Buchempfehlung von Marie-Louise Lichtenberg
Endlich ist Heiligabend, das Christkind kann kommen, oder? Was bedeutet Weihnachten eigentlich? Die Frage stellen wir uns dieses Jahr vielleicht ganz anders.

Die nicht endenden Kriege, der Extremismus von rechts und links, der Hass und die Hetze von immer mehr Menschen, ihre zunehmende Aggressivität und Respektlosigkeit. Islamismus, Rassismus und Antisemitismus nehmen rasant zu – weltweit, aber auch bei uns. Die Angst vieler Menschen vor der Zukunft. Die beunruhigende Wucht des Klimawandels an so vielen Stellen der Erde. Hunger, Gewalt, Flucht und Vertreibung – all das kommt immer näher und betrifft uns zum Teil direkt. Dazu kommen bei vielen persönlicher Kummer, Armut, Einsamkeit, Traurigkeit. Was ist wirklich wichtig im Leben?
Die Adventszeit ist zu Ende, das Warten auf den Messias ist vorbei. Der Engel, der die Weihnachtsbotschaft „Fürchtet euch nicht!“ verkündet, richtet sich an die Hirten, aber auch an uns. Was hilft uns, die Zeit gut zu überstehen? Warum sollen wir uns nicht fürchten?
Sich an kleinen Dingen erfreuen, das Gute, das es an so vielen Stellen gibt, wahrnehmen, Mitgefühl anderen Menschen entgegenbringen, soziale Kontakte pflegen, Musik hören, in die Natur gehen, ein gutes Buch lesen oder einfach mal nichts tun – und die Hoffnung nicht aufgeben!
Heute empfehle ich das letzte Buch dieser Adventszeit 2025 und ich habe mir ein ganz besonderes für den 24. aufgehoben.
Rose Lagercrantz (Text)
Jutta Bauer (Illustration)
Angelika Kutsch (Übersetzung aus dem Schwedischen)
Das Weihnachtskind
32 Seiten
Moritz 2015
15,00 €
Ab 6
Die schwedische Kinderbuchautorin Rose Lagercrantz hat die Weihnachtsgeschichte neu aufgeschrieben. Für Kinder so, dass sie auch verstehen, worum es geht. Denn sie sagt von sich, dass sie als Kind nicht wusste, warum Weihnachten gefeiert wird. Sie erzählt die Geschichte als das, was sie ist, nämlich eine Friedensbotschaft. Manch einem ist die so geschriebene Geschichte vielleicht zu real. Die Suche nach einer Unterkunft, die Abweisungen, der Stall als Zufluchtsort, die Flucht vor Herodes oder die grausame Tötung der Kinder durch die Schergen von Herodes. Die besonderen Illustrationen von Jutta Bauer unterstützen die kindgerechten Texte sehr behutsam und drücken die Gefühle der Menschen aus. Ein herausragendes Buch für Kleine und Große nicht nur zur Weihnachtszeit und sehr empfehlenswert.
„… Lasst uns noch einmal dorthin zurückkehren. Zu der Nacht, als das Kind gerade zur Welt gekommen war und im Stroh lag und schrie und fror.
Als Maria es in die Arme nahm und in ein Tuch wickelte und ihm zu trinken gab und ihm etwas vorsummte und es wiegte.
Als das Kind eingeschlafen war, legte sie es in die Krippe des Ochsen.
Und alles wurde ruhig und friedlich.
Davon würde man sich auch später immer wieder erzählen – von dem Frieden, der an jenem Abend überall herrschte.
Nicht nur unter den Menschen, sondern auch unter den Tieren draußen auf den Feldern, wohin die Hirten zurückgekehrt waren.
Es heißt sogar, ein Löwe habe sich neben die Lämmer gelegt, ohne sie zu reißen!
Und der Stern leuchtete und strahlte.
Denn von nun an würde Friede auf Erden werden!
Aber nicht alles wurde so, wie man geglaubt hatte.
Es kamen neue Kriege.
Dennoch gaben die Menschen die Hoffnung nicht auf.
Sie hoffen noch immer.
Und in jedem Jahr hält man in einer Nacht inne und zündet Kerzen an, die an Bethlehems Stern erinnern.
Und die Kinder bekommen Geschenke, genau wie das Kind im Stall.
Und dann singt man,
Stille Nacht, heilige Nacht… .“
Fotos: Marie-Louise Lichtenberg


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