Buchempfehlungen zum Thema Obdachlosigkeit von Marie-Louise Lichtenberg

Mit mei­nen heu­ti­gen Buch­tipps möch­te ich auf das Schick­sal woh­nungs- und obdach­lo­ser Men­schen auf­merk­sam machen und die Poli­tik und Ver­wal­tun­gen auf­ru­fen, die­sen Men­schen men­schen­wür­di­ge und siche­re Unter­künf­te zu geben.

Die Tages­schau titel­te am 17.11.2025 „Besorg­nis­er­re­gen­de Zunah­me der Woh­nungs­lo­sig­keit“. Dort steht u.a. „Die Zahl der Woh­nungs­lo­sen hat einen Rekord­stand erreicht: Mehr als eine Mil­li­on Män­ner, Frau­en und Kin­der sind ohne fes­tes Miet­ver­hält­nis. Hilfs­pro­jek­te sehen mehr Arbeit auf sich zukom­men.“
Die Zahl 1 029 000 stammt aus 2024 und bedeu­tet einen Anstieg im Ver­gleich zu 2023 (928 000) von etwa 11%. Hin­ter jeder Zahl steht ein Mensch. Die Grün­de sind viel­fäl­tig, war­um Men­schen in die Obdach­lo­sig­keit gera­ten. Krank­heit, Arbeits­lo­sig­keit und Schei­dung füh­ren am häu­figs­ten in die­se Abwärts­spi­ra­le.

Ich habe sechs beson­de­re Bücher zu dem The­ma gefun­den und emp­feh­le sie wärms­tens.


Ein mittelschönes Leben

Kirs­ten Boie (Text)
Jut­ta Bau­er (Illus­tra­ti­on)
Ein Kin­der­buch über Obdach­lo­sig­keit
28 Sei­ten
Hinz & Kunzt 2010, 3. Auf­la­ge
TB 4,80 €
Ab 8

„Frü­her war der Mann auch mal ein Kind, das ist ja logisch. Jeder war frü­her mal ein Kind. Da hat er mit sei­nen Eltern in einer hüb­schen klei­nen Woh­nung gewohnt. Nach der Schu­le hat er eine Aus­bil­dung gemacht. Er ist jeden Mor­gen früh auf­ge­stan­den und zur Arbeit gegan­gen. Als der Mann dann eine Fami­lie hat­te, war das eine schö­ne Zeit. Aber dann ist das Unglück gekom­men.

„Ein mit­tel­schö­nes Leben“ erzählt im ers­ten Teil die Geschich­te eines Man­nes, der obdach­los wur­de. Im zwei­ten Teil beant­wor­ten Ver­käu­fer des Ham­bur­ger Stra­ßen­ma­ga­zins „Hinz&Kunzt“ Fra­gen von Grund­schü­lern. Sach­in­for­ma­tio­nen ergän­zen die Ant­wor­ten.

„Ein mit­tel­schö­nes Leben“ möch­te Augen öff­nen und Gesprä­che anre­gen, Tole­ranz und Mit­ge­fühl stär­ken.“


ahmed

Bar­roux (Text und Illus­tra­ti­on)
Clau­dia Sand­berg (Über­set­zung)
32 Sei­ten (Gebun­den)
Schalt­zeit 2016
11,15 €
Ab 5

Auf der Rück­sei­te des Buches steht: „Ein klei­ner Jun­ge sieht jeden Tag auf sei­nem Schul­weg einen Mann in einer dunk­len Ecke sit­zen. Er ist fas­zi­niert von die­sem rie­si­gen Kerl, den er sich als König eines fer­nen und frem­den Lan­des vor­stellt. Sein Vater sagt aber, dass er ein Stadt­strei­cher sei…“


Stromer

Sarah V. & Clau­de K. Dubo­is (Text und Illus­tra­ti­on)
Tobi­as Schef­fel (Über­set­zung aus dem Fran­zö­si­schen)
72 Sei­ten (Gebun­den)
Moritz 2017
114,00 €
Ab 6

„WAS MENSCHLICHKEIT BEWIRKEN KANN”

Stro­mer ist ein Wohn­sitz­lo­ser, ein Obdach­lo­ser, ein Mann, der auf der Stra­ße lebt. Nach eisi­gen Näch­ten sehnt er sich nach hei­ßem Kaf­fee. Und er hat Hun­ger. Frü­her hat­te er ein­mal Post aus­ge­tra­gen. Das ist lan­ge her. In der Wär­me­stu­be darf er sich für eine war­me Mahl­zeit anstel­len. Dort nach sei­nem Namen gefragt, kann er sich nicht mehr erin­nern, also zieht er wei­ter: müde, frie­rend und hung­rig. Doch dann steht plötz­lich ein klei­nes Mäd­chen vor ihm und hält ihm einen Keks hin. Und sie sagt: »Du siehst ja komisch aus. Wie ein Ted­dy!« Die­ser Keks ist der bes­te Keks auf der Welt. Und am Abend in der Wär­me­stu­be weiß Stro­mer, was er ant­wor­ten kann. Ein Bil­der­buch, das einen Blick auf die Welt von Men­schen ermög­licht, mit denen vie­le nichts zu tun haben wol­len.“, so der Text des Ver­la­ges.


Die Reise nach Ägypten

Her­mann Schulz (Text)
Tobi­as Krejt­schi (Illus­tra­ti­on)
Eine Geschich­te für alle Jah­res­zei­ten
64 Sei­ten (Gebun­den)
dtv, Rei­he Han­ser 2016
10,95 €
Ab 7

Auf der Rück­sei­te des Buches steht: „Eines Tages fin­det Schwes­ter Sal­va­do­ra einen klei­nen Jun­gen vor der Tür­schwel­le des Kin­der­kran­ken­hau­ses in Mana­gua, der Haupt­stadt Nica­ra­gu­as. Er heißt File­món, ist etwa sechs Jah­re alt und sehr krank. File­món bleibt in der Obhut der Schwes­ter, und Dok­tor Fer­nan­do Sil­va, Arzt des Hau­ses, küm­mert sich um ihn. Groß sind die Sor­gen, die sich bei­de um den Jun­gen machen, bis File­món einen Wunsch vor­trägt, der die Her­zen aller öff­net. Und ein klei­nes Wun­der bewirkt.
Eine warm­her­zi­ge Geschich­te für klei­ne und gro­ße Leser.“


Adresse unbekannt

Sus­in Niel­sen (Text)
Les­lie Mecha­nic (Illus­tra­ti­on)
Anja Her­re (Über­set­zung aus dem kana­di­schen Eng­lisch)
284 Sei­ten (Gebun­den)
Urach­haus 2020, 4. Auf­la­ge 2025
18,00 €
Ab 11

„Woh­nen in einem alten Mini­bus, heu­te hier, mor­gen dort – Felix fin­det die Idee abso­lut cool. Dass das Gan­ze aus Geld­not pas­siert, weil sei­ne Mut­ter kei­nen Job fin­det, stört ihn nicht. Außer­dem hat er sei­nen Kopf gera­de ganz woan­ders: Immer wenn er Win­nie sieht, die ihn frü­her so genervt hat, über­kommt ihn ein woh­li­ges Krib­beln im Bauch.
Doch als sich die finan­zi­el­len Pro­ble­me immer mehr zuspit­zen, wird Felix klar, dass er selbst etwas dage­gen tun muss. Und er erfährt, dass er sich auf sei­ne Freun­de wirk­lich ver­las­sen kann.

Span­nend und vol­ler Situa­ti­ons­ko­mik erzählt die preis­ge­krön­te Autorin Sus­in Niel­sen von der brü­chi­gen Sicher­heit in unse­rer Gesell­schaft und davon, wie wich­tig es ist, für­ein­an­der da zu sein.“, schreibt der Ver­lag auf der Rück­sei­te des Buches.


Lumina

Bri­git­te Wenin­ger (Text)
Julie Wintz-Lit­ty (Illus­tra­ti­on)
36 Sei­ten (Gebun­den)
Nord­Süd 2020, 11. Auf­la­ge 2022
16,00 €
Ab 4

„Wer ist Lumi­na? Woher kommt sie? Wohin geht sie? Nie­mand weiß es zu sagen. Lumi­na ist fremd und wird von den Men­schen gemie­den, ein Schick­sal, das sie mit vie­len teilt. …
Alles, was sie besitzt, ist eine Later­ne, die ihr Trost, Licht und Wär­me gibt. Als die­ses Licht durch einen Wind­stoß erlöscht, scheint alles ver­lo­ren. Doch dann bemerkt Lumi­na, dass sie doch nicht ganz allein ist. Denn da sind die klu­ge, alte Eule und ein freund­li­cher Jun­ge, der sein Licht mit ihr teilt.“, so der Ver­lags­text.

Die kunst­vol­len Aqua­rell­il­lus­tra­tio­nen unter­strei­chen den kind­ge­rech­ten Text zu einem schwe­ren The­ma: Obdach­lo­sig­keit eines klei­nen Mäd­chens ohne Eltern, mensch­li­che Käl­te und Ein­sam­keit. Das Ende ist über­ra­schend und macht Mut, dass es auch in die­ser Welt Men­schen mit Herz gibt.

Bil­der: Marie-Loui­se Lich­ten­berg

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