Zum 150 Geburtstag Thomas Manns wurde das Jahr 2025 zum internationalem Thomas Mann Jahr ausgerufen. Es lohnt daher sich ein paar Aufzeichnungen von Thomas Mann anzusehen die von erschreckender Aktualität geprägt sind.
Bei der Lektüre von Manns Briefen und Aufzeichnungen erscheinen immer wieder beklemmende Parallelen zu aktuellen innenpolitischen Verhältnissen, vor allem im Hinblick auf die AfD und ihren Lautsprechern. Thomas Mann schreibt von „Hassgebrüll“ , von einer „Verhunzung der deutschen Sprache“ von „defekter Menschlichkeit“. Hören wir den Reden der AfD Abgeordneten in den Parlamenten zu, kann man erkennen was Mann meinte und wie ähnlich die Art von Sprache in Inhalt und Tonalität der AfD heute ist. Thomas Mann charakterisierte entsprechend die Sympathisanten rechter Ideologie und Steigbügelhalter der Nazis: „Ein vertrotzter Individualismus nach außen, im Verhältnis zur Welt, zu Europa, zur Zivilisation, vertrug sich im Inneren mit einem befremdenden Maß von Unfreiheit, Unmündigkeit, dumpfer Untertänigkeit.“ Auch heute finden wir wieder die anti-europäische Stimmung gepaart mit Nationalismus und der Wunsch nach einer “starken politischen Führung“ . Zu den Reden von Goebbels und Hitler schrieb Mann: „Aus diesem Munde ist so viel Unrat gekommen, dass es mir leichte Ekelgefühle erregt“. Vielen Menschen geht es heute ähnlich wenn sie die Reden einiger rechter Abgeordneter in den Parlamenten hören.
Ein Zeitgenosse Thomas Manns, der Philologe Viktor Klemperer, vergleicht in seiner Analyse “Lingua Tertii Imperii“ den Sprachgebrauch des Nationalsozialismus mit einem Gift. „Worte können sein wie winzige Arsendosen – sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da“
Das dieses “Gift“ auch heute wirkt zeigt sich an häufig genutzten Schlagworten: „Remigration“, „Altparteien“, „Der große Austausch“, „Umvolkung“, „Kultur und Heimat“, „Lügenpresse,“ „Ethnopluralismus“, „Volkskörper“…etc.– von verbalen Entgleisungen verschiedener Politikakteure mal abgesehen. Dabei geht es immer um strategisch platzierte Polarisierung, um eine ständige Provokation, um permanente Skandale. Wenn man sich nun nach und nach an diesen Ton, an dieses Ausloten von Sagbarkeitsgrenzen gewöhnt, werden genau diese Grenzen langsam verschoben.
Um das nicht allzu deutlich werden zu lassen und die breite Masse zu verschrecken sind deren Mittel permanente Wirklichkeitsverdrehung und eiskalte Lügen. Eigentlich ganz einfach zu durchschauen, wenn man sich denn nicht blenden lässt und genau hinschaut. Mittlerweile lässt sich auch ein Teil der bürgerlichen Mitte von den Lügen und manipulativen Reden der rechtsextremen beeinflussen und hegt heimliche oder offene Sympathie für die AfD.
Die alles entscheidende Frage ist: Wollen wir uns wieder einer unbarmherzigen Diktatur ausliefern, oder sind wir dieses Mal klüger als all die “Volksverführer”?
Stefan Janosi
Bild: Chat GPT KI Darstellung von nachdenklichem Thomas Mann


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