Podiumsdiskussion über Sprache und Rassismus: „Die Intention entscheidet nicht was rassistisch ist, sondern die Wirkung“

Auf YouTube diskutierten Ciani-Sophia Hoeder, Dunja Ramadan, Maurice Soulié und Sabrina Rahimi.

Rheinisch-Bergischer Kreis | Die Verbindung von Sprache und Rassismus muss in unserer Gesellschaft intensiver diskutiert werden und zudem ist es notwendig, mehr für die Macht von Sprache zu sensibilisieren, da sie Wirklichkeiten und Lebensrealitäten schafft. Zu diesen Ergebnissen kamen die Teilnehmenden der digitalen Podiumsdiskussion „Sprache und Rassismus“, in die sich fast 50 Interessierte auf YouTube klickten.

Veranstaltet wurde die Runde durch die Integrationsräte der Städte Bergisch Gladbach und Leichlingen, den Fachdienst für Integration und Migration der Caritas RheinBerg, die Aktion Neue Nachbarn des Erzbistums Köln im Rheinisch-Bergischen Kreis und das Kommunale Integrationszentrum des Rheinisch-Bergischen Kreises. Die Servicestelle Antidiskriminierungsarbeit Leichlingen/Rheinisch-Bergischer-Kreis stand ihnen dabei zur Seite.

Auf YouTube diskutierten die Gründerin von RosaMag, Ciani-Sophia Hoeder, die Journalistin und Autorin Dunja Ramadan sowie Bildungsreferent und Poetry-Aktivist Maurice Soulié gemeinsam mit der Moderatorin Sabrina Rahimi über die Auswirkung von rassistischer Sprache und die Bedeutung rassismuskritischer Sprache in Deutschland. Die drei Teilnehmenden zeigten sich einig, dass durch das Nichtbenennen von Rassismus und den damit einhergehenden Erfahrungen die Lebensrealitäten der betroffenen Menschen unsichtbar bleiben. 

„Sprache ist machtvoll. Sprache schafft Wirklichkeiten und Realitäten. Es gibt immer noch für manche Gruppen viele ausgrenzende, gewaltvolle Bezeichnungen“, erklärte Ciani-Sophia Hoedert. In ihren Ausführungen machte sie zudem deutlich, dass lange Zeit über die Angemessenheit von Fremdbezeichnungen für bestimmte Gruppen von Menschen nur seitens der Mehrheitsgesellschaft entschieden worden sei. Hier nimmt Ciani-Sophia Hoedert inzwischen einen Wandel wahr, da „durch die Medien nun auch die Perspektiven von diskriminierten Menschen in die Öffentlichkeit transportiert werden.“ Dies führt nach ihrer Meinung aber wiederum dazu, dass viele Menschen das Gefühl hätten, ihnen würde etwas weggenommen, wenn bestimmte Begriffe, die nun als unangemessen und diskriminierend wahrgenommen würden, nicht mehr verwendet werden sollten.

Die Rolle der Medien und deren Verantwortung beleuchtete Dunja Ramadan und sprach dabei die Verwendung von Wörtern an, die Rassismus reproduzieren können. Daher wünscht sie sich ein Bewusstsein dafür, eine bestimmte Sprache im journalistischen Alltag zu nutzen. Bei der Verwendung der Worte „Menschen mit Einwanderungsgeschichte“ fragt sie sich beispielsweise, ob es „denn für die Geschichte relevant ist, wo die Eltern geboren sind? Warum muss das von einer Journalistin oder einem Journalisten erwähnt werden?“ Dunja Ramadan brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass in Zukunft eine postmigrantische Perspektive im journalistischen Alltag zur Normalität wird.

Auch Mourice Soulié berichtete eindrucksvoll über seine Erfahrungen, die er während seiner Workshops bezüglich der Herkunftsfrage und der beliebten Phrase „Das wird man doch wohl noch fragen dürfen oder sagen können“ gemacht hat. „Ich sehe, dass sich ganz viele Menschen dabei schwertun, sich von der Idee zu lösen, dass sie aus einer guten Intention fragen und doch bloß neugierig sind. Sie fühlen sich dann oftmals ungerecht behandelt, wenn ihnen gespiegelt wird, dass ihre Aussagen andere Menschen verletzen. Die Intention entscheidet nicht was rassistisch ist, sondern die Wirkung“, machte er deutlich.

Lebhafte Diskussion via Chat

In der zweiten Hälfte der Veranstaltung gingen die Diskussionsteilnehmenden auf Fragen aus dem Chat ein. Dabei wurde unter anderem über den Umgang mit diskriminierenden Bezeichnungen in kulturellen Werken wir Kinderbüchern oder Theaterstücken gesprochen.

Im Lauf der Diskussion wurde darüber hinaus deutlich, dass es kaum möglich ist, über Sprache und Rassismus zu sprechen, ohne über die kolonialistische Herkunft vieler Begriffe nachzudenken. Das bedeutet aber auch, dass wir uns in Deutschland mit unserer eigenen Geschichte und dem Umgang mit den betroffenen Menschen auseinandersetzen müssen.

Die Diskussion lieferte wichtige Impulse für die Rassismus-Diskurse und für einen respektvollen gesamtgesellschaftlichen Umgang mit Sprache und Rassismus.

Die gesamte Podiumsdiskussion können sich Interessierte unter www.aktion-neue-nachbarn.de/youtube ansehen

Beitragsfoto (Screenshot) © RBK

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