Als der Krieg nach Rondo kam

Buch­emp­feh­lung zum The­ma Krieg von Marie-Loui­se Lich­ten­berg / 28.12.2025

An zu vie­len Orten der Welt herrscht Krieg. Auch deut­sche Kin­der wer­den mit dem The­ma kon­fron­tiert, denn in den Kitas und Schu­len sit­zen sie zusam­men mit geflüch­te­ten Kin­dern aus Kriegs­ge­bie­ten. Wie erklärt man Kin­dern, was Krieg ist und was er bedeu­tet? Um die­ser Fra­ge nach­zu­ge­hen, schrie­ben und illus­trier­ten Roma­na Roma­ny­schyn und Andrij Les­siw das Buch „Als der Krieg nach Ron­do kam“. Bei­de leben und arbei­ten in Lwiw in der Ukrai­ne.

Im Inter­view erzäh­len sie, wie es dazu kam und was sie bewegt. Roma­na: „Wir hat­ten eigent­lich nie geplant, ein Bil­der­buch für Kin­der über den Krieg zu machen, aber die Rea­li­tät in unse­rem Land hat die Din­ge ver­än­dert. Alles begann mit der Revo­lu­ti­on der Wür­de Ende 2013, gefolgt von der Anne­xi­on der Krim im März 2014 und dem mili­tä­ri­schen Kon­flikt in der Ost­ukrai­ne. Der Krieg hat­te begon­nen. (…) Wir konn­ten nicht ruhig blei­ben und muss­ten irgend­wie reagie­ren. Oft wis­sen Eltern nicht, wie sie ihren Kin­dern erklä­ren sol­len, was Krieg ist und war­um er zu ihnen nach Hau­se gekom­men ist. …“ Andrij: „Wir soll­ten ehr­lich zu Kin­dern sein und sie nicht belü­gen, indem wir sagen, dass nach Kriegs­en­de alles wie­der so wird, wie es vor­her war. Krieg hin­ter­lässt Nar­ben; es ver­än­dert jeden, kör­per­lich und geis­tig. Die Bevöl­ke­rung von Ron­do muss die­se schmerz­haf­te Erfah­rung durch­le­ben. Aber sie wird dadurch stär­ker. (…) Das Buch han­delt nicht vom Krieg in der Ukrai­ne; es geht um Krieg als Volks­krank­heit der Welt. Es sagt Kin­dern, wie wich­tig es ist, kei­ne Angst zu haben, stark zu blei­ben, mit Freun­den und dei­nem eige­nen Volk zusam­men­zu­blei­ben und die Hoff­nung zu bewah­ren.“ (Quel­le: Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Gers­ten­berg Ver­la­ges, 20. Febru­ar 2023 erst­mals im Forum Wer­mels­kir­chen ver­öf­fent­licht.)

Roma­na Roma­ny­schyn
Andrij Les­siw
Als der Krieg nach Ron­do kam
Aus dem Ukrai­ni­schen von Clau­dia Dathe und Oksa­na Semen­ets
40 Sei­ten, durch­ge­hend far­big
Gers­ten­berg Ver­lag 2022, 2. Auf­la­ge
18,00 €
Ab 5

Ron­do ist eine beson­de­re Stadt und berühmt für sein Gewächs­haus und sei­ne Blu­men, die sogar sin­gen kön­nen. Mozarts Ron­do in gesun­ge­ner Form ist bei den Kon­zer­ten jedes Mal ein Höhe­punkt. Die drei Haupt­per­so­nen sind Danko, des­sen Kör­per zer­brech­lich und durch­schei­nend ist, Fabi­an, der klei­ne Hund, der aus Luft­bal­lons geformt und feder­leicht ist und Sir­ka, ist ein Vogel aus Papier. Die drei Freun­de lie­ben ihre Stadt über alles, denn ihre Bewoh­ner spre­chen mit Pflan­zen und Vögeln, sin­gen, malen und schrei­ben Gedich­te. An einem ganz nor­ma­len Tag in Ron­do kommt der Krieg in die Stadt. Die hel­len Far­ben ver­schwin­den und machen der Dun­kel­heit Platz. Der Krieg ist schwarz und bedroh­lich, don­nernd rollt er durch die Stadt, bringt Zer­stö­rung und Cha­os. Die drei Freun­de stel­len sich dem Krieg in den Weg und bit­ten ihn, wie­der zu gehen. Aber der Krieg macht ein­fach wei­ter.

Danko wird von einem Stein in der Brust getrof­fen und sein Kör­per ist mit Ris­sen über­zo­gen. Fabi­ans Fuß wird von einer schwar­zen Blu­me durch­bohrt. Die umher­flie­gen­den Feu­er­fun­ken ver­bren­nen Sir­kas Flü­gel. Kei­ner wird vom Krieg ver­schont.

Die Freun­de geben jedoch nicht auf. Dank­os Idee, mit Licht die Dun­kel­heit und so den Krieg zu ver­trei­ben, gefällt auch den Bewoh­nern von Ron­do. Alle bau­en an der Licht­ma­schi­ne mit und als sie anspringt, fällt strah­len­des Licht in die Stra­ßen. Der Krieg erstarrt und schrumpft immer wei­ter und die Dun­kel­heit und die schwar­zen Blu­men ver­schwin­den.
Die Bewoh­ner bau­en Ron­do wie­der auf, aber es ist nicht alles heil. Dank­os Ris­se auf sei­nem Kör­per und die ver­kohl­ten Papier­flü­gel von Sir­ka blei­ben. Fabi­an kann nicht mehr rich­tig gehen, seit die schwar­ze Blu­me sei­nen Fuß durch­bohrt hat. Über­all in der Stadt wach­sen seit­dem rote Mohn­blu­men, frü­her blüh­ten sie in vie­len Far­ben. Sie war­nen, denn der Krieg kann jeder­zeit wie­der­kom­men.

Ich emp­feh­le das Buch allen, die mit Kin­dern zu tun haben, weil es vie­le Anläs­se bie­tet, mit ihnen über das The­ma Krieg zu spre­chen. Durch die Farb­ge­stal­tung von hell, bunt und freund­lich in Frie­dens­zei­ten bis hin zu dun­kel, schwarz und über­mäch­tig in Kriegs­zei­ten kön­nen sie sich emo­tio­nal leich­ter damit aus­ein­an­der­set­zen und die Situa­ti­on der Prot­ago­nis­ten Danko, Fabi­an und Sir­ka nach­voll­zie­hen. Die Geschich­te zeigt, dass Zusam­men­halt und Freund­schaft in schwe­ren Zei­ten hel­fen kön­nen. Und, dass man die Hoff­nung nie auf­ge­ben soll.

Auch für Erwach­se­ne jeden Alters sind Freund­schaft, Zusam­men­halt und Hoff­nung unver­zicht­bar. Jeder kann etwas tun, auch in einer schein­bar aus­weg­lo­sen Situa­ti­on. Und das macht Mut.

Bebil­de­rung: Marie-Loui­se Lich­ten­berg und Ver­lag Gers­ten­berg

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