mit­ar­bei­ten­de und Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten Pla­nungs­si­cher­heit haben.

    Bei­trags­bild: Phil­ipp Scholz

  • Keimfrei verbunden – wie Händehygiene das Miteinander stärkt

    Keimfrei verbunden – wie Händehygiene das Miteinander stärkt

    Für mich ist Hän­de­hy­gie­ne in der Erkäl­tungs­zeit weit mehr als eine Rou­ti­ne – sie ist ein per­sön­li­ches Anlie­gen und eine klei­ne Ges­te mit gro­ßer Wir­kung. Wenn drau­ßen die Tem­pe­ra­tu­ren sin­ken und Erkäl­tun­gen wie eine Wel­le durch Schu­len, Büros und Kli­ni­ken zie­hen, sehe ich es als unse­re gemein­sa­me Ver­ant­wor­tung, durch gründ­li­ches Hän­de­wa­schen – und gege­be­nen­falls Des­in­fek­ti­on – aktiv Krank­heits­er­re­ger zu bekämp­fen und unse­re Mit­men­schen zu schüt­zen.

    Aus mei­ner Erfah­rung sind die Hän­de die Haupt­über­tra­gungs­quel­le für Viren und Bak­te­ri­en – sei es beim Essen, Begrü­ßen oder im ganz nor­ma­len All­tag. Gera­de in der käl­te­ren Jah­res­zeit, wenn das Immun­sys­tem beson­ders gefor­dert ist, hat Hygie­ne für mich obers­te Prio­ri­tät. Eine ein­fa­che Maß­nah­me, die den­noch viel bewir­ken kann.

    Ich erin­ne­re mich gut an mei­ne ers­te Fort­bil­dung im Jahr 2005, bei der auch die Geschich­te von Ignaz Sem­mel­weis the­ma­ti­siert wur­de. Schon im 19. Jahr­hun­dert erkann­te er, dass die Über­tra­gung von infek­tiö­sem Mate­ri­al – ins­be­son­de­re kada­ve­ri­schen Rück­stän­den – durch die Hän­de von Ärz­ten und Medi­zin­stu­den­ten die Ursa­che für das Kind­bett­fie­ber war. Durch das kon­se­quen­te Waschen der Hän­de mit Chlor- oder Kalk­lö­sung konn­te die Sterb­lich­keits­ra­te dras­tisch gesenkt wer­den. Für mich ist Sem­mel­weis ein Vor­bild dafür, wie wich­tig es ist, ein­fa­che Hygie­ne­maß­nah­men ernst zu neh­men – ob im Kran­ken­haus oder zu Hau­se.

    Heu­te sind Chlor und Kalk längst durch mil­de Hand­sei­fen und rück­fet­ten­de Des­in­fek­ti­ons­mit­tel ersetzt wor­den – erhält­lich sogar für unter 1 € in Gel­form bei Dro­ge­rie­märk­ten wie DM. Für mich gibt es kla­re Situa­tio­nen, in denen ich mei­ne Hän­de sofort rei­ni­ge oder des­in­fi­zie­re: vor dem Essen, nach dem Toi­let­ten­gang, nach dem Auf­ent­halt drau­ßen (z. B. beim Ein­kau­fen oder Spa­zie­ren­ge­hen), nach dem Nie­sen oder Hus­ten sowie nach Kon­takt mit öffent­li­chen Flä­chen oder Tie­ren. Die­se Momen­te sind ent­schei­den­de Schnitt­stel­len, an denen sich Krank­heits­er­re­ger beson­ders leicht ver­brei­ten.

    Auch die Art und Wei­se, wie ich mei­ne Hän­de wasche, ist mir wich­tig: min­des­tens 30 Sekun­den mit aus­rei­chend Sei­fe, beson­ders zwi­schen den Fin­gern und unter den Nägeln. Danach gründ­lich mit Was­ser abspü­len und mit einem sau­be­ren Tuch trock­nen. Den Was­ser­hahn schlie­ße ich mög­lichst mit dem Tuch, um die Hygie­ne zu bewah­ren.

    Hän­de­des­in­fek­ti­on nut­ze ich ergän­zend – vor allem unter­wegs oder im öffent­li­chen Nah­ver­kehr, wenn kein Was­ser zur Ver­fü­gung steht. Sie ersetzt das Hän­de­wa­schen nicht, son­dern ergänzt es sinn­voll. Beson­ders bei Kin­dern oder emp­find­li­cher Haut ver­wen­de ich Des­in­fek­ti­ons­mit­tel spar­sam und ach­te dar­auf, die Hän­de anschlie­ßend gut zu pfle­gen.

    Denn was oft ver­ges­sen wird: Häu­fi­ges Waschen kann die Haut aus­trock­nen und rei­zen. Des­halb creme ich mei­ne Hän­de regel­mä­ßig mit rück­fet­ten­der Creme ein – aller­dings nie direkt vor der Anwen­dung von Des­in­fek­ti­ons­mit­tel. So blei­ben die Hän­de gesund und erfül­len ihre Schutz­funk­ti­on opti­mal.

    Ein schö­nes Bei­spiel aus der Pra­xis ist die „Akti­on Hän­de­hy­gie­ne“, bei der mit­hil­fe von UV-Licht sicht­bar gemacht wur­de, wie viel „unsicht­ba­rer Schmutz“ auf falsch des­in­fi­zier­ten Hän­den zurück­bleibt. Sol­che Erleb­nis­se stär­ken das Bewusst­sein für Hygie­ne – bei Kin­dern genau­so wie bei Erwach­se­nen.

    Für mich ist Hän­de­hy­gie­ne kei­ne läs­ti­ge Pflicht, son­dern eine ein­fa­che und wir­kungs­vol­le Mög­lich­keit, aktiv Gesund­heit zu för­dern. Eine klei­ne Ges­te, die in Erkäl­tungs­zei­ten Gro­ßes bewir­ken kann.

    Gera­de in die­ser Zeit lohnt es sich auch, all­täg­li­che Gewohn­hei­ten zu hin­ter­fra­gen – etwa das klas­si­sche Hän­de­schüt­teln zur Begrü­ßung. Was im pri­va­ten oder beruf­li­chen Umfeld als höf­lich gilt, kann in sen­si­blen Situa­tio­nen – etwa beim Besuch beim Haus­arzt oder in medi­zi­ni­schen Ein­rich­tun­gen – zur unge­woll­ten Über­tra­gung von Krank­heits­er­re­gern füh­ren.

    Eine ein­fa­che und den­noch respekt­vol­le Alter­na­ti­ve ist der soge­nann­te „Fist-Bump“ – das leich­te Anein­an­der­sto­ßen der geschlos­se­nen Fäus­te. Stu­di­en zei­gen, dass dabei deut­lich weni­ger Kei­me über­tra­gen wer­den als beim Hän­de­schüt­teln. Auch im Freun­des­kreis oder bei der Arbeit kann die­se Form der Begrü­ßung hel­fen, Infek­ti­ons­ket­ten zu unter­bre­chen – ohne auf sozia­le Nähe ver­zich­ten zu müs­sen.

    Wasch die Hän­de, sei gescheit – dann bleibst du fit in der Erkäl­tungs­zeit!

    Bei­trags­bild: Phil­ipp Scholz

  • Nische im Gesundheitswesen

    Nische im Gesundheitswesen

    Die AEMP und ihre Bedeu­tung für die Pati­en­ten­si­cher­heit

    In der moder­nen Medi­zin ist die siche­re Wie­der­ver­wen­dung von Instru­men­ten und Medi­zin­pro­duk­ten ein zen­tra­ler Bestand­teil der Ver­sor­gung. Eine Schlüs­sel­rol­le spielt dabei die AEMP – Auf­be­rei­tungs­ein­heit für Medi­zin­pro­duk­te. Sie ist eine hoch­spe­zia­li­sier­te Ein­rich­tung inner­halb von Kran­ken­häu­sern, OP-Zen­tren und Pra­xen, die für die hygie­ni­sche Wie­der­auf­be­rei­tung von Medi­zin­pro­duk­ten ver­ant­wort­lich ist. Zum Teil wird die­se auch als ZSVA-Zen­tra­le Ste­ril­gut­ver­sor­gungs­ab­tei­lung oder auch Zen­tral­ste­ri­li­sa­ti­on bezeich­net. Trotz ihrer enor­men Bedeu­tung bleibt sie für vie­le außer­halb des Fach­be­reichs weit­ge­hend unbe­kannt – eine ech­te Nische im Gesund­heits­we­sen.

    Seit 2005 arbei­te ich in die­sem Bereich – damals noch als Quer­ein­stei­ger, der über den Zivil­dienst den Weg zur Fach­kraft in der Medi­zin­pro­duk­te­auf­be­rei­tung gefun­den hat. Gera­de des­halb weiß ich, wie wich­tig und zugleich unter­schätzt die Arbeit in der AEMP – der Auf­be­rei­tungs­ein­heit für Medi­zin­pro­duk­te – im Gesund­heits­we­sen ist.

    Im Kern sorgt die AEMP dafür, dass belas­te­te Medi­zin­pro­duk­te voll­stän­dig auf­be­rei­tet wer­den, damit sie ohne Risi­ko erneut ein­ge­setzt wer­den kön­nen. Das umfasst meh­re­re Schrit­te, die streng gere­gelt sind:

    • Rei­ni­gung und Des­in­fek­ti­on der Instru­men­te, sowohl manu­ell als auch maschi­nell
    • Ste­ri­li­sa­ti­on mit­tels vali­dier­ter Ver­fah­ren, meist Dampf­ste­ri­li­sa­ti­on, um alle Mikro­or­ga­nis­men sicher abzu­tö­ten
    • Kon­trol­le und Pfle­ge, damit die Instru­men­te ein­wand­frei funk­tio­nie­ren
    • Ver­pa­ckung und Kenn­zeich­nung gemäß den Hygie­ne­vor­ga­ben
    • Lücken­lo­se Doku­men­ta­ti­on jedes Arbeits­schrit­tes, um Rück­ver­folg­bar­keit und Qua­li­tät sicher­zu­stel­len

    Schon im OP beginnt der Pro­zess mit der Grob­rei­ni­gung, der dann in der AEMP fach­män­nisch fort­ge­führt wird. Dabei ori­en­tie­ren wir uns strikt an den gesetz­li­chen Anfor­de­run­gen wie der Medi­zin­pro­dukt­e­be­trei­ber­ver­ord­nung MPBe­treibV, der DIN EN ISO 13485, DIN EN ISO 15883 und den Emp­feh­lun­gen der Kom­mis­si­on für Kran­ken­haus­hy­gie­ne und Infek­ti­ons­prä­ven­ti­on (KRINKO) beim Robert Koch-Insti­tut (RKI) und des Bun­des­in­sti­tuts für Arz­nei­mit­tel und Medi­zin­pro­duk­te (BfArM).

    Wich­tig für uns Fach­kräf­te sind auch die Stan­dards des Fach­ver­bands DGSV e.V. (Deut­sche Gesell­schaft für Ste­ril­gut­ver­sor­gung). Die DGSV setzt Leit­li­ni­en, ent­wi­ckelt Schu­lun­gen und Zer­ti­fi­ka­te für die Auf­be­rei­tung von Medi­zin­pro­duk­ten – und trägt damit wesent­lich zur Pro­fes­sio­na­li­sie­rung und Qua­li­täts­si­che­rung bei.

    Die Qua­li­fi­zie­run­gen, mit denen ich selbst gestar­tet bin und die ich auch heu­te noch emp­feh­le, sind bei­spiels­wei­se der Fach­kun­de­lehr­gang FK1 (für Tech­ni­sche Ste­ri­li­sa­ti­ons­as­sis­ten­ten) sowie die Aus­bil­dung zur Fach­kraft für Medi­zin­pro­duk­te­auf­be­rei­tung FMA-DGSV® sowie wei­ter­füh­ren­de Manage­ment­lehr­gän­ge für Lei­tungs­auf­ga­ben in der AEMP.

    Als Tech­ni­sche Ste­ri­li­sa­ti­ons­as­sis­ten­tin oder Tech­ni­scher Ste­ri­li­sa­ti­ons­as­sis­tent arbei­tet man mit gro­ßer Ver­ant­wor­tung. Der Job erfor­dert Sorg­falt, tech­ni­sches Ver­ständ­nis und ein aus­ge­präg­tes Hygie­ne­be­wusst­sein. Zu den täg­li­chen Auf­ga­ben zäh­len:

    • Die Annah­me und Vor­be­rei­tung der kon­ta­mi­nier­ten Instru­men­te
    • Rei­ni­gung, Des­in­fek­ti­on und Ste­ri­li­sa­ti­on
    • Ver­pa­ckung und Kenn­zeich­nung der ste­ri­li­sier­ten Pro­duk­te
    • Qua­li­täts­kon­trol­len und Funk­ti­ons­prü­fun­gen
    • Die umfas­sen­de Doku­men­ta­ti­on des gesam­ten Pro­zes­ses

    Der Weg in die­sen Beruf ist klar struk­tu­riert: Ent­we­der über den Fach­kun­de­lehr­gang FK1 mit Theo­rie und Pra­xis oder die dua­le Aus­bil­dung zur Fach­kraft für Medi­zin­pro­duk­te­auf­be­rei­tung – bei­des von der DGSV aner­kannt.

    Anfor­de­run­gen sind min­des­tens ein Schul­ab­schluss, gute Deutsch­kennt­nis­se, gesund­heit­li­che Eig­nung, tech­ni­sches Geschick und Belast­bar­keit. Beruf­lich eröff­net sich ein brei­tes Spek­trum an Ein­satz­mög­lich­kei­ten – von Kran­ken­häu­sern über Pra­xen bis hin zu spe­zia­li­sier­ten Dienst­leis­tern.

    Mei­ne Erfah­rung zeigt: Die Ver­ant­wor­tung in der AEMP ist hoch, aber die beruf­li­chen Chan­cen sind eben­so viel­fäl­tig. Denn mit unse­rer Arbeit leis­ten wir einen ent­schei­den­den Bei­trag zur Infek­ti­ons­prä­ven­ti­on und damit zur Sicher­heit der Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten.

    Der OP ist qua­si das Herz des Kran­ken­hau­ses– die AEMP wäre dann die Aor­ta. Ohne sie fließt kei­ne ste­ri­le Ver­sor­gung, kei­ne Sicher­heit, kei­ne Ope­ra­ti­on.

    Bei­spiel­bild einer AEMP im Pack- und Pro­duk­ti­ons­be­reich / Phil­ipp Scholz