Eine Zwergenwanderung

Im grü­nen Eif­gen­tal bei Wer­mels­kir­chen, dort wo der Eif­gen­bach fröh­lich über Stei­ne plät­schert, leb­te eine klei­ne Zwer­gen­fa­mi­lie in einer moos­be­wach­se­nen Höh­le.
Es waren Vater Zwerg Bal­du­in, Mut­ter Zwerg Liri­el, ihr Sohn Tin­ko und die Toch­ter Mirel­la.

An einem son­ni­gen Mor­gen beschlos­sen sie, gemein­sam am Eif­gen­bach ent­lang zu wan­dern. Die Vögel san­gen, das Was­ser glucks­te, und die Zwer­ge waren bes­ter Lau­ne. Schon nach kur­zer Zeit erreich­ten sie den gro­ßen spre­chen­den Baum Eichen­wäch­ter Boro­mil, des­sen mäch­ti­ge Kro­ne fast den Him­mel berühr­te.

„Guten Tag, klei­ne Freun­de“, raun­te Boro­mil mit tie­fer Stim­me.
Er erzähl­te ihnen, wer heu­te schon alles an ihm vor­bei­ge­kom­men war: Spa­zier­gän­ger, Rad­fah­rer, ein Förs­ter und sogar ein neu­gie­ri­ger Fuchs. Die Zwer­gen­kin­der lausch­ten begeis­tert.

Kurz dar­auf ent­deck­ten sie zwei beson­de­re Bäu­me. Ihre Stäm­me stan­den so nah bei­ein­an­der, dass sie fest mit­ein­an­der ver­wach­sen waren. Ihre noch jun­gen Stäm­me berühr­ten sich wie Lip­pen – es sah aus, als wür­den sie sich küs­sen.
„Das sind Lin­do­ra und Bir­ken­herz“, flüs­ter­te Mut­ter Liri­el. „Sie lie­ben sich so sehr, dass sie für immer zusam­men­ge­wach­sen sind.“
Die Zwer­ge blie­ben einen Moment ste­hen, denn selbst für sie war die­se Lie­be etwas ganz Beson­de­res.

Wei­ter ging es, bis sie auf die Schaf- und Zie­gen­her­de tra­fen. Die Zwer­ge hat­ten gro­ßen Respekt vor den mäch­ti­gen Tie­ren, auch wenn sie sie schon kann­ten. Frü­her, als alle noch klein gewe­sen waren, waren Läm­mer und Zick­lein kaum grö­ßer als die Zwer­ge selbst gewe­sen.

Der Weg führ­te die Fami­lie anschlie­ßend über eine klei­ne Brü­cke, unter der der Bach lei­se mur­mel­te. Tin­ko beug­te sich über das Gelän­der, wäh­rend Mirel­la vor­sich­tig jeden Schritt setz­te.

Am Ende ihrer Wan­de­rung sahen sie noch eine neue Plan­ta­ge von Spin­del­bäu­men, die die Men­schen gepflanzt hat­ten, um dem Kli­ma­wan­del zu trot­zen. Vater Bal­du­in nick­te aner­ken­nend.

„Wenn Gro­ße und Klei­ne zusam­men auf die Natur ach­ten, hat sie eine gute Zukunft“, sag­te er.

Glück­lich und zufrie­den kehr­te die Zwer­gen­fa­mi­lie schließ­lich nach Hau­se zurück – mit neu­en Ein­drü­cken, war­men Her­zen und einer wei­te­ren wun­der­ba­ren Geschich­te aus dem Eif­gen­tal.

Fotos: Chro­nik-Zwerg Fand­orin Moos­bart

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