Verzweiflung und Vertrauen

Ein Wort zum Montag, dem 4.März 2024

VON CORNELIA SENG

Ein Tumult, ein Handgemenge. Waffen, Schwerter, spitze Lanzen, ein Messer. Wer kann, wendet  sich ab und flieht – um wenigstens die nackte Haut zu retten. 

Ich bin – mal wieder – im Museum „Alte Meister“ in Schloss Wilhelmshöhe. Es ist Passionszeit. Wie haben die alten Maler das Leiden Jesu Christi gemalt? 

Ein Bild fällt mir auf. Es stammt von Guiseppe Cesari (1568-1640), einem italienischen Maler. Er hat es „die Gefangennahme Christi“ genannt.  

Wir wissen: Kurz vor seiner Gefangennahme hat Jesus noch verzweifelt gebetet: „Meine Seele ist betrübt bis an den Tod“ (Mk 14,34). Blut und Wasser hat er geschwitzt (Lk 22,44). 

Hier ist nichts mehr davon zu spüren. Jesus im Mittelpunkt des Bildes scheint die Ruhe selbst zu sein. Nein, er wird dem Tun der Mächtigen und ihrer Soldaten nicht in den Arm fallen. Auch jetzt noch lehnt er Gewalt ab – gleich wird er die Verletzung eines der Soldaten heilen. Mit Gewalt ist die Welt nicht zu retten! Auch ein verzweifelter Jesus sähe anders aus. 

Schon oft habe ich mich gefragt, wie die Worte Jesu am Kreuz zusammenpassen: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist“ überliefern Matthäus und das Lukasevangelium (23,46) und: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ das Evangelium nach Markus (15,34). Diesen Anfang von Psalm 22 kannten alle frommen Juden. Hat Jesus ihn einfach von Anfang bis Ende gebetet? In Vers 26 heißt es dann: „Dich will ich preisen in der großen Gemeinde“.

Geht beides, Vertrauen und Verzweiflung? Das Bild von Guiseppe Cesari scheint das auszudrücken. 

Mein Freund Housam aus Syrien schreibt im Blick auf die Weltlage: „Verzweiflung ist ein Luxus, den ich mir nicht leisten kann“. 

Ich würde sage: Verzweiflung geht nur im Vertrauen auf Gott.

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