Tag der Pressefreiheit

VON WOLFGANG HORN

Eben, am Tag der Pressefreiheit, ist, aus gesundheitlichen Gründen, wie verlautbart, der Generalsekretär der CSU, Stephan Mayer, zurückgetreten. Die „gesundheitlichen“ Gründe sind indes die massive Bedrohung und Erpressung eines Journalisten der „Bunten“. Diesem Journalisten habe der vor Wut blinde Politiker mit „Vernichtung“ gedroht: “Ich werde Sie vernichten. Ich werde Sie ausfindig machen, ich verfolge Sie bis ans Ende Ihres Lebens. Ich verlange 200.000 Euro Schmerzensgeld, die müssen Sie mir noch heute überweisen.” So zitiert etwa NTV den Spitzenchristsozialen. Es geht um einen achtjährigen unehelichen Sohn des Generals der CSU. Für den soll an Mayers Stelle dessen Vater für den Unterhalt aufkommen. In den sattsam bekannten Fensterreden auch des Stephan Mayer ist immer von der Bedeutung der Familie die Rede, daß die Menschen Vorrang haben, daß Kinder das höchste Gut und größte Glück sind. Von wegen.

“Vernichtungsdrohungen gegen Journalisten durch einen Repräsentanten unseres Parlamentes, also eines Verfassungsorgans, sind ein unerhörter Verstoß gegen die demokratischen Spielregeln und die politische Kultur in unserem Land”, sagte Burda-Vorstand Philipp Welte. “Das können und dürfen wir als freie Presse nicht tolerieren.”

Christlich. Sozial. Von wegen. Stephan Mayer ist ja nicht irgendein hinterwäldlerisch-minderbegabter Grobian aus den Bergen, den lediglich der Zufall an die Spitze des CSU-Hauptquartiers gespült hat. Der offiziell ledig-kinderlose Antreiber der bayerischen Christenpartei hat sich seinen Posten schon redlich verdient. Er ist keine Ausnahme, keine Negativabweichung einer ansonsten formidablen Auslese. Nun kann man nicht aus seinem Status als unverheirateter Vater schließen, daß sich dieser Mann nicht im Griff hat. Aber aus seiner Tirade und Verfolgung eines Journalisten, der über die Vaterschaft berichtet, kann man schließen, daß dem Mayerstephan die Verfassungsgrundsätze nicht immer geläufig sind, daß er nicht, wie weiland der Innenminister Höcherl zu formulieren beliebte, den ganzen Tag mit dem Grundgesetz unter dem Arm herumlaufe. L’etat c’est moi, nicht wahr, Mayerstephan. Vor allem, wenn einen die Wut packt. Dann kann man schon mal die Vernichtungsphantasien ausbreiten, die ansonsten wohl in den eigenen vier Wänden bleiben. Und schließlich: Was kann der Mayerstephan schon dafür, daß heute Tag der Pressefreiheit ist. Demokratische Spielregeln? Politische Kultur? Was für ein Schmarren.

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