Buchtipps für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
Auch wenn wir den Krisen unserer Zeit ausgesetzt sind, müssen Leserinnen und Leser nicht auf Buchtipps verzichten. Winterzeit ist Lesezeit und Nikolaus und Weihnachten stehen vor der Tür. Ab Ende November 2025 werden wir regelmäßig und abwechselnd Buchtipps geben. Ein einzelnes Buch, mehrere Bücher zu einer besonderen Autorin oder zu einem bestimmten Thema. Für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, zum Vorlesen und Selberlesen, zum Verschenken. Ein Buch entführt uns in eine andere Welt und lässt Bilder im Kopf entstehen. Es regt die Fantasie an und lenkt ab vom eigenen, im Moment vielleicht schweren Leben. Es eröffnet neue Blickwinkel und regt zum Nachdenken, Diskutieren oder Träumen an. Es macht Spaß und ist unterhaltsam. Ein Buch kann so viel… Es ist wie ein Schatz, der gehoben werden muss. Hier einige Zitate zum Thema Lesen, nicht ganz ernst gemeint…
„Hüte dich vor dem, der nur ein Buch besitzt.“ (Thomas von Aquin)
„Gute Leser machen ein Buch immer besser…“ (Friedrich Nietzsche)
„Auch das schlechteste Buch hat seine gute Seite: die letzte.“ (John Osborne)
„Lesen gefährdet Ihre Dummheit.“ (Fritz Weigle)
„Man sollte immer nur Bücher lesen, die sich gut auf dem Nachttisch machen, falls man unerwartet stirbt.“ (Julian Barnes)
Leihen Sie Ihre Bücher in Wermelskirchen in der KÖB St. Michael oder der Stadtbücherei aus oder kaufen Sie sie lokal in den örtlichen Buchhandlungen bei Alpha, Marabu odervan Wahden. Stillen Sie den Lesehunger Ihrer Kinder und Enkelkinder, Ihrer Nichten und Neffen, Ihrer Großeltern, Ihrer Frau, Ihres Mannes oder Ihrer Freunde und Freundinnen – und natürlich Ihren eigenen!
Viel Spaß beim Stöbern, Lesen und Verschenken!
Marie-Louise Lichtenberg Buchhandlung Alpha Buchhandlung Marabu Buchhandlung van Wahden Katholische öffentliche Bücherei St. Michael Stadtbücherei Wermelskirchen
Die Ballade „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ von Theodor Fontane erzählt uns die Geschichte des großzügigen Gutsherrn, der den Kindern Birnen aus seinem Garten schenkt. Mit einem Trick sorgt er auch über seinen Tod hinaus dafür, dass die Kinder Birnen haben können. Damit steht der Birnbaum für großzügiges und fürsorgliches Verhalten. Im Gegensatz dazu ist sein Sohn geizig und der Vater weiß das. Aus meiner Sicht passt diese Ballade von 1889 sehr gut in unsere Zeit, da heute zu häufig genau das Gegenteil gelebt wird. Wir müssen erkennen, dass Menschlichkeit, die Natur und unsere Vergänglichkeit zusammen gehören. Der Birnbaum symbolisiert auch Reife, Lebensfreude, Beständigkeit und Achtsamkeit.
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, ein Birnbaum in seinem Garten stand, und kam die goldene Herbsteszeit und die Birnen leuchteten weit und breit, da stopfte, wenn´s Mittag vom Turme scholl, der von Ribbeck sich beide Taschen voll, und kam in Pantinen ein Junge daher, so rief er: „Junge, wiste ne Beer?“ Und kam ein Mädel, so rief er: „Lütt Dirn, kumm man röwer, ick hebb ne Birn.“
So ging es viel Jahre, bis lobesam der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam. Er fühlte sein Ende, ´s war Herbsteszeit, wieder lachten die Birnen weit und breit; da sagte von Ribbeck: „Ich scheide nun ab. Legt mir eine Birne mit ins Grab!“ Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus, trugen von Ribbeck sie hinaus. Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht sangen: „Jesus meine Zuversicht!“ Und die Kinder klagten, das Herze schwer: „He is dod nu. Wer giwt uns nu ne Beer?“
So klagten die Kinder. Das war nicht recht - ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht! Der neue freilich, der knausert und spart, hält Park und Birnbaum strenge verwahrt. Aber der alte, vorahnend schon und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn, der wußte genau, was damals er tat, als um eine Birn ins Grab er bat; und im dritten Jahr aus dem stillen Haus ein Birnbaumsprößling sproßt´heraus.
Und die Jahre gehen wohl auf und ab, längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab, und in der goldenen Herbsteszeit leuchtet´s wieder weit und breit, und kommt ein Jung übern Kirchhof her, so flüstert´s im Baume: „Wiste ne Beer?“ Und kommt ein Mädel, so flüstert´s: „Lütt Dirn, kumm man röwer, ick gew di ne Birn!“
So spendet Segen noch immer die Hand des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.
Am Freitag, 17. Oktober, wurde um 17:30 Uhr im Congress-Center im Saal Harmonie der Messe Frankfurt der Deutsche Jugendliteraturpreis 2025 vergeben. Mit 1600 Gästen war das die größte Einzelveranstaltung der Buchmesse. Vier Bücher aus den Sparten Bilder‑, Kinder‑, Jugend- und Sachbuch gingen als Sieger hervor. Dazu vergab die Jugendjury mit einem Titel ihren eigenen Preis. Die Sonderpreise „Illustration Neue Talente“ und „Illustration Gesamtwerk“ wurden ebenfalls vergeben. Die drei ehrenamtlich arbeitenden Jurys haben ein unglaubliches Lesepensum bewältigt. Aus ca. 630 eingereichten Titeln der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur filterten sie die besten Bücher heraus. Beeindruckende Titel, literarisch hochwertig und mit einer großen inhaltlichen Bandbreite suchen jetzt ihre Leserinnen und Leser. Der Arbeitskreis für Jugendliteratur sagt, das sind „Bücher, die Mut machen. Sie stehen für die Kraft der Sprache, die Neugier des Denkens und die Lust, sich eine eigene Meinung zu bilden.“
Die Bundesjugendministerin Karin Prien verkündete die Sieger und in ihrer Ansprache hob sie u.a. die große Bedeutung des Lesens und der Literatur für die Bildung der Kinder und Jugendlichen hervor. Sie sagte: „ Ich bin überzeugt: Lesen ist der Schlüssel nicht nur zu anderen Welten, sondern vor allem auch zur Bildung. Die nominierten Bücher zeigen eindrucksvoll, wie Kinder und Jugendliche mit Mut, Vielfalt und Herz ihre Stimmen erheben und unsere Gesellschaft bereichern. Als Bildungsministerin ist es mir ein großes Anliegen, dass alle Kinder Zugang zu dieser wertvollen Welt des Lesens erhalten. Denn Bildung beginnt mit Sprache – und Sprache wächst durch Lesen. Da appelliere ich an uns alle, die wir die Bildung unserer Kinder und Jugendlichen verantworten: im Kern zunächst die Familie, Eltern und Großeltern, aber auch Erzieherinnen und Erzieher, Lehrkräfte. Wir sollten gemeinsam dafür sorgen, dass Lesen für jedes Kind zu einem freudvollen Erlebnis wird, das sie ein Leben lang begleitet.“
Meine persönlichen Impressionen geben nur einen kleinen Einblick in die große Welt der Bücher. Viel Freude beim Lesen und Verschenken der ausgezeichneten Bücher!
Marie-Louise Lichtenberg
Weitere Informationen unter www.jugendliteratur.org Pressebereich – aktuelle Pressemitteilungen
In der S‑Bahn mit Gabi van Wahden auf dem Weg zur BuchmesseMit Gabi Fachinger und Jadranka Seidl vom AKJAm AKJ-StandMit Gaby Hartung und Alexander Schuster am AKJ-Stand.Auch Jungs kann man fürs Lesen begeistern. Simon ist 11 Jahre alt.
Die weltweit größte Buchmesse ist in Frankfurt/Main eröffnet. Am Freitag, 17. Oktober, wird dort ab 17:30 Uhr der Deutsche Jugendliteraturpreis 2025 verliehen. Wer nicht vor Ort sein kann und Interesse an den Titeln aus den Sparten Bilder‑, Kinder‑, Jugend- und Sachbuch hat, kann die Veranstaltung im Livestream unter www.jugendliteratur.org mitverfolgen. Die Jugendjury, bestehend aus sechs Leseclubs deutschlandweit, vergibt ihren eigenen Preis.
Ich gehörte von 2007–2010 mit meinem ehemaligen Leseclub „Do it – read a book!“ der Hauptschule der Jugendjury an. Deshalb ist es für mich besonders spannend, welche Titel in diesem Jahr den Preis erhalten. Ich werde, wie auch die Buchhändlerin Gabi van Wahden und mein ehemaliger Schüler und gelernter Buchhändler Alexander Schuster, vor Ort sein.
Schon Johann Wolfgang von Goethe wusste: „Wer Bücher liest, schaut in die Welt und nicht nur bis zum Zaune.“
Wann kommt endlich Frieden? Buchempfehlungen zum Nahost-Konflikt von Marie-Louise Lichtenberg
Seit die Terrormiliz Hamas am 7. Oktober 2023 Israel angegriffen hat, sind zwei Jahre vergangen. Die Hamas-Kämpfer verübten ein Massaker an mehr als 1200 Menschen in Israel und entführten etwa 250 Frauen, Männer und Kinder. Nicht nur vom Gazastreifen aus, sondern auch aus dem Libanon, wo die Terrororganisation Hisbollah die Hamas unterstützt, wurden sehr viele Raketen auf Israel geschossen.
Israel griff als Reaktion auf diesen Überfall Gaza mit Bodentruppen und aus der Luft an. Über 60000 Tote und fast 100000 Verwundete im Gazastreifen sind zu beklagen. Die Zivilbevölkerung leidet unter diesem Krieg ohne Ende. Zerstörung, Vertreibung und Hunger nehmen Überhand. Die Menschen sind verzweifelt.
Die Hamas hält immer noch zahlreiche Geiseln in ihrer Hand. Für die betroffenen Familien ist das unerträglich.
Tote und Verletzte gibt es in diesem Krieg auf allen Seiten.
Endlich haben sich die Kriegsparteien auf einen Waffenstillstand und die Rückkehr der Geiseln verständigt. Beide Seiten müssen sich nun an das geschlossene Abkommen halten. Kehrt jetzt endlich Frieden in diese geschundene Region ein?
Wer mehr über die Geschichte des Nahost-Konfliktes erfahren möchte, dem empfehle ich zwei Bücher.
Anja Reumschüssel „Über den Dächern von Jerusalem“ Carlsen Verlag, Hamburg 2023 16,00 € Ab 14
Das Buch war 2024 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Die Reporterin und Autorin Anja Reumschüssel lebte und arbeitete in Israel und in Gaza. Das Buch schrieb sie vor dem Überfall am 7. Oktober 2023.
Die unabhängige Kritikerjury schrieb in ihrer Begründung für die Nominierung:
„Die 15-jährige Holocaust-Überlebende Tessa begegnet nach Kriegsende 1947 in Jerusalem dem gleichaltrigen Palästinenser Mo, dessen Vater bei einem Terroranschlag getötet wurde. Ihre nächtlichen Diskussionen auf dem gemeinsamen Dach ihrer Häuser enden viel zu häufig ergebnislos. 75 Jahre später, im Jahr 2023, treffen die 18-jährige Wehrdienstleistende Anat und der Palästinenser Karim aufeinander. Deren Streitgespräche werden mit der gleichen Intensität weitergeführt. Dabei ahnen sie nicht, wie eng ihre Biografien miteinander verwoben sind.
In vier miteinander verknüpften Lebenswegen, die auf zwei verschiedenen Zeitebenen angelegt sind, erzählt Anja Reumschüssel die Geschichte des Nahost-Konfliktes von den Anfängen des Staates Israel bis hinein in die Gegenwart.
Dramaturgisch geschickt kombiniert sind die historischen Fakten einer komplizierten Gemengelage mit den individuellen Schicksalen der Figuren. So werden Lesenden die oftmals abstrakten Zusammenhänge unmittelbar nähergebracht. Ohne Partei zu ergreifen oder zu bevormunden, gelingt es der Autorin, die Hintergründe und Komplexität eines scheinbar unlösbaren Konfliktes für Jugendliche erfahrbar und die Spirale der Gewalt nachvollziehbarer zu machen.“
Martin Schäuble „Die Geschichte der Israelis und Palästinenser“ Der Nahost-Konflikt aus Sicht derer, die ihn erleben Carl Hanser Verlag, München 2024 4. Auflage 16,00 € Sachbuch
„Hochaktuell, kenntnisreich und vor Ort recherchiert: Wer den Nahost-Konflikt verstehen will, muss die Geschichte der Israelis und Palästinenser kennen – und den Menschen zuhören, die sie erlebt haben.
Martin Schäuble hat über viele Jahre mit Israelis und Palästinensern gesprochen. Sie berichten von einem Leben im Ausnahmezustand, von langen, erbitterten Kämpfen. Was sie aus dem Alltag erzählen, macht überdeutlich, dass es nicht die eine gültige Wahrheit gibt.“ (Klappentext)
Der Journalist und promovierte Politikwissenschaftler Martin Schäuble ergänzt das Buch mit Karten, einer Zeittafel, vielen Medientipps und Original-Dokumenten.
„Von klein auf sah ich Kriege. Ich selbst kämpfte im Unabhängigkeitskrieg, im Suezkrieg, im Sechs-Tage-Krieg, im Jom-Kippur-Krieg und in vielen weiteren Einsätzen. Mein Sohn kämpfte. Mein Enkel kämpfte. Er liegt verwundet im Krankenhaus. Und ich glaube, der Enkel meines Enkels wird auch kämpfen.“ (Abraham Bar-Am, Israeli)
„Meine Mutter kam während der osmanischen Besatzung auf die Welt. Ich wurde während der englischen Besatzung geboren, meine Kinder während der jordanischen, deren Kinder während der israelischen. Es gibt immer jemanden, der dieses Land will, aber nie jemanden, der uns will. Ist das keine Tragödie?“ (Amelie Dschaqaman, Palästinenserin)
Zwei lesenswerte Bücher nicht nur für Jugendliche, sondern für alle, die sich mit dieser Thematik näher beschäftigen wollen.
Fotos: Marie-Louise Lichtenberg
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