„Ökologische Hotspots“ an der Bergischen Uni: Ruderalflächen

Anlässlich des Jubiläumsjahres stellt die Wuppertaler Botanikerin Professorin Dr. Gertrud Lohaus einmal im Monat ein Beispiel dafür vor, wie die Bergische Universität ihr Gelände naturnäher umgestaltet und damit aktiv einen Beitrag zur biologischen Vielfalt leistet. Im September geht es um das Thema Ruderalflächen.

Als Ruderalflächen werden in der Regel Rohbodenstandorte bezeichnet, die aus unterschiedlichen Gründen an bestimmten Stellen neu entstehen. Sie sind primär menschlichen Ursprungs, z. B. auf Baustellen, Schuttflächen oder ehemaligen Gleisflächen. Die durch die frühere Nutzung geprägten Standorte werden über einen kürzeren oder längeren Zeitraum sich selbst überlassen, wobei sich spezifische Pflanzengesellschaften ansiedeln.

Widerstandsfähige Pflanzen

Im Sommer sind Ruderalflächen sehr blütenreich und bieten somit Nahrung für zahlreiche Insekten © Gertrud Lohaus
Widerstandsfähige Pflanzen

Die Bedingungen auf diesen anfangs meist pflanzenfreien Standorten können sehr extrem sein: hohe Sonneneinstrahlung, Hitze, Trockenheit, verdichteter Boden mit Staunässe nach Niederschlag oder auch mechanische Störungen. Dennoch gibt es Pflanzenarten, die solchen Bedingungen trotzen. Zu Beginn siedeln sich sogenannte Pionierarten an; meistens einjährige Pflanzenarten, die innerhalb eines Jahres den kompletten Lebenszyklus durchlaufen, vom Auskeimen bis zur Produktion neuer Samen. 

Ist die Fläche länger ungenutzt, kommt es zur Sukzession – der natürlichen Abfolge der Etablierung von Arten. Die Pionierpflanzen werden zunehmend von zwei- oder mehrjährigen Pflanzen verdrängt, und es entwickeln sich sogenannte ausdauernde Ruderalfluren. Die zweijährigen Pflanzenarten bilden z.B. im ersten Jahr eine Blattrosette aus und blühen erst im zweiten Jahr bei anschließender Samenbildung.

Nicht nur die Dauer der Brache, sondern auch Standortbedingungen wie Bodenbeschaffenheit, Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit sowie nicht zuletzt das Vorhandensein von entsprechenden Arten und deren Samen in der Umgebung bestimmen die Zusammensetzung der Vegetation. Annuelle (einjährige) Arten auf schwach bis mäßig stickstoffhaltigen und trocken-warmen Ruderalstandorten sind beispielsweise Taube Trespe, Mäuse-Gerste, Kompass-Lattich oder Gänsefuß-Arten. Typische zweijährige Pflanzenarten auf derartigen Standorten sind Wilde Möhre, Weißer Steinklee, Graukresse, Kleinblütige Königskerze oder verschiedene Distelarten. Im Sommer sind solche Flächen sehr blütenreich und bieten somit Nahrung für zahlreiche Insekten.

Einmal im Monat stellt Botanikerin Professorin Dr. Gertrud Lohaus einen „ökologischen Hotspot“ an der Bergischen Uni vor © Sebastian Jarych
Prof. Dr. Gertrud Lohaus, Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften

Ruderalflächen auf dem Campus Grifflenberg

An der Gaußstraße hinter Gebäude W und gegenüber, vor dem Kindergarten, gibt es solche Ruderalflächen. Beides sind ehemalige Baueinrichtungsflächen aus der Zeit des Neubaus der Gebäude V und W. Die Flächen sind seit ein paar Jahren sich selbst überlassen und wurden von Pflanzen besiedelt. In einer Bachelorarbeit (Ulrike Dorra, 2021) wurden fast 50 verschiedene Pflanzenarten auf diesen Flächen bestimmt. Durch die vielen blühenden Pflanzen angelockt, sind zahlreiche Insekten auf diesen Flächen zu finden. Wie es der Lauf solcher Ruderalflächen ist, verschwinden sie wieder, sobald eine Nutzungsänderung oder der Bau neuer Gebäude an dieser Stelle beginnt. Es ist eine bestimmte Art von Natur auf Zeit.

Beitragsfoto: An der Gaußstraße gegenüber von Gebäude W (vor dem Kindergarten) gibt es eine solche Ruderalfläche. // Foto Friederike von Heyden

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