Ein Wort zum Montag, dem 8. Juli 2024
VON CORNELIA SENG
„Beten Sie für uns“, ruft mir die Frau zu, bevor ihre Gruppe die Klosterkirche verlässt. Was erwartet sie von mir? Ich bin der Gruppe als Pfarrerin im Präsenzdienst vorgestellt worden. Sagt sie den Satz zu jedem Priester in der Kirche? Oder hat sie ein bestimmtes Anliegen? Ich hätte sie am liebsten gefragt: „Wofür soll ich beten? Um sichere Heimfahrt? Um Seelenheil? Oder um Frieden und Fortbestand der Welt?“ Wenn Jesus um Hilfe gebeten wurde, hat er oft nachgefragt: „Was willst du, das ich für dich tun soll?“
Beim Klosterdienst habe ich viel Zeit zur Fürbitte. Die Reisegruppen gehen nach einer halben Stunde weiter. Zwischen den Gesprächen mit einzelnen Menschen bleibt genug Zeit.
Morgens gehe ich zum Kerzentisch und zünde ein kleines Licht an. In Gedanken gehe ich die Menschen durch, die mir am Herzen liegen. Familie, Freunde und Freundinnen, Bekannte. Und alles, was mich beschäftigt angesichts der Lage in der Welt. Wie kann ich einstehen für Menschenwürde und Menschenfreundlichkeit? Welche Äußerungen sind gut und wichtig? Sollte ich mich zurückziehen und besser deutliche Stellungnahmen lassen? Schließlich bin ich in Rente … .
Und überhaupt – was bewirkt meine Fürbitte? Was bewirken meine Gedanken, die ich vor Gott trage?
Sie helfen mir selber, ganz gewiss. Sie helfen mir, mich in meinem Leben zuhause zu fühlen. Die Verbundenheit im Leben zu spüren. Manche sagen, gute Gedanken sind positive Energie. Natürlich. Wie die kleine Kerze, die ich anzünde, eine Weile Licht und Wärme gibt. Sie brennt noch, auch wenn ich mich schon wieder der nächsten Besucherin zuwende.
Ich glaube an Gott, der Fürbitten hört. Ich glaube an Gott, der mit seiner Kraft meine guten, fürbittenden Gedanken unterstützt und verstärkt. „Dein ist die Kraft“, beten wir im Vaterunser.
Gottes Power vertraue ich meine Gebete an. Sein Wille geschehe im Himmel wie auf Erden.
Damit uns das Leben gelingt. Auf dieser Erde.