Leserbrief

Leserbrief

VON ILO-KIRSTEN-POLNIK*

Noch einmal ganz kurz:

Wegen sinkender Anmeldezahlen bei der Hauptschule und der PCB-Verseuchung der Realschule hat die Wermlskirchener Politik sinnvollerweise entschieden, daß eine Sekundarschule, das ist eine Gesamtschule ohne Sekundarstufe II übergangsweise auf dem Gelände der Grund-/Hauptschule Ost eingerichtet werden soll, bis das Realschulgebäude gänzlich abgerissen und dort eine energetisch neutrale moderne Schule entstehen kann. Die erste Generation von Sekundarschülern hat bereits im ständigen Umbruch verbracht (Hauptschule raus/nächster Jahrgang Sekundarschule rein), zusätzliche Containerschulräume wurden ergänzt, in denen die Tafeln nicht hochgeschoben, Fenster teilweise nicht geöffnet werden können.

Wer mal übers Schulgelände geht und es mit anderen Schulen vergleicht, kannt nachvollziehen, dass viele auf eine Schule mit einem freundlicheren Ambiente wechseln. Im übrigen funktioniert der “Flurfunk”, der die Sekundarschule schlecht redete, explicit der CDU-Stadtrat Schmalt, seines Zeichens bis Ende des Schuljahres Konrektor der Realschule Hückeswagen: die Besonderheiten der Schulform wurden überall und besonders in seiner “Altherrenpartei” schlecht geredet. 

Wegen mangelnder Anmeldezahlen hat die Verwaltung jetzt vorgeschlagen, am jetzigen Standort eine Gesamtschule (Sekundarschule plus Sekundarstufe 2) zu realisieren, weil das (nach Berechnung eines Gutachters) 30 Millionen Euro billiger sei als eine neue, moderne und energetisch neutrale Schule.

Wer jemals im Bestand umgebaut hat, sagt anschließend, dafür hätte ich glatt einen Neubau realisieren können. Energetisch bekommt man ohnehin einen Altbau nicht auf den modernen Standard. Brandschutz, Behinderteneignung, ansprechende Toiletten etc. Und in 10 Jahren muss “nachgebessert” werden.

ALLE Stadtverordnete (außer den Grünen) haben der Verwaltung die Geschichte “abgekauft” und für deren Vorschlag gestimmt (weil “viel billiger”).Die handelnden Personen in Verwaltung und den Fraktionen sind in zehn oder mehr Jahren “weg vom Fenster”, aber wir haben dann für unsere kommenden Schülergenerationen immer noch eine “zusammengestückelte Notlösung” (besonders im Hinblick auf die derzeitige Energiekrise vollkommen unverständlich).

Trotz eindringlicher Bitten des Lehrpersonals, der Elternschaft, eines Brandbriefes des ehemaligen Studienrates des Gymnasiums, Günter vom Stein, erfolgt kein Umdenken. Ich verwette meinen A…llerwertesten, dass ein einflussreichen Investor im Hintergrund schon seine Zusagen für eine Wohnbebauung auf dem städtischen Filetgrundstück Rot-Kreuz-Straße hat.

Das Elend betrifft ja nicht nur die jetzigen Grundschüler, sondern ALLE zukünftigen jungen Wermelskirchener:innen, die in den kommenden 40/50 Jahren eine adäquate weiterführende Schule in Wermelskirchen besuchen möchten.

Mich macht die Situation echt wütend: Ich war alleinerziehende Mutter und hätte mir eine solche Schulform für meine Kinder gewünscht! Es geht vermutlich den meisten Alleinerziehenden ohne “helfendes familiäres Umfeld” bzw. den Kindern von Eltern mit Migrationshintergrund, die als “Schüler zweiter Klasse” durchgehen, so.

Aber: Kinder sind unsere Zukunft. An deren Bildung und Ausbildung darf auf keinen Fall gespart werden.

*Ilo Kirsten-Polnik war bis zur vergangenen Kommunalwahl Stadtverordnete von Bündnis 90 / Die Grünen

Kommentare (3) Schreibe einen Kommentar

    • Thielo
    • 14.07.22, 20:19 Uhr

    Leider kann man Ihre Ausführungen nur unterstreichen. Soviel Borniertheit und Arroganz seitens der Entscheidungsträger ist einfach unglaublich! Sachverstand und Weitblick sucht man hier vergeblich. Und wenn gute Vorschläge aus der falschen Ecke kommen, werden sie sowieso gleich abgebügelt. Was die Pläne für das Gelände an der Rot-Kreuz-Straße angeht, setze ich übrigens meinen Hintern als Wetteinsatz dazu! Über Politikverdrossenheit muss sich niemand wundern.

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    • Mike Galow
    • 14.07.22, 21:43 Uhr

    Da ich hier leider keinen Screenshots aus dem Protokoll posten kann, habe ich mal den genauen Wortlaut aufgeschrieben.

    — 4. Der Rat der Stadt beschließt mehrheitlich mit 38 Ja-Stimmen (16 CDU, 9 SPD, 3 Bürgerforum, 4 FDP, 3 Freie Wähler,2 AfD, 1 Zukunft Wermelskirchen) 8 Nein-Stimmen (7 Bündnis 90/ Die Grünen,1 Zukunft Wermelskirchen) und 3 Enthaltungen (2 Bündnis 90/ Die Grünen, Herr Mike Galow) am jetzigen Standort der Sekundarschule eine mindestens 4-zügige Gesamtschule mit Ganztagsbetrieb an dem Standort Wirtsmühle Straße 12 zum Schuljahr 2023/2024 einzurichten. –

    Die Aussage von Frau Ilo Kirsten-Polnik, dass nur die Grünen dagegen gestimmt haben, ist falsch. Des Weiteren ist Frau Ilo Kirsten-Polnik zwar kein Ratsmitglied mehr, aber Sachkundige Bürgerin und Fraktionsmitglied und nicht nur “Leserbrief- Schreiberin“. Mein Abstimmverhalten war mit anderen Linken und Sympathisanten aus WK abgestimmt und ich lasse mir nicht öffentlich unterstellen, dass ich für die Gesamtschule an der Wirtsmühle gestimmt und damit unsere internen Absprachen gebrochen habe. Die Linke hat sich öffentlich für den Standort Rote-Kreuz- Straße ausgesprochen.

    Warum habe ich mich enthalten und nicht dagegen gestimmt? Es sollte jedem klar sein, dass die neue Gesamtschule so oder so an der Wirtsmühle entstanden wäre. Wie hätte man an der Rote-Kreuz- Straße ohne Schulgebäude eine neue Schule einrichten sollen? Logisch, oder? Da vorher in Punkt 1 einstimmig beschlossen wurde, ab 2023/24 mit der Schule zu beginnen, hätte eine Mehrheit mit Nein- Stimmen das ganze Projekt kippen können. Es kann doch nicht allen Ernsts davon ausgegangen werden, dass man so einen Neubau innerhalb eines Jahres hochziehen kann. Der erste Eklat wäre perfekt gewesen.

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    • Mike Galow
    • 15.07.22, 11:08 Uhr

    Nachtrag: Nicht Punkt 1, sondern Punkt 2. Fehler von mir, sorry.

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