Der Emil – mal wieder

Ein Wort zum Montag, dem 31. Januar 2022 

VON CORNELIA SENG

Emil ist unser erstes Enkelkind. Entsprechend begeistert sind seine Großeltern. Jetzt ist er acht Monate alt. Die gewachsene Beweglichkeit steigert seine Weltreichweite enorm. Wie interessant alles um ihn herum ist! Am liebsten ist er auf dem Arm, auf Augenhöhe sozusagen. „Was der für ein Vertrauen hat, dass wir ihn halten und nicht fallen lassen“, bemerkt meine Tochter. Vertrauen im Leben, Vertrauen, nicht fallen gelassen zu werden – hat Jesus deshalb die Kinder als Beispiel hingestellt? Wer der Größte sein will im Himmelreich, der soll wie ein Kind werden, sagt er den Jüngern (Mt 18,2f). Emil hat Vertrauen. Vertrauen macht neugierig aufs Leben. 

In meinem fortgeschrittenen Alter weiß ich: Gehalten zu werden im Leben ist nicht dasselbe, wie Glück zu haben. Auch wo das Leben eine Kurve machte, die nicht geplant war, bin ich gehalten worden in meinem Leben. Die Kurven waren nicht immer einfach, aber jetzt gehören sie zu meinem Leben. Mit ihnen hat das Leben Form gewonnen und – Tiefe. 

Und noch eins fällt mir auf an Emil: Er ist völlig frei von Sorgen. Während ich mir Sorgen mache um seine Zukunft – wie wird das Leben auf dieser Erde sein in dreißig oder fünfzig Jahren? – ist er wortwörtlich quietschvergnügt. „Sorget nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?“ Auch das hat Jesus gesagt. Und Emil scheint es viel besser verstanden zu haben als ich. 

Kann man auch im Alter so vertrauensvoll leben? Ehrlich gesagt: Ich übe es immer noch. Und ich bin gespannt herauszufinden, wie es geht. Gerade jetzt im Alter.

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